Lennestadt/Attendorn. Eine komplette Zahnarztpraxis wurde in die Ukraine transportiert. Die Initiative „Lennestadt hilft...“ hatte den Transport organisiert.

Seit Ausbruch des Krieges hat es viele Hilfstransporte aus dem Kreis Olpe in die Ukraine gegeben - mit Hilfsgütern aller Art. Eine komplette Zahnarztpraxis dürfte bisher noch nicht dabei gewesen sein. Der Attendorner Zahnmediziner Dr. Heinz-Jörg Kost, der seine Praxis im Juni 2022 geschlossen hatte, hat die gesamte Praxiseinrichtung für die Kinderklinik in Charkiw im Osten der Ukraine gespendet. Vermittelt hatte dies der Attendorner Michael Bock, der erst im Januar noch selbst in Charkiw war. Mit im Boot bei dieser neuerlichen Spendenaktion ist die Initiative „Lennestadt hilft...“ die sich vor fast einem Jahr, kurz nach dem Ausbruch des Krieges gegründet hatte und mit zu einem kreisweit agierenden Netzwerk gehört.

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Mitte Januar hatten 16 freiwillige Helferinnen und Helfer aus Attendorn und Lennestadt, darunter auch einige geflüchtete Ukrainer, die Praxiseinrichtung abgebaut und zunächst in das Zwischenlager von Gerhard und Birgit Minkau in Attendorn gebracht. Sabine Schöpf von „Lennestadt hilft…“ hatte dies organisiert. „Wenn wir Helfer brauchen, dann reicht ein kleiner Aufruf im WhatsApp-Status“, freut sich Sabine Schöpf über die immer noch große Solidarität und Hilfsbereitschaft.

Am Samstag, 4. Februar, wurden die Möbel, Praxisgeräte etc. in den Lkw von Michael Bockelkamp geladen. Der Spediteur aus Hülschotten hatte sich auf einen Aufruf gemeldet und war sofort bereit, den Transport ins 2600 Kilometer ferne Charkiw zu übernehmen. Seine Kunden unterstützten die Aktion mit Geld- bzw. Dieselspenden. Verladen wurden zusätzlich sieben Dialyse-Geräte, Arzneimittel und medizinisches Zubehör für Krankenhäuser in Kiew, die ein Arzt aus Leverkusen beisteuerte, der von der Aktion gehört und Sabine Schöpf kontaktiert hatte. Zusätzlich hatte das Orgateam zehn Säcke voll mit Kleidung für Babys und Kleinkinder gekauft. Gespendete Roll- und Toilettenstühle sowie zwei Laptops für die Klinik gehörten ebenfalls zur Fracht.

Mit beglaubigten Frachtpapieren ging die Fahrt am 5. Februar los – bis an die polnische Grenze. Dort beharrten die kleinlichen Zöllner auf weitere Papiere, die erst von der Kinderklinik, vom Arzt aus Leverkusen und auch von der Kirchengemeinde St. Bartholomäus Meggen, über die das Spendenkonto der Initiative läuft, zur Zollstelle nach Polen gemailt werden mussten. Das Prozedere bedeutete einen Tag Verzug. Sabine Schöpf kennt das Problem an der Grenze, erlebte es im Oktober letzten Jahres selber mit: „Ich habe den Eindruck, es ist wieder schlimmer geworden.“

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Am Mittwoch dann wurden die Dialysegeräte in Kiew an einige Krankenhäuser ausgeliefert, dann ging es weiter nach Charkiw zur Kinderklinik, wo Michael Bockelkamp und sein Beifahrer Thomas Ellinger von Dr. Konstantyn Pashchenko erwartet wurden. Am Donnerstag wurde der Lkw mit vielen fleißigen Helfern und starken Händen ausgeräumt. Am gleichen Tag begann bereits die Rücktour, am Freitagmittag passierten die Helfer aus dem Kreis wohlbehalten die ukrainisch-polnische Grenze. „Wir, das Team Lennestadt hilft # Viele Hände für die Hoffnung“ sagen allen ein großes Dankeschön. Es war ein weiteres Zeichen für unsere Freunde in der Ukraine ist, dass wir weiterhin für sie da sein werden,“ sagt Sabine Schöpf. Der nächste Transport wird bereits vorbereitet und soll Ende März, Anfang April starten.