Lennestadt. 56-Jähriger ist vor dem Olper Schöffengericht angeklagt. Er wird verurteilt wegen versuchter Nötigung.

Zwei Jahre lang arbeitete ein 56-Jähriger bei einem Autohändler in Lennestadt. 2020 trennte man sich friedlich. Doch damit war es ein Jahr später vorbei. Der Mann erschien plötzlich im Autohaus, bedrohte seinen Ex-Chef und forderte von ihm 50.000 Euro für angeblich nicht gezahlte Provisionen. Um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, brachte er noch zwei Männer mit, die den 64-Jährigen ebenfalls unter Druck setzten.

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Am Dienstag war der 56-Jährige aus Lennestadt vor dem Olper Schöffengericht angeklagt. Er habe seinen Ex-Chef am 27. Mai 2021 gegen 12 Uhr aufgefordert, in sein Büro zu gehen, so Staatsanwalt Fabian Glöckner: „Er sagte, wir haben etwas zu besprechen. Als die Herausgabe der 50.000 Euro verweigert wurde, wurde er zunehmend aggressiv. Der Angeklagte trat gegen den Schreibtisch und sagte: Ich hau dir auf die Fresse. Ich breche dir alle Knochen.“ Dann habe er gesagt, dass seine beiden Begleiter vor nichts zurückschrecken würden. Als der Angeklagte mit einem Mann das Büro verließ, näherte sich der andere dem Autohändler, drohte ihm und verlangte 20.000 Euro. Die beiden Männer sind bis heute unbekannt.

Der 56-Jährige wies die Vorwürfe zurück. Die anderen beiden seien nur zufällig in dem Autohaus gewesen, mit denen habe er nichts zu tun. „Dass ich Geld bekomme, steht außer Frage. Ich habe ihm nicht gedroht, ich habe ihm ganz normal gesagt, dass ich mein Geld haben möchte.“ Er habe die Firma mitaufgebaut. In den zwei Jahren habe er etwa 100 Fahrzeuge verkauft: „Es waren 18 Prozent Provision vereinbart. Die hat er bis heute nicht gezahlt.“

Verhältnis heute zerrüttet

Sein Chef habe ihm 450 Euro gezahlt und 600 Euro für die Miete. „Ich habe da alles gemacht“, betonte der Angeklagte. Das Geschäftsmodell sei zunächst gewesen, aus Japan Autos der Marken Porsche und Mercedes zu kaufen, hier aufzubereiten und dann weiter zu verkaufen. Später habe man dann auch Kleinwagen verkauft. „Wir haben richtig viel Geld verdient. Irgendwann habe ich ihm gesagt: Wir müssen mal abrechnen wegen der Provisionen. Er hat aber nicht reagiert“, so der 56-Jährige, der meinte, er habe damals mit seinem Chef ein „echt gutes Verhältnis“ gehabt.

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Da ist heute jedoch nichts mehr von übrig. Im Gegenteil. Der 64-Jährige ließ kein gutes Haar an seinem ehemaligen Mitarbeiter. „Ich hätte ihn gerne fest eingestellt, aber er saß nur in seinem Büro und guckte sich You Tube-Videos an. In zwei Jahren hat er knapp 50 Fahrzeuge verkauft. Das ist ja nichts. Wir haben uns getrennt, weil es nur bergab ging. Es gab keine Entwicklung“, sagte er. Später sei das Unternehmen dann aufgelöst worden. Eine Provisionsvereinbarung habe es nie gegeben.

Die Vorwürfe aus der Anklage bestätigte der Autohändler. Der Angeklagte sei in seinem Büro immer aggressiver geworden: „Er trat gegen meinen Schreibtisch. Er drohte, mir in die Fresse zu hauen. So kannte ich ihn gar nicht. Er war früher immer freundlich. Ich bin massiv bedroht worden.“ Er habe sich aber von Anfang an auf nichts eingelassen, so der 64-Jährige: „Ich habe gesagt, dass ich nicht einen einzigen Euro herausgebe.“

Auch dem Mann, der dann 20.000 Euro von ihm verlangte, habe er eine klare Abfuhr erteilt, berichtete der Autohändler: „Ich bin keine Pizzeria. Mich kann man nicht erpressen. Ich zahle keine Schutzgelder.“ Als ein Mitarbeiter aus der Mittagspause zurückkehrte, hätten die drei Männer die Firma verlassen.

Aussage glaubhaft

Für Staatsanwalt Fabian Glöckner war der Angeklagte aufgrund der glaubhaften Aussage des Autohändlers überführt: „Dass es zur Bedrohung gekommen ist, steht zweifelsfrei fest.“ Der Staatsanwalt forderte 1800 Geldstrafe, der Verteidiger Freispruch: „Wir wissen es nicht, was an dem Tag passiert ist.“

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Das Gericht verurteilte den 56-Jährigen wegen versuchter Nötigung zu 1200 Euro Geldstrafe. „Die Vertragssituation war unübersichtlich. Es lässt sich nicht feststellen, ob er Provisionsansprüche hatte. Sicher ist aber, dass der Angeklagte massiv geworden ist und gedroht hat, ihm in die Fresse zu hauen und ihm die Knochen zu brechen“, sagte Richter Richard Sondermann.