Heggen. Schandmal oder Denkmal? Über die Kapelle in Heggen wird emotional diskutiert. Eine kurzfristige Entscheidung zeichnet sich nicht ab.

Die Zukunft der ehemaligen Kapelle in Heggen ist weiterhin ungewiss. Im Rat Finnentrop wurde in dieser Woche vorgeschlagen, die Kapelle als Denkmal in die Denkmalliste der Gemeinde einzutragen. Der Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) hatte zuvor das Längs- und Querhaus sowie das historische Schieferdach als denkmalwert eingestuft. Die Gemeindeverwaltung möchte dieser Empfehlung folgen, die Fraktionen sind entschieden dagegen.

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Emotionales Politikum

Die Kapelle ist inzwischen zu einem emotionalen Politikum geworden. Peter Schmitz (SPD) machte deutlich, dass er den Bau oder Teile davon keineswegs für denkmalwürdig hielt: „Für ein Haufen Steine oder ein marodes Dach brauchen wir keinen Denkmalschutz.“ Bürgermeister Achim Henkel (CDU) kommentierte das damit, dass er das nicht kommentieren wolle – und bezog damit auch ohne weitere Worte Stellung. Schmidts Parteikollege Vincent Sommerhoff fand diplomatischere Worte, betonte aber auch, dass die Stellung unter Denkmalschutz ebenfalls nicht für ihn in Frage komme: „Wir haben uns in der Nachbarschaft umgehört, wie die Kapelle wahrgenommen wird. Und die überwiegende Mehrheit spiegelte uns, dass es mehr ein Schandmal als ein Denkmal ist.“

Der LWL und der Dorfverein Heggen kommen hingegen zu anderen Schlüssen. Die Kapelle gehöre fest zur Geschichte des Ortes, sie sei ein ortsbildprägendes Gebäude, das nicht von der Bildfläche verschwinden dürfe, schrieb der Dorfverein in einem Antrag vor gut einem Jahr, um sich für den Erhalt der Kapelle einzusetzen. Daraufhin gab es einen gemeinsamen Ortstermin vom LWL, der Unteren Denkmalbehörde der Gemeinde Finnentrop und der Gemeindeverwaltung. Anschließend folgte eine baufachliche Beurteilung – mit dem Ergebnis, dass das Kapellengebäude mit Längs- und Querhaus sowie das Schieferdach denkmalwert sei. Die angebaute ehemalige Sakristei, die lnnengestaltung, die Verglasung, die Empore sowie das eigentliche Krankenhausgebäude seien jedoch nicht denkmalwert.

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Bei dem Beschlussvorschlag im Rat stimmten alle Gemeindeverordneten gegen eine Stellung unter Denkmalschutz – mit Ausnahme von Bürgermeister Henkel. Das letzte Wort sei damit noch nicht gesprochen, so Henkel. Die Angelegenheit werde wieder auf die Tagesordnung des nächsten Rates in 2023 gesetzt. Mal wieder.

Während die Politik noch keine Entscheidung über Abriss oder Erhalt der Kapelle fällen konnte, sieht die Situation rund um die alte Jugendherberge schon anders aus: Das Gebäude, seit 2017 im Besitz der Gemeinde, soll perspektivisch abgerissen werden. Anschließend sollen auf dem rund 11.000 Quadratmeter großen Grundstück an der Ahauser Straße Ein- und Mehrfamilienhäuser entstehen – möglicherweise auch mit speziellen Wohnformen für Senioren. Zurzeit wird die ehemalige Jugendherberge als Übergangsunterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine genutzt.