Attendorn. (khe) Im Herbst 1997 trat Dr. Christof Grote seine Stelle als evangelischer Pfarrer in Attendorn an. ...
... Mit dem Einzug ins Pfarrhaus am Westwall machten er und seine Frau eine erschütternde Erfahrung: "An unserer Haustür standen fast jeden Tag Menschen, die nach einem Butterbrot oder anderen Lebensmitteln fragten."
An manchen Tagen, so Grote, hätte er mehrmals am Tag kleine Lebensmittelpäckchen abgegeben: "Ein besonderes Problem waren die Menschen, zumeist Frauen, die von mehreren Kindern erzählten, die unter der Armut leiden würden."
Diese Situation habe dazu geführt, dass er einen Einzelhändler dafür gewinnen konnte, von der Kirchengemeinde ausgestellte Lebensmittelgutscheine zu akzeptieren. So konnte bedürftigen Menschen gezielt geholfen werden. Doch der Einzelhändler war über das Ausmaß der Not so erstaunt, dass er anbot, nicht mehr verkäufliche Lebensmittel, etwa solche mit fast abgelaufenem Haltbarkeitsdatum, zur Verteilung an Arme zur Verfügung zu stellen.
Su wurde denn vor Weihnachten 1998 erstmals eine Lebensmittelausgabe im evangelischen Gemeindehaus organisiert. Als einmalige Aktion werden, war die Resonanz so enorm, dass sie seitdem einmal pro Monat stattfindet. "Wegen des Erfahrungsaustausches mit ähnlichen Einrichtungen haben wir uns zudem dem Bundesverband Deutscher Tafeln angeschlossen", so Pfarrer Grote. Die Attendorner Tafel war geboren.
Inzwischen ist sie zehn Jahre alt. Pro Ausgabetermin werden etwa 350 bis 400 Menschen mit Lebensmitteln unterstützt. Möglich ist dieses Angebot dank vieler Spenden und der Unterstützung von 30 ehrenamtlich Mitarbeitern. Sie holen die Lebensmittel ab und verteilen sie, organisieren während der Ausgabe Café-Betrieb und Kinderbetreuung, kümmern sich aber auch um Kontakte zu Supermärkten und Geschäften. Zu einer festen Einrichtung ist auch das Arbeitslosenfrühstück, bei dem ebenfalls Lebensmittel ausgeteilt werden, geworden.
Vor zehn Jahren war die Tafelidee recht neu, heute existieren viele solcher Einrichtungen in ganz Deutschland. Die Attendorner Tafel wird nach wie vor von ortsansässigen Lebensmittelhändlern und Bäckern, aber auch vier große Firmen unterstützt, die im Wechsel einen Lastwagen mit Fahrer für die Abholung der Waren bereit stellen. Den größten Rückhalt erlebt die Tafel jedoch durch den nicht abreißenden Strom an Spenden, die den Zukauf weiterer Grundnahrungsmittel ermöglichen.
Die evangelische Kirche wird das 10-jährige Bestehen der Tafel am kommenden Sonntag um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst feiern. Die Festpredigt hält Superintendent Klaus Majoress. Anschließend ist ein Empfang im Gemeindehaus vorgesehen.