Drolshagen. Eigentlich wollte Michel Jabuinski Demetrio mit seinem Eiscafé in Drolshagen umziehen und sich so vergrößern. Doch aus diesem Plan wird nichts.

Was viele junge Familien derzeit davon abhält, sich ihren Lebenstraum von den eigenen vier Wänden zu erfüllen, sorgt jetzt auch dafür, dass Eiscafé-Besitzer Michel Jabuinski Demetrio (San Remo, Drolshagen) seinen Umzugsplan erst einmal in der Schublade verschwinden lässt. „Als ich 2020 ein auf Eiscafés spezialisiertes italienisches Planungsbüro beauftragt hatte, den Umbau im Erdgeschoss in der Brunnenstraße 1 zu kalkulieren, kam eine Summe von rund 150.000 Euro heraus, jetzt sind es 300.000 Euro.“ Vieles hätte neu gemacht werden müssen: Böden, Decken, Fliesen, Strom, die komplette Sanitäranlage, dazu die Eistheken und so weiter.

Teure Eismaschine

Nicht nur bei den Lebensmitteln und Eiszutaten schlägt die Inflation zu und macht alles teurer, sagt Michel Jabuinski. 2022 habe er eine neue Eismaschine gekauft. Kostenpunkt: 38.074 Euro, allerdings inklusive Mehrwertsteuer.

Zur Erinnerung: Jabuinskis Eiscafé befindet sich derzeit am hinteren Rand des Marktplatz in der Brunnenstraße 4. Umziehen wollte er in das alte Fachwerkhaus an der Ecke Brunnenstraße/Hagener Straße, also einen Steinwurf entfernt. Das hatte er 2018 gekauft.

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„Michel“, wie ihn die Drolshagener liebevoll beim Vornamen nennen, zuckt angesichts der exorbitanten Inflation nur mit den Schultern: „Wer soll das bezahlen?“ Dass er seinen Plan nicht schon 2020 umsetzte, hatte damals einen triftigen Grund: Die Corona-Pandemie hatte gerade volle Fahrt aufgenommen, und die gesamte Gastronomie musste erst einmal zuschließen. Damals bis auf weiteres. Und somit keine besonders zukunftsträchtige Grundlage für eine sechsstellige Investition. Auch, wenn das Erdgeschoss im Fachwerkhaus rund 105 Quadratmeter biete und somit Platz für rund 16 Tische, doppelt so viel wie in den rund 50 Quadratmetern, die das San Remo jetzt einnimmt.

Sonne und Eis auf dem Drolshagener Marktplatz: Michel Jabuinski Demetrio, hier mit Töchterchen Micaela. Im Hintergrund rechts sein Wohnhaus, in das eigentlich sein Eiscafé umziehen sollte, auf der anderen Straßenseite (Mitte) das Restaurant Schürholz.  
Sonne und Eis auf dem Drolshagener Marktplatz: Michel Jabuinski Demetrio, hier mit Töchterchen Micaela. Im Hintergrund rechts sein Wohnhaus, in das eigentlich sein Eiscafé umziehen sollte, auf der anderen Straßenseite (Mitte) das Restaurant Schürholz.   © WP | Josef Schmidt

Die Vorgeschichte: Drolshagens Bürgermeister Uli Berghof hatte nicht nur Michel Jabuinski dazu animiert, Fläche auf dem Marktplatz gastronomisch zu nutzen, sondern auch Tomislav Matic vom benachbarten Restaurant Schürholz. Nachdem Jabuinski das alte Fachwerkhaus in der Brunnenstraße 1 gekauft hatte, wollte er später auch mit seiner Eisdiele dorthin umziehen und sich direkt davor mit Tischen und Stühlen neben Matic auf dem Marktplatz niederlassen. Daraus wird jetzt erst einmal nichts. Während Matic nach mehreren ergebnislosen Anläufen im vergangenen Jahr mit einigen Tischen, Stühlen und Sonnenschirmen den Marktplatz für seine Außengastronomie erschloss, blieb Michel Jabuinski erst einmal, wo er das Eis-Café seit 2010 betreibt.

22 Tische zusätzlich auf Marktplatz

Allerdings durfte er in der Nähe des Markplatzbrunnens weitere 22 Tische plus Stühle aufstellen, was angesichts des zeitweiligen Kundenansturmes bitter nötig war: „Trotz der zusätzlichen Tische sind bei schönem Wetter und an den Wochenenden oft alle Stühle besetzt“, kann sich der Eis-Spezialist mit Italienischen und brasilianischen Wurzeln über Resonanz nicht beklagen. Und deshalb rüstet er für die nahende Speiseeis-Saison noch einmal nach: „Ich habe weitere sechs Tische und 24 Stühle bestellt. Allein das kostete fast 4.000 Euro.“ Eine sicherlich lohnende Investition, denn „Michel“ hat allen Grund, optimistisch zu sein, dass die Erfolgsgeschichte des San Remo in Drolshagen fortgeschrieben wird.

Inflation überall spürbar, Eispreis bleibt trotzdem stabil

Ganz wichtig für die Drolshagener Fans des San Remo: Der Eismacher will trotz aller Inflation und der Preisexplosion auch auf dem Lebensmittelsektor den Preis fürs Bällchen Eis stabil halten: „Die Kugel Eis kostet 1,30 Euro, und dabei bleibt es“, verspricht er, „und das bei gleichbleibender Qualität.“ Obwohl die Basis-Zutaten deutlich teurer geworden seien: „Als ich 2010 hier eröffnet habe, hat das Kilogramm Zucker 49 Cent gekostet, jetzt fast 1,70 Euro.“ Die Kugel Eis habe es damals für 70 Cent gegeben.

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Aber auch die Preise für Milch oder andere Zutaten hätten sich schnurgerade himmelwärts entwickelt. Dazu die Energiekosten: „In 2022 habe ich 600 Euro pro Monat für den Strom bezahlt, jetzt 1.000 Euro“, zuckt Michel Jabuinski mit den Schultern. Die Preise fürs Eis einfach an die Kunden weitergeben, wolle er trotzdem nicht. Das könne auch nach hinten losgehen.

Erdgeschoss wird auch vermietet

Das Erdgeschoss der Brunnenstraße 1 wird er jetzt vermieten, statt zur Eisdiele umzubauen. Nachdem die Deutsche Glasfaser dort Quartier bezogen hatte, im November 2022 aber wieder auszog, gebe es bereits drei Interessenten, die die Räumlichkeiten erneut als Büro- oder Gewerbefläche nutzen wollten. Umbauaufwand: überschaubar. Im ersten Obergeschoss wohnt Michael Jabuinski mit Ehefrau Rina und den zwei Kindern selbst, ganz oben die Etage ist seit Jahren vermietet.

Während wir miteinander sprechen, strahlt die Sonne wie an einem Sommermonat auf den Marktplatz, und die ersten Freiluft-Gäste des San Remo freuen sich auf ihr Eis oder den Cappuccino. Wenigstens die Sonne, so versichere ich ihm, ist und bleibt kostenlos.