Olpe. In der Stadt Olpe gibt es ein neues Möbelgeschäft. Ömer Kandemir hat er eröffnet. Der 47-Jährige erzählt, wie er auf die Idee des Start up kam.

Was bringt einen gelernten Maschinenbautechniker auf die Idee, ausgefallene Möbelstücke in der Olper City zu verkaufen? Ganz einfach: Ömer Kandemir (47) war viele Jahre bei Thyssen-Krupp in Lütringhausen beschäftigt und musste wie über 300 Kolleginnen und Kollegen miterleben, wie das Werk im Herbst 2021 geschlossen wurde. Was also tun? „Es begann eigentlich schon 2017. Während einer gesundheitlich bedingten Reha-Maßnahme „hatte ich viel Zeit und habe begonnen, mit Epoxidharz zu experimentieren.“

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Holz, Epoxidharz, Holz. Die ausgefallene Lampe ist typisch für den Stil in Ömer Kandemirs Möbelgeschäft.
Holz, Epoxidharz, Holz. Die ausgefallene Lampe ist typisch für den Stil in Ömer Kandemirs Möbelgeschäft. © WP | Josef Schmidt

Der erste Prototyp war eine kleine Lampe, die bereits mit der Technik gefertigt wurde, die auch die Möbel auszeichnen, die er in seinem Geschäft in der Kölner Straße in Olpe anbietet: „Die Grundidee ist, naturgewachsenes Holz mit Epoxidharz auszugießen.“ Im Klartext: Die natürlichen Hohlräume des Holzes werden so ausgefüllt und ergeben einen ganz eigenen Stil. Tischplatten behalten teilweise ihre natürliche Form. Aber auch rechteckige Außenmaße sind machbar.

Nußbaum bevorzugt

Wir sitzen an diesem Morgen an einem solchen stattlichen Esszimmertisch für acht bis zehn Personen, 2,20 Meter Meter lang und einen Meter breit. „Aus Nußbaum, das ist in der Türkei ein beliebtes Möbelholz.“ Apropos Türkei. Kandemir, der familiäre Wurzeln nahe der türkischen Hauptstadt Ankara hat, aber in Olper aufgewachsen ist und im Negertal lebt, lässt in der Türkei seine Möbel fertigen: „Ursprünglich wollte ich mit einem Geschäftspartner die Sachen selbst produzieren, die IHK hat uns aber klar gemacht, dass wir dafür einen Meisterbrief benötigen.“

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Also schwenkte Kandemir, nachdem sein Partner abgesprungen war, um und fand bei Ankara zwei Schreiner, die Möbel nach seinen Vorstellungen, besser gesagt nach den Vorstellungen der Kundschaft, fertigen. Das sei trotz des mühsamen Transportes über eine Strecke von rund 2.800 Kilometer immer noch deutlich preisgünstiger, als die Stücke in Deutschland produzieren zu lassen. Kandemir: „Wirtschaftlich wäre das unrealistisch, die Möbel würden zu teuer.“ Auch so muss ein interessierter Kunde schon rund 4.500 Euro für einen großen Esszimmertisch einkalkulieren, ein runder Couchtisch mit einem Durchmesser von 60 Zentimeter ist für rund 1200 Euro zu haben.

Das neue Möbelgeschäft „Ömer’s“ an der Ecke Kölner Straße/Franziskanerstraße in der Olper City.
Das neue Möbelgeschäft „Ömer’s“ an der Ecke Kölner Straße/Franziskanerstraße in der Olper City. © WP | Josef Schmidt

Das Innenleben des neuen kleinen Möbelhauses inmitten der Olper City wirkt sofort beim ersten Eintreten in das rund 110 Quadratmeter große Ladenlokal schick und modern - eingepackt in einem denkmalgeschützten Schmuckstück. Tische, Stühle, Kommoden, Barhocker und Regale, dazu Uhren mit ausgefallenem Design und vieles mehr sind so postiert, dass man von vorneherein den Eindruck hat: Alles passt zusammen - so wie das Holz und das Epoxidharz. Irgendwie spannend, würden jüngere Leute in Neusprech kommentieren.

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Eine grauhaarige Dame, die während unseres Gespräches um die Schaufenster geschlichen ist, wird dann doch von ihrer Neugierde besiegt: „Ich wollte nur mal schauen“, lässt sie sich von Ömer Kandemirs Frau eine Karte geben. Bevor sie geht, fragt sie noch, ob die Möbelmanufaktur vielleicht einen Uhrenkasten bauen könne für ein uraltes Uhrwerk. Das müsse man wohl bei einem gesonderten Termin besprechen, antwortet Kandemir. Frei nach dem Werbeslogan: Nicht ist unmöglich.

Tischplatten, geformt, wie die Natur das Holz schuf. Auf jeden Fall nichts von der Stange.
Tischplatten, geformt, wie die Natur das Holz schuf. Auf jeden Fall nichts von der Stange. © WP | Josef Schmidt

Womit das Erfolgsrezept der Geschäftsidee schon umrissen ist: „Jedes Möbelstück ist ein Unikat und kann nach den Wünschen der Kundschaft gefertigt werden“, sagt der 47-Jährige. Aber: „Das verwendete Holzstück muss es hergeben.“ Denn letztlich hauche der Schreiner den Holzstücken, die sonst für den Möbelbau gar nicht verwendbar seien, mit dem Epoxidharz neues Leben ein. „Das Holzstück bestimmt mit, wie das spätere Möbelstück aussieht“, erklärt er. Kein Wunder, dass sich an die ausgefallene Technik auch nur wenige Holzbauer dran trauten: „Mit Epoxidharz zu werkeln, ist nicht ohne“, beschreibt er seine eigenen ersten Gehversuche: „Ich hatte mir alte Fachwerkbalken aus Eiche besorgt, den Kunstharz und den Härter im Internet bestellt und dann losgelegt.“ Der Harz, in etwa so flüssig wie Sirup, reagiere chemisch mit dem Härter und müsse dann sofort gegossen werden: „Epoxidharz ist eine Diva, da muss man wirklich aufpassen.“ Nach dem Ausgießen müsse er etwa eine Woche aushärten.“ Die Möbel, so ist Kandemir sicher, „sind dann etwas für die Ewigkeit.“ Quasi unkaputtbar. Was ihn bestärkte, sich selbstständig zu machen, sei die Resonanz in der Verwandtschaft und bei Freunden gewesen: „Die haben gefragt, ob ich für sie auch etwas machen könnte.“ Darüber hinaus habe er eine Landesförderung für sein Start up-Unternehmen in Anspruch nehmen können: „Klarissa Hoffmann von Olpe aktiv hat mich dabei unterstützt.“

Öffnungszeiten

Das neue Möbelgeschäft an der Ecke Kölner Straße 15/Franziskanerstraße, einen Steinwurf vom Olper Rathaus entfernt, trägt den Namen „Ömer`s GmbH - The Art of Living“.

Geöffnet hat das Geschäft montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr.

Das Portfolio des kleinen, aber feinen Möbelgeschäfts ist vielfältig: Tische, Stühle, Regale - auch ein großes Sofa aus Kunstleder steht an der Wald uns gegenüber. Es gibt auch Möbelstücke ganz aus Holz, ohne Harz. Uhren, Lampen, Kerzenhalter hat Kandemir selbst produziert: „Das darf ich auch ohne Meisterbrief selbst machen.“