Kreis Olpe. Dr. Martin Junker aus Olpe attackiert den Städtetag-Geschäftsführer, weil die Arztpraxen länger öffnen sollen - auch an Feiertagen.

Die Forderung des Deutschen Städtetages nach einer längeren Öffnung der Arztpraxen auch noch nach 18 Uhr und an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen bringt Dr. Martin Junker auf die Palme. Der Hausarzt aus Olpe und Leiter der Bezirksstelle Lüdenscheid der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, schreibt in einer Stellungnahme an den Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy: „Da haben Sie aber schön, passend zur Weihnachtszeit und vor Ihrem eigenen Urlaub zwischen den Tagen, nicht nur ins Fettnäpfchen sondern in eine Jauchegrube getreten. Sie sollten sich schämen, eine so unüberlegte und diffamierende Meldung, auch noch im Namen des Städtetags herauszugeben und über 150.000 niedergelassene Praxen aller Fachrichtungen in dieser entwürdigenden Form zu verhöhnen.“

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Die Krankenhäuser würden auf Grund der Personalausfälle einfach ein oder zwei Stationen ablehnen und sogar Patienten-Aufnahmen zurückweisen: „Wenn wir in den Praxen von drei medizinischen Fachangestellten zwei krank haben, schließt keine Praxis! Vielleicht ein weiterer Hinweis: Eine Patientin hat vorige Tage vor einer Kinderklinik vier Tage (!) mit ihrem Kind im Auto übernachtet, da eine stationäre Aufnahme abgelehnt wurde und sie nicht stattdessen in eine entferntere Großstadt oder anderswo wollte, aber täglich dem Kind eine Chemotherapie-Infusion gegeben werden musste.“

Dr. med. Martin Junker, Olper Hausarzt und Leiter der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, Bezirksstelle Lüdenscheid.
Dr. med. Martin Junker, Olper Hausarzt und Leiter der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, Bezirksstelle Lüdenscheid. © WP | Josef Schmidt

Dies würde in einer niedergelassenen Praxis nie passieren, betont Dr. Martin Junker: „Ich sehe nicht ein, dass für die jahrelang bekannte und sich nunmehr auch von der Öffentlichkeit registrierte, desolate Gesundheitspolitik die Niedergelassenen ihre Urlaubs- bzw. Freizeit opfern sollen.“

Zumutung und Frechheit

Und weiter: „Ich halte es für eine Zumutung und Frechheit, auf dem Rücken insbesondere der niedergelassenen Kinder- und Jugendärzte sowie der Hausärzte Mängel der Versorgungspolitik und der selbst von Minister Laumann

bemängelten Missachtung und Misstrauenskultur der Gesundheitsberufe auszutragen und dann sich hinterher zu brüsten, dass die Politik zusätzlich für eine Versorgung gesorgt hätte.“

Außer klugen Sprüchen habe er vom Deutschen Städtetag nichts zur Beseitigung der Nachfolge-Mangelsituation gehört: „Es ist beschämend, dass Ihnen und der Politik nichts anderes einfällt, als auf den Sicherstellungsauftrag der KV-en hinzuweisen. Aus einer leer gemachten Tasche können diese Nichts herzuzaubern.“

Dr. Martin Junker fordert von den Vertragsärzten Zivilcourage: „Müssen wir vor dieser Politik Angst haben? Es wird Zeit, der Öffentlichkeit und auch Ihnen endlich deutlich zu machen, wer denn wirklich die medizinische Versorgung der Menschen zu über 80 Prozent sichert.“

Alle Ärzte würden die vom Städtetag geforderten Maßnahmen ablehnen, unterstreicht Junker. Es gebe zahlreiche empörte Stellungnahmen. „Lange genug haben wir, die Ärzte, immer nur jede Fehlplanung ausgeglichen, als Dank dann die Ignoranz aller berechtigten Forderungen und Verhandlungsbrüskierungen“, meint der Olper Arzt.

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Abschließend schreibt er in seiner Stellungnahme an den Hauptgeschäftsführer des Städtetages: „Ich hoffe, dass Sie sich zukünftig vor solchen subjektiven Meinungsäußerungen besser informieren und hoffe, dass Sie sich im neuen Jahr einmal ernsthaft für die bessere medizinische Versorgung einsetzen und die Leistungsträger des Systems unterstützen statt Krankenhauskonzerne und sachunkundige Politiker.“ Er sei nun schon seit über 45 Jahren Landarzt und Bezirksstellenleiter einer Kassenärztlichen Vereinigung und wisse, wovon er rede, betont Dr. Martin Junker.

KInderarztpraxis öffnet

Derweil hat die Kinderarztpraxis in Olpe auf den Ansturm von Patienten reagiert und öffnet an den bevorstehenden Feiertagen. „Aufgrund der noch immer hohen Krankheitslast bei Kindern und den teilweise langen Wartezeiten im Notdienst haben wir uns entschlossen, unsere Praxis zu öffnen“, teilt die Praxis in den sozialen Medien mit. Die Öffnungszeiten sind wie folgt: jeweils von 8 bis 12 Uhr am 24. Dezember, 26. Dezember, 31. Dezember und 1. Januar. Weiter teilt die Olper Kinderarztpraxis mit: „Es können zu den genannten Zeiten alle Kinder, also auch aus anderen Praxen, vorstellig werden.“