Kreis Olpe. Die Verkehrsunfallzahlen haben 2022 im Vergleich zu 2021 stark zugenommen. Besonders tragisch: Es sind mehr Kinder verunglückt.

„Die Bekämpfung von Verkehrsunfällen, insbesondere der Unfälle mit schwerem Personenschaden, bleibt eine wichtige Aufgabe polizeilicher Arbeit. Präventive und repressive polizeiliche Maßnahmen und flächendeckende Verkehrsüberwachung sind daher auch zukünftig erforderlich.“ So kommentiert Landrat Theo Melcher die Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2022. In fast allen Bereichen gingen die Unfallzahlen im Vorjahresvergleich nach oben. Insgesamt 4197 mal krachte es im letzten Jahr auf den Straßen im Kreis Olpe, das sind 322 Unfälle mehr als ein Jahr zuvor.

Allerdings verweist die Polizei hier auf den Corona-Effekt. „2022 fand nahezu ohne coronabedingte Einschränkungen statt, so dass wieder mehr Verkehrsteilnehmende unterwegs waren. Zu erwarten war daher, dass sich die Zahl der Verkehrsunfälle gegenüber den Vorjahren wieder erhöhen würde“, so Melcher. Im Vergleich zu 2019, dem letzten Vor-Corona-Jahr, seien die Zahlen dagegen sogar positiv.

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Im Detail sieht das so aus: Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden stieg gegenüber dem Vorjahr von 360 auf 422 Unfälle an. Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Toten stieg sogar von vier auf sechs, die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Schwerverletzten von 73 auf 74, genauso wie die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Leichtverletzten von 283 auf 342. Immerhin: „Mit einer Verunglücktenhäufigkeitszahl (VHZ) von 394 liegt der Kreis Olpe bei 47 Kreispolizeibehörden in NRW im Landesdurchschnitt“, heißt es in der Unfallbilanz.

Unangepasste Geschwindigkeit war auch in 2022 wieder Unfallursache Nummer 1 (86 Unfälle), es folgen Vorrangmissachtung (65) und zu geringer Abstand (59). „Deswegen wird ein Schwerpunkt der polizeilichen Tätigkeit wieder im Bereich der Geschwindigkeitsüberwachung liegen“, so die Polizei Olpe.

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Besonders tragisch: 42 Kinder verunglückten im Jahr 2022 (29/2021), davon wurde ein Kind getötet, neun (3/2021) schwer- und 32 (23/2021) leicht verletzt. Besondere Unfallbrennpunkte oder Gefahrenstellen, an denen Kinder verunglücken, sind bei der Unfallauswertung nicht feststellbar. Der Großteil der Unfälle mit Personenschaden wurde durch Pkw-Fahrende verursacht, die Kinder auf dem Fahrrad oder als Fußgänger anfuhren. Drei Unfälle ereigneten sich auf dem Schulweg.

Die Gruppe der Jungen Erwachsenen (18 bis 24 Jahre) hat wiederum großen Anteil am Unfallgeschehen. Bezogen auf Verkehrsunfälle mit Personenschäden wurde mit 25 % (2021 ca. 29 %) fast jeder vierte dieser Unfälle durch junge Erwachsene verursacht. Der Anteil dieser Altersgruppe an der Gesamtbevölkerung im Kreis Olpe beträgt aber nur 8,5 %. Junge Erwachsene sind damit nach wie vor überproportional an Verkehrsunfällen beteiligt. 40 Prozent der Unfälle in dieser Altersgruppe fanden an Wochenenden statt. Die Gruppe bleibt weiter im Focus polizeilicher Kontrollen.

Problemstrecke L 687 hat sich zum Positiven entwickelt

Leider stieg auch die Anzahl der verunglückten Motorradfahrer im vergangenen Jahr deutlich von 32 auf 51. Es wurden 16 Menschen schwer verletzt. Bei gutem Wetter waren wieder mehr Kradfahrende auf den beliebten Motorradstrecken unterwegs (Problemstrecken sind: L711, L553, L880, L687 und L697). Die Entwicklung auf der L687 (Lenscheid) war positiv, hier gab es im vergangenen Jahr nur einen eigenverursachten Verkehrsunfall mit Personenschaden. „Das Streckenverbot bergauf am Lenscheid hat sich hinsichtlich der Unfallzahlen offensichtlich als geeignet erwiesen. Der Streckenabschnitt soll auch in diesem Jahr in der Zeit von 1. April bis zum 31. Oktober in eine Richtung an Feiertagen und Wochenenden gesperrt werden“, teilt die Polizei mit.

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Leider hält der Trend, dass immer mehr Pedelec-Fahrer mit ihrem E-Bikes verunglücken, an. Dabei wurden acht Personen schwer verletzt. Die Verunglücktenzahlen erhöhten sich somit von 17 im Jahr 2017 kontinuierlich auf nunmehr 37 im vergangenen Jahr. Von diesen Unfällen verursachten die Pedelecfahrenden -vorrangig Erwachsene und Senioren- mehr als die Hälfte, der größte Teil davon waren Alleinunfälle und ereigneten sich am Wochenende.