Attendorn. Einen unglaublichen Fund machten die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Attendorner Tafel am Dienstag, als sie eine Lebensmittelkiste auspackten.
Die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Attendorner Tafel, die Lebensmittel an Bedürftige verteilen, staunten am Dienstag nicht schlecht, als sie eine gespendete Lebensmittelkiste voller Bananen öffneten: Denn unter dem Obst in der Kiste fanden sie seltsame Päckchen, die dort offensichtlich nicht hingehörten und die sie im ersten Augenblick auch gar nicht zuordnen konnten. Doch mittlerweile ist klar: Es handelte sich dabei um kiloweise Kokain, also Rauschgift.
„So etwas ist in der Geschichte der Attendorner Tafel auch noch nicht vorgekommen“, erklärt eine Sprecherin des evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg, zu dem die im Begegnungszentrum „Lebensfroh. Kirche im Laden“ im Schwalbenohl untergebrachte Tafel gehört. Weil den Mitarbeitern offenbar schimmerte, dass hier etwas nicht stimmt, riefen sie die Polizei.
Kein ungewöhnliches Transportmittel
Rainer Hoppmann, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Siegen, bestätigte im Gespräch mit unserer Redaktion den ungewöhnlicher Fund: „Das Kokain ist in einer gespendeten Bananenkiste aufgetaucht. Dabei handelt es sich um rund 14 Kilogramm Kokain. Das Rauschgift hat einen Marktwert von rund einer halben Million Euro.“ Nachdem die dortigen Mitarbeiter den sensationellen Fund gemacht und die Polizei verständigt hätten, seien die Ermittlungen aufgenommen worden, die in vollem Gange seien. Die Bananenspende stamme aus einer Lebensmittelkette, die auch im Kreis Olpe eine Filiale habe. Hoppmann: „Grundsätzlich hätte es auch schon im Markt entdeckt werden können, dass es jetzt in der sozialen Einrichtung erst auffiel, ist Zufall.“
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Dass es im Zuge von Obst- und Gemüsetransporten insbesondere aus Übersee schon mal zu solchen Verwechslungen komme, sei zwar selten, aber den Ermittlungsbehörden auch nicht völlig unbekannt. „Ungewöhnlich ist natürlich, dass so etwas im Kreis Olpe passiert ist“, so der Staatsanwalt. Er könne allerdings nicht bestätigen, dass es tatsächlich ein Transport beispielsweise aus Südamerika gewesen sei: „Das ermitteln wir derzeit ja.“ Bananenkisten seien erfahrungsgemäß kein ungewöhnliches Transportmittel für Rauschgift.
Inzwischen hat die Dienststelle zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität der Polizei Hagen die weiteren Ermittlungen übernommen. Dass die Spezialisten sich des Falls annehmen lässt schon darauf schließen, dass man hier keinesfalls davon ausgeht, dass hier einem kleineren Dealer Drogen abhanden gekommen sind. Funde wie diese seien zwar keinesfalls Alltag, „aber sie kommen immer mal wieder vor“, bestätigt Tino Schäfer, Sprecher des Polizeipräsidiums Hagen die Einschätzung von Staatsanwalt Hoppmann. „Und tatsächlich sind es oft Bananenkisten, in denen die Drogen transportiert werden, weil die aus Südamerika exportiert werden und von dort auch oft Kokain illegal eingeschleust wird.“ Dabei komme es dann immer wieder trotz des erheblichen Werts der Drogen zu Irrläufern.
In Siegen gefundenes Kokain landet in Müllverbrennungsanlage
So wie im Jahr 2018 nicht so weit entfernt von Attendorn in Siegen. Damals fanden Mitarbeiter eines Fleischverarbeitungsbetriebs beim Auspacken angelieferter Tiefkühlware aus Brasilien verdächtige Pakete und informierten die Polizei. Und tatsächlich handelte es sich um 400 Kilo Kokain - also erheblich mehr als jetzt bei der Tafel Attendorn. Die Drogen machten vor fast genau einem Jahr noch einmal Schlagzeilen. Denn das Kokain wurde im Dezember 2021, gut drei Jahre nach dem Fund, in der Müllverbrennungsanlage Hagen vernichtet. Und zwar unter erheblichen Sicherheitsvorkehrungen.
Ob und wann das auch mit dem in der Attendorner Bananenkiste gefunden Kokain geschehen wird, ist noch unklar. „Das entscheidet am Ende die Staatsanwaltschaft“, sagt Polizeisprecher Tino Schäfer. „Aber der wahrscheinliche Weg ist das schon.“ Aber dafür müssen wohl die Ermittlungen erst noch voranschreiten. Momentan, so Schäfer, habe man noch keine konkrete Spur.