Olpe. Das Ergebnis einer Umfrage war deutlich: Die überwältigende Mehrheit ist für den Bau von Tiny Houses. Die Stadtverwaltung sieht das ähnlich.
Das ist eindrucksvoll: Die Stadt Olpe hat die Bürgerinnen und Bürger gefragt, was sie vom neuen Trend der „Tiny Houses“ halten, und das Ergebnis kommt einem Erdrutsch gleich: Über 96 Prozent der Antworten sprechen sich für die winzigen Eigenheime aus, und das bei einer für derartige Umfragen durchaus stolzen Zahl von 737 Rückmeldungen. Judith Feldner, Technische Beigeordnete der Stadt, zeigt sich auf Nachfrage unserer Redaktion überrascht: „Ich hatte zwar damit gerechnet, dass eine Mehrheit sich dafür ausspricht, dass das aber so deutlich ausfällt, das hätte ich nicht gedacht.“
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Sie sieht das Ergebnis der Umfrage als Auftrag an die Verwaltung, den Bau von „Tiny Houses“ voranzutreiben. Eine entsprechende Beschlussvorlage für die bevorstehende Sitzung des Bau- und Planungsausschusses ist vorbereitet. „Wir wollen uns von der Politik die Zustimmung holen, hier tätig zu werden“, so Judith Feldner. Zum einen könne dies bedeuten, dass vorhandene, kleinere Baulücken geschlossen werden können: „So ein Tiny House lässt sich auch auf 150 oder 200 Quadratmetern errichten, wo ein herkömmliches Haus zu groß ist“, erklärt die Technische Beigeordnete. Zum anderen sei denkbar, bei der künftigen Ausweisung eines Baugebiets eine Fläche vorzusehen, auf der beispielsweise nicht zehn herkömmliche Ein-Familien-Häuser, sondern 30 Tiny Houses Platz finden.
72 Prozent der Teilnehmer gehen davon aus, dass günstige Baukosten für Tiny Houses sprechen, 73 Prozent finden, die zunehmende Zahl kleiner Haushaltsgrößen bzw. der Single-Haushalte seien das Hauptargument für die Mikrohäuser. Als Zielgruppe sehen 60 Prozent Menschen zwischen 20 und 35 Jahren, nur 48 Prozent erwarten, dass 35- bis 50-Jährige in Tiny Houses leben, aber 57 Prozent sehen hier 50- bis 65-Jährige und immerhin 53 Prozent auch Menschen über 65.
Lieber individuell planen
Bei der Frage, ob sich die Befragten individuelle Häuser vorstellen oder lieber eines in einer Siedlung beispielsweise von einem Bauträger geplant, liegen die Individualisten mit 48 Prozent vor den „Siedlern“ mit 31. Als ideale Grundstücksgröße stellt sich die große Mehrheit eine Fläche von 150 bis 200 Quadratmetern vor. Beim zu erwartenden Budget liegt die große Mehrheit bei 150- bis 200.000 Euro.
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Mit der Beschlussvorlage für den Bauausschuss will die Verwaltung erreichen, dass „der zukünftigen Prüfung der Baugebiete (Bestand und Neubau) auf planungs- und bauordnungsrechtliche Umsetzbarkeit von Tiny Houses sowie dem damit verbundenen Ausschluss der Umnutzung von Tiny Houses in Ferienhäuser zugestimmt“ wird. In Zeiten begrenzter Flächenangebote, steigender Zinsen und teurer Baumaterialien auf der einen und dem verstärkten ökologischen und nachhaltigen Bewusstsein auf der anderen Seite wachse allgemein das Interesse an den Minihäusern. „Die Tiny-House-Bauweise stellt eine zukunftsweisende Perspektive zu herkömmlichen Bauweisen dar“, so die Meinung der Verwaltung. Insbesondere vor dem Hintergrund knapper Bauflächen und der damit verbundenen allgemeinen Wohnraumknappheit bestehe die Möglichkeit, im Stadtgebiet neuen und vor allem ressourcen- und flächensparenden Wohnraum für die Bürger und Bürgerinnen zu generieren. „Die Kreisstadt Olpe sieht in dieser Bauweise die Möglichkeit, einen positiven Beitrag zum Klimawandel leisten zu können wie auch die Chance, nachhaltigen Wohnraum zur Verfügung stellen zu können. So wird angestrebt, eine führende Rolle im gesamten Kreisgebiet Olpe einzunehmen und die Tiny-House-Bauweise zukünftig auf ihre planungs- und bauordnungsrechtliche Umsetzbarkeit in Bestands- und Neubaugebieten zu prüfen und ggf. zu entwickeln.“