Silberg. Eigentümerwechsel mit Win-Win-Effekt beim Kulturgut Schrabben Hof in Silberg. Warum das Jahr für den Ort gut beginnt.

Es ist ein neues Kapitel in der unglaublichen Geschichte des Schrabben Hofes in Silberg. Seit Beginn des neuen Jahres ist der Kulturverein MuT Sauerland Besitzer des Hofes in der Dorfmitte. Der MiniCartClub Deutschland hat dem Verein das gesamte Anwesen mit allem Drum und Dran übertragen. Damit auch das frühere Wirtschaftsgebäude, die Tenne, wo eine Dorfkneipe im Erdgeschoss, ein Veranstaltungssaal im Obergeschoss, der Silberger Jugendtreff und die Werkstatt des MiniCartClubs, untergebracht sind.

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Es ist eine Win-Win-Situation für alle. Der gesamte Hof ist nun in einer Hand, der jetzt für seine vielfältigen, künstlerischen Aktivitäten noch mehr Platz zur Verfügung hat, und der Ort Silberg hat wieder eine regelmäßig geöffnete Dorfkneipe. Dort werden sich auch in Zukunft die gleichen Leute begegnen wie bisher. Nur eins ist ab sofort anders: Die Kneipe im Erdgeschoss heißt jetzt nicht mehr „Tenne“, sondern „Grube“. Dementsprechend wird sich auch die Deko in nächster Zeit verändern, angelehnt an die Silberger Bergbauzeit Ende des 19. Jahrhunderts, als hier Blei und Zink gefördert wurden.

Zum Anstoßen auf die „neue Zeit“ hatte Ulrike Wesely, die künstlerische Leiterin des Kulturguts, eine Flasche Sekt mitgebracht. Dass sie und ihr Team einmal eine Kneipe betreiben werden, daran hatte vor zehn Jahre, als MuT Sauerland in das Projekt „Schrabben Hof“ einstieg, wohl niemand gedacht. Andererseits ist es die logische Konsequenz der Entwicklung der letzten zehn Jahre, in denen sich der Hof zum Kulturzentrum der Gemeinde gemausert hat. Hunderte Veranstaltungen wurden in den angepachteten Räumen mit großem Erfolg durchgeführt, weitere hunderttausende Euro, darunter auch viele öffentliche Fördergelder, die MuT generieren konnte, in die Immobilie investiert.

In der Coronazeit, als der Dorftreff geschlossen blieb, machte sich der MiniCartClub Gedanken über eine nachhaltige Zukunft. Auch vor dem Hintergrund, dass die erfolgreiche Ära des MiniCart-Sports vorbei ist. „Warum sollen wir hier weiter mit zwei Vereinen und zwei Vorständen arbeiten“, bringt es Uwe Wagener, Ehrenpräsident des MiniCartClubs, auf den Punkt.

Endstation Regal: Die Rennwagen  des MiniCartClubs. 
Endstation Regal: Die Rennwagen des MiniCartClubs.  © Volker Eberts | Volker Eberts

Natürlich, so Wagener, habe man im Ort zunächst Überzeugungsarbeit leisten müssen, aber „alle sind nun froh, dass es jetzt weitergeht. Wir sehen ja, was Ulrike und ihr Team in den letzten Jahren hier geleistet haben“, so Wagener. Sigrid Baust, die mit Ulrike Wesely den geschäftsführenden Vorstand von MuT Sauerland bildet, sagte, dass es vor dem Gang zum Notar viele Gespräche gegeben habe. Dann war man sich einig: „Es ist eine Belastung, aber wir packen das an.“

Damit das gesamte Projekt auf eine tragfähige und breitere Basis gestellt wird, wird derzeit die Satzung des Vereins überarbeitet. Der Vorstand wird von vier auf 13 Mitglieder vergrößert, zwei Funktionäre des MiniCartClubs werden bei MuT ebenfalls Vorstandsposten übernehmen. Für alle wesentlichen Aufgabenbereiche im Zusammenhang mit dem Kulturgut wie Jugendarbeit, Catering, Marketing, Gebäudemanagement, Technik, Cultivarium, Kreativ-Werkstatt etc. wird es künftig kompetente Funktionsträger geben. Im Februar soll die neue Vereinsstruktur in einer Mitgliederversammlung festgezurrt werden.

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„Jetzt geht es darum, das Ganze mit Leben zu füllen“, sagt Ulrike Wesely. Das Marketingkonzept für die Kneipe „Grube“ im Erdgeschoss und die „Tenne“, einem großen Saal, voll ausgestattet mit Theke und Technik, steht bereits. Ab sofort ist die „Grube“ jeden Donnerstag von 19 bis 23 Uhr und jeden Freitag von 19 bis 1 Uhr geöffnet. Unter dem Stichwort „TennenJause“ soll es künftig saisonale kulinarische Events geben, zum Beispiel am 29. Januar eine Wanderung mit anschließendem Grünkohlessen. Am 12. Februar, wenn das Museum und das Café zum ersten Mal in diesem Jahr wieder öffnen, dann wird Eisbein mit Sauerkraut serviert. Am Donnerstag, 16. Dezember, steigt die erste Altweiber-Party in der Tenne. Das alles natürlich neben dem „normalen“ Programm auf der Theaterbühne und den anderen Unternehmungen.

Grube heißt jetzt die Dorfkneipe auf dem Schrabben Gut  in Silberg 
Grube heißt jetzt die Dorfkneipe auf dem Schrabben Gut in Silberg  © Volker Eberts | Volker Eberts

Natürlich sollen „Grube“ und „Tenne“ nicht nur gastronomisch, sondern auch für künstlerische Events genutzt werden. Alle Räume können auch für private oder Firmenevents angemietet werden.

Die Einnahmen aus dem gastronomischen Angebot fließen in die Finanzierung weiterer Projekte, denn noch ist auf Schrabben Hof noch lange nicht alles fertig. Weiterhin bleibt der Verein auf „MuTige“ Partner, die finanziell und mit Rat und Tat zur Seite stehen, angewiesen.

Mindestens genau so wichtig bleibt die große Unterstützung durch die ehrenamtlichen Helfer und Fans, die aus der ganzen Region kommen, viele auch aus dem Siegerland. „Auf meiner Ehrenamtsliste stehen 80 Namen“, sagt Ulrike Wesely. Bisher, so Sigrid Baust, habe es noch keine Personalengpässe gegeben. Und wenn doch? „Dann ruf’ ich Hilfe und dann kommen die Silberger“, sagt Ulrike Wesely, die selbst in Silberg wohnt und weiß, auf wen sie sich verlassen kann.

Chronik der Erfolgsgeschichte:

Nach dem Tod der letzten Eigentümerin und Bewohnerin erwarb die Gemeinde Kirchhundem den Hof. Im Haupthaus wurde das Gemeindeheimatmuseum eingerichtet.

2002 verkaufte die Gemeinde den Hof mit sämtlichen Gebäuden an den BobbyCarClub Deutschland e.V., später MiniCartClub Deutschland e.V. mit Sitz in Silberg, für den symbolischen Preis von 1 Euro, der bis heute mehr als 500.000 Euro in den Hof investierte.

2012 pachtete der Kulturverein MuT Sauerland e.V. zunächst das Hauptgebäude, dann auch das historische Backes-Gebäude und eine Scheune an, um dort verschiedene Kultur- und Naturprojekte zu entwickeln und eine Theaterbühne aufzubauen. Diese wurde 2017 eröffnet.