Olpe-Saßmicke. Bäckermeister Paul Breuch aus Saßmicke (Bäckerei P. Hesse) hat in seiner Backstube ein Histörchen stehen. Warum der Backofen krisenfest ist.

Bäckermeister Paul Breuch (57) aus Saßmicke ist felsenfest von seinem Backofen überzeugt, obwohl der gerade mal zwei Jahre jünger ist als er selbst: „Der ist unkaputtbar, funktioniert auch noch mit 100.“ Das „Histörchen“ des Kölner Backofenbauers Josef Mauermann hat aber nicht nur einige Jährchen auf dem Buckel, sondern es ist auch krisenfest, was die Energieerzeugung angeht: „Meistens feuern wir ihn mit Öl, aber auch mit Brikett oder Holz“, grinst Breuch. Ein Strom-Blackout würde seine Backstube also nicht lahm legen.

Keine Nostalgie

Den „Mauermann“ unterhält Breuch nicht etwa aus nostalgischen Gründen, er ist fester Bestandteil der Backstube, aus der drei Filialen beliefert werden, in Olpe, Hillmicke, dem Heimatdorf Breuchs, und Hünsborn. „Wir haben natürlich auch noch einen Elektro-Ofen, der ist aber deutlich kleiner.“

Das alte Schildchen an der Seite des Backofens hat schon Patina angesetzt. Es dokumentiert u. a. das Baujahr und den Erbauer.
Das alte Schildchen an der Seite des Backofens hat schon Patina angesetzt. Es dokumentiert u. a. das Baujahr und den Erbauer. © WP | Josef Schmidt

Während der Mauermann neuneinhalb Quadratmeter Backfläche bietet, bringt es der Stromofen gerade einmal auf sechs Quadratmeter, auf denen Brot, Brötchen und vieles mehr täglich produziert werden. Leichte Vorteile hat der „Stromer“ nur in der Anheizphase: „Er ist ein bisschen schneller auf Betriebstemperatur, etwa nach einer Stunde. Bis der Holzofen soweit ist, dauert es eine halbe Stunde länger“, erklärt Breuch. Einen Zeitunterschied bei Öl- Brikett- oder Holzbefeuerung gebe es nicht.

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Ein besonderes Lob für das „Histörchen“ in der Backstube kommt von der nächsten Bäcker-Generation: „Beim Brot ist der Mauermann unschlagbar“, sagt Max Breuch, der Junior der Saßmicker Bäckersfamilie und mit seinen gerade mal 21 Jahren auch schon Bäckermeister. Bei den Brötchen hätte vielleicht der kleinere Elektro-Ofen die Nase vorn.

Gründer Paul Hesse

Die Bäckerei Hesse, auch „Der Blaue Hesse“ genannt, hat ihren Namen vom Firmengründer Paul Hesse, einem Ur-Saßmicker.

Der inzwischen verstorbene Bäckermeister gründete die Bäckerei in Saßmicke 1955.

Da er drei Töchter hatte, von denen es keine ins Bäckerhandwerk zog, übernahm sein Neffe, Paul Breuch aus Hillmicke, die Bäckerei 1989.

Mit im Geschäft sind Breuchs Ehefrau Petra, eine waschechte „Ölperin“ (geb. Thöne) sowie Sohn Max (21), der bereits den Meisterbrief besitzt und Lehrling Youssouf Barry.

Dabei wären die Tage des 67er-Ofens beinahe schon lange gezählt gewesen, wie Paul Breuch zurückblickt: „Die Schwadenkästen waren vor einigen Jahren defekt, und ich wusste nicht, dass man die separat ersetzen kann. Deshalb hatten wir schon den Kauf eines neuen Ofens geplant.“ Auf einer Backwarenmesse in Düsseldorf habe ihn dann aber ein erfahrener Ofenbauer aus der Eifel darauf aufmerksam gemacht, dass das sehr wohl gehe: „Er hat mir versichert, mit neuen Schwadenkästen wäre der alte Ofen wieder wie neu. Und das war auch so.“

Info am Rande: Schwadenkästen nehmen Wasser auf, um Wasserdampf für den Backvorgang abzugeben.

Paul Breuch legt einen Scheit nach. Der alte Ofen kann mit Holz, Öl und Briketts befeuert werden. Krisenfest sozusagen.
Paul Breuch legt einen Scheit nach. Der alte Ofen kann mit Holz, Öl und Briketts befeuert werden. Krisenfest sozusagen. © WP | Josef Schmidt

Da das Sauerland in den 60-er Jahren bekanntlich bereits flächendeckend über elektrischen Strom verfügte, wollen wir von Breuch noch wissen, was seinen Vorgänger Paul Hesse dazu veranlasst habe, auf alternative Energien zu setzen. Breuch erklärt: „Paul Hesse hat den Ofen eigens dafür umbauen lassen, denn in den 60-er Jahren gab es noch oft Störungen im Stromnetz.“ Gerade für einen Bäcker, der seinen Ofen gerade mit Brot und Brötchen voll belegt hat, ein Horror-Szenario ähnlich wie beim Blackout.

Aber auch ungeachtet des stromlosen Ofens dreht sich der Stromzähler der Backstube Breuch ordentlich: „Wir verbrauchen Strom für etwa 3.000 Euro monatlich“, sagt Breuch.

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Zu einer Photovoltaikanlage auf den Dächern des Wohnhauses und der Backstube konnte er sich aber noch nicht entschließen: „Die würde rund 100.000 Euro kosten und dann auch nur 30 Prozent unseres Stromverbrauchs decken.“ Zumindest die Wärme soll demnächst aber von einer Luft-Wärmepumpe kommen. Auch dafür muss Breuch eine Summe von um die 30.000 Euro kalkulieren. Aber: „Auf den Techniker von Siemens warte ich schon sechs Wochen“, geht es den Breuchs nicht anders als vielen anderen Hausbesitzern in diesen Tagen auch.