Finnentrop. Um die Benennung der neuen Erschließungsstraße hatte die Politik noch gerungen. Sie folgte am Ende einem Vorschlag der Freien Wähler.

Die Gemeinde Finnentrop wird in diesem Jahr ein neues Baugebiet unterhalb des „Galgenkopfes“ mit insgesamt 23 Grundstücken erschließen (Vorderster Schee II) – und zwar nicht weit entfernt vom Rathaus im Kernort Finnentrop. Noch im Januar plant die Verwaltung mit der Auftragsvergabe, damit die Erschließung der bislang landwirtschaftlich genutzten und im Gemeindeeigentum befindlichen Fläche zwischen Birkenstraße, In der Mark und Mozartstraße beginnen kann. Genau dies soll im Sommer geschehen. Vergeben werden unter anderem der Bau von Kanälen für Regen- und Schmutzwasser. Allein für die Erschließung dieses Baugebietes stehen eine halbe Millionen Euro im Haushalt 2023 bereit.

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Der Großteil der Baugrundstücke, 19 an der Zahl, soll über eine neue Straße erschlossen werden, die quer durch das neue Baugebiet verlaufen wird. Die vier restlichen Grundstücke werden direkt von der Birkenstraße erschlossen. Zunächst jedoch plant die Gemeinde mit einer vier Meter breiten Baustraße, die an ihrem Ende über einen kleinen Wendehammer verfügen wird. Ein Gehweg soll erst später im Zuge des Endausbaus erstellt werden. Die Gemeinde kalkuliert hierbei mit Kosten in Höhe von rund 265.000 Euro. Um die Namensgebung dieser neuen Straße hatte die Finnentroper Lokalpolitik zuletzt noch gerungen. Die CDU-Mehrheitsfraktion hatte zunächst dafür plädiert, die Straße nach einem bekannten Musiker oder Komponisten zu benennen und dabei an Felix Mendelssohn gedacht. Damit hätte sich die neue Straße in ihre Umgebung gut eingefügt, gibt es im direkten Umfeld etwa die Mozart- oder Beethovenstraße.

Vollmert: „Ein starkes Signal“

Die Freien Wähler aus Finnentrop hatten jedoch Abstand davon genommen und beantragt, die neue Straße nach der Ordensschwester Maria Autsch, auch bekannt als der „Engel von Auschwitz“, zu benennen. Sie wuchs in der Gemeinde Finnentrop auf. Und zwar mit folgender Begründung: „Nach unserer Auffassung ist es gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, durch diese Auswahl ein markantes Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen. Die Würdigung von Maria Autsch wäre ein starkes Signal“, schrieb damals Christian Vollmert, Fraktionschef der Freien Wähler, an seine beiden Kollegen von CDU und SPD und warnte davor, wie vor einigen Jahren wieder eine politische Debatte um die Benennung von Straßen anzustoßen.

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Damals hatte es nämlich Streit um zwei Straßen in Bamenohl gegeben, die benannt wurden nach Josefa Berens und Maria Kahle – zwei Heimatdichterinnen, denen nationalsozialistisches Gedankengut nachgesagt wurde. Vielleicht auch deswegen stimmten SPD und CDU in der letzten Gemeinderatssitzung dem Vorschlag der Freien Wähler zu.

Ob im ersten Aufschlag alle 23 Baugrundstücke direkt an den „Mann“ gehen, das kann und will Bauamtsleiter Uli Hilleke mit Blick auf die aktuell hohen Baukosten und auf die wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen derzeit noch nicht sagen. Die Gemeinde hat bereits alle Interessenten des neuen Baugebietes angeschrieben und nachgefragt, ob das Interesse an einem Grundstück weiterhin vorhanden sei. Noch läuft diese Befragung zwar, zu einem ersten Fazit lässt sich Hilleke aber doch hinreißen: „Die Resonanz ist stärker als wir gedacht oder befürchtet haben.“ Es sieht also gut aus, dass nach der Erschließung des Baugebietes viele Familien ein neues Zuhause unterhalb des „Galgenkopfes“ finden.