Attendorn. Der Netzbetreiber bereitet auf einem Attendorner Teilstück die Inbetriebnahme einer temporären Freileitung vor. So sieht der Zeitplan aus.

Wer mit dem Auto auf der Landstraße 697 von Attendorn nach Windhausen fährt, erblickt auf Höhe von Keseberg nicht nur die bestehende 220-Kilovolt-Stromtrasse, die der Netzbetreiber Amprion in den nächsten Jahren durch eine leistungsstärkere 380-KV-Leitung ersetzt. Der aufmerksame Autofahrer erblickt auch solche Masten, die noch gar nicht ans Netz angeschlossen sind, während der eigentlichen Neubauphase den Strom aber zuverlässig transportieren sollen. Noch in diesem Herbst soll diese temporäre Freileitung auf einem Teilstück des Attendorner Stadtgebiets den Betrieb aufnehmen.

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Auf Grundlage des Energieleitungsausbaugesetz (EnLAG) baut Amprion zwischen Kruckel bei Dortmund und Dauersberg in Rheinland-Pfalz auf einer Länge von 126 Kilometern eine neue Freileitung, die planmäßig 2026 an den Start gehen soll. Dabei quert der Netzbetreiber die Hansestadt. Im sogenannten Abschnitt B, der in Iserlohn startet, auf Höhe von Hebberg bzw. Lichtringhausen Attendorner Stadtgebiet betritt und am Baubetriebshof der Hansestadt endet, ist der von Amprion beauftragte Generalunternehmer gemeinsam mit lokalen Sub-Firmen seit rund einem Jahr mit den notwendigen Vorarbeiten beschäftigt. Im Januar 2022 hatte die Bezirksregierung die Genehmigung erteilt, den sog. Planfeststellungsbeschluss.

Freischnitt-Arbeiten abgeschlossen

Etwa die Hälfte der gut 20 provisorischen Masten im Abschnitt B auf Attendorner Gebiet stehen schon gut sichtbar in der Landschaft. Im Oktober, erklärt Amprion-Projektleiter Thomas Augustin, soll diese temporäre Freileitung im besagten Abschnitt in Betrieb gehen. „Genau dieser Moment wird ein Meilenstein für alle weiteren Arbeiten, die dann folgen.“ Denn anschließend kann nach und nach die alte Trasse abgebaut werden.

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Doch soweit ist der Netzbetreiber noch nicht. Bis Ende Februar waren die Unternehmen mit Grün- und Freischnitt-Arbeiten beschäftigt. Ein Beispiel nennt Projektsprecherin Mariella Raulf: „Wir müssen alle Bäume wegnehmen, die leitungsgefährdeten sind.“ Diese Arbeiten sind nun abgeschlossen, auch mit Blick auf Vegetationsschutzmaßnahmen oder Brutzeiten. Nun geht’s zum einen darum, die Wege zu den Masten herzustellen, etwa durch Schotterwege, und darum, die Arbeitsflächen rund um die provisorisch aufgestellten Masten herzurichten, damit schweres Gerät und die Teile der Masten Platz haben. Diese provisorischen Masten stehen auf Schotterflächen und sind, weil sie eben nur für eine überschaubare Zeit von rund drei Jahren in der Landschaft stehen, mit schweren Platten fixiert.

„Attendorner Dialog“

Wenn im Herbst die provisorische Trasse, die zuletzt von einem Attendorner Bürger erfolglos beklagt wurde – konkret ging es um eine Grundstücksinanspruchname – steht, wird die alte Trasse abgebaut – und der Bau der 380-KV-Leitung kann beginnen. Zunächst mit den Fundamenten, anschließend mit dem Verfüllen der Baugrube, dann mit den Gründungsarbeiten der neuen Masten. In einem nächsten Schritt schließt sich die eigentliche Mastmontage an. Wichtig hier: Nach dem sog. „Attendorner Dialog“ setzt die Amprion nicht mehr auf den von ihr zunächst favorisierten Masttyp Donau, sondern auf die höhere Form Tonne, die vor allem größere Abstände zur Wohnbebauung garantiert. Der Aufbau eines Mastes dauert bis zu zwei Tage. Steht der Mast, werden nach und nach die Leiterseile aufgezogen – das ist aufwändig und technisch anspruchsvoll. Im Abschnitt B entstehen auf knapp acht Kilometern 23 neue Masten.

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Die ganze Prozedur wird sich anschließend wiederholen, wenn Amprion den Abschnitt B verlässt und auf den Abschnitt C aufspringt. Dieser Abschnitt führt schließlich vom Baubetriebshof in Richtung Repetal, macht einen Bogen um Helden und zieht dann weiter in Richtung Olpe und Kreuztal. Doch bis hier die ersten provisorischen Masten stehen – oder gar die finale 380-KV-Leitung, werden noch einige Jahre ins Land ziehen.