Attendorn. Der Attendorner (19) arbeitet in einem besonderen Restaurant. Er widerspricht den Vorurteilen, dass Bezahlung und Arbeitszeit schlecht sind.
Natürlich weiß Benedikt Rohrmann um die Probleme in der Gastronomie-Branche. Schlechte Bezahlung, stressiger Arbeitsalltag, Schichten bis tief in die Nacht und auch am Wochenende, wenn seine Freunde feiern gehen. Für den 19-jährigen Attendorner, der für sein junges Alter enorm aufgeräumt wirkt und sehr genau weiß, was er im Gespräch mit dieser Redaktion von sich gibt, sind es jedoch weniger Probleme als viel mehr Vorurteile, die gar nicht zutreffen. Zumindest nicht in seinem Fall. „Ich möchte die Chance nutzen, um mal damit aufzuräumen, dass wir hier Klischee-Arbeit leisten. Ich möchte gerade jungen Menschen die Angst vor der Gastronomie-Szene nehmen.“
+++ Hier finden Sie eine Übersicht zu den coolsten Jobs im Kreis Olpe +++
Die Botschaft, die der junge Mann aus der Hansestadt vermitteln möchte: Es lohnt sich, als Kellner in einem Restaurant, in einer Kneipe oder einer Bar zu arbeiten. So wie er im „der Gast“ an der Stadthalle. „Ich habe hier enorm viel gelernt. Aus meiner Sicht ist die einzige Voraussetzung, die ein angehender Kellner mitbringen sollte, Empathie. Alles andere kann man lernen. Diese Branche spricht ein sehr breites Spektrum an“, sagt Rohrmann selbstbewusst. Ein junger Mann bricht mehr oder weniger die Lanze für eine Branche, die wie kaum eine andere um Nachwuchs kämpft – und sie vielerorts nicht findet. Vielleicht, weil nicht jeder Pächter das Glück hat, einen Benedikt Rohrmann an seiner Seite zu wissen. Stefan Kranz, Betreiber der neuen Gastronomie an der Stadthalle, ist das bewusst.
+++ Lesen Sie hier: Neuer Ferienpark - Diese kuriose Klausel steht im Vertrag +++
Auf Mini-Jobber-Basis
Die Arbeit als Servicekraft erfüllt den 19-Jährigen. Und zwar jeden Tag aufs Neue. „Es ist einfach ein Traum. Wir arbeiten in einem sehr abwechslungsreichen Metier. Jeden Tag haben wir mit anderen Menschengruppen zu tun und man lernt immer wieder neue Gäste und Charaktere kennen. Darüber hinaus haben wir ein super Team“, sagt Rohrmann, der auf Mini-Jobber-Basis im „der Gast“ arbeitet. Und zwar immer dann, wenn es seine Zeit zulässt, also am Wochenende oder nach der Schule. Denn in erster Linie ist Rohrmann Schüler. An der Berufsschule in Olpe holt er derzeit sein Wirtschaftsabitur nach. Zuvor schloss er eine dreijährige Ausbildung zum Werkzeugmechaniker in einem Attendorner Unternehmen erfolgreich ab, zog dann jedoch die Reißleine. An der St.-Ursula-Realschule macht er zuvor seine Mittlere Reife.
+++ Das könnte Sie interessieren: Bürgerpark Attendorn: Viel Grün und ein besonderer Ausblick +++
Benedikt Rohrmann arbeitet seit einigen Jahren in der Gastronomie, zuletzt im Gasthaus an der Niedersten Straße in der Attendorner Innenstadt. Schon hier war Stefan Kranz sein Chef, ihm folgte er nun an die Stadthalle. An seine Anfänge kann sich der Berufsschüler noch gut erinnern: „Ich habe ein, vielleicht zwei Mal zur Probe gearbeitet und dann beschlossen: Das ist meins, das erfüllt mich komplett.“ Für einen Schüler sei die Bezahlung in Ordnung, das Arbeitsumfeld sowieso und auch die Flexibilität sei eine ganz Besondere, schwärmt Rohrmann: „Wenn ich in einer Klausurenphase steckte, ist es völlig in Ordnung, mal zwei Wochen gar nicht hier zu sein. Da fangen wir uns im Team super ab.“
Täglich ab 9 Uhr
Er genießt das Privileg, in einem Restaurant zu arbeiten, dass täglich ab 9 Uhr geöffnet hat und mit mehr als 50 Mitarbeitern in Voll- und Teilzeit im Schichtdienst arbeitet. „Dadurch können wir tatsächlich Rücksicht auf sämtliche Bedürfnisse nehmen“, ergänzt Pächter Stefan Kranz. Während der Schüler Rohrmann vorwiegend nachmittags und abends im Einsatz ist, arbeitet beispielsweise eine Mutter mit Schul- und/oder Kindergartenkindern eher vormittags.
Wenn man dem jungen Mann lauscht, könnte schnell der Eindruck entstehen: Für Benedikt Rohrmann gibt es keine Alternative zur Gastronomie-Branche. Doch die Frage zu seinen Zukunftsambitionen blockt der junge Mann geschickt ab: „Sie sind noch unklar.“ Und der Nachsatz: „Aber abgeneigt bin ich nicht. Schon gar nicht, wenn man bedenkt, dass ich den schönsten Ausblick über ganz Attendorn genießen darf.“ Nämlich vom Restaurant hinunter über die gesamte Kernstadt.
+++ Unternehmen-Pass +++
Name: der Gast GmbH
Mitarbeiter: 51
Branche: Gastronomie
Tarif: übertarifliche Bezahlung
Arbeitszeit: variabel und abhängig vom Arbeitsmodell
Arbeitsplatz: Küche, Theke, am Empfang oder im Service
Weiterbildungen: verschiedene Weiterbildungsangebote intern und extern
Adresse: der Gast GmbH, Breslauer Straße 40, 57439 Attendorn
Kontakt: www.dergast.de; Instagram: dergastattendorn