Hünsborn/Kreis Olpe. Christian Halbe aus Hünsborn erklärt, wie die Solarmodule zur Stromerzeugung funktionieren. So viel können Verbraucher dadurch einsparen.

Es ist eigentlich recht simpel. Alles andere als eine technische und handwerkliche Hexerei, die Christian Halbe und sein Sohn Nico unmittelbar vor meiner Fotokamera aufbauen. „Balkon-Kraftwerk“ nennen sie es. Was sich eher gewaltig anhört, ist eine Kleinigkeit, verglichen mit allem, was Otto-Normal-Verbraucher unter dem Begriff „Kraftwerk“ versteht: „Wenn jemand das Knowhow hat und handwerklich geschickt ist, kann er sich das auch selbst installieren“, ist Elektromeister Halbe überzeugt. Warum er uns davon erzählt? „Energie ist doch in aller Munde, und da müssen es ja nicht immer die riesigen, komplexen Ideen sein, die helfen können“, sagt er.

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Was verbirgt sich hinter dem werbewirksamen Begriff „Balkon-Kraftwerk?“ fragen wir ihn. Es sind im wesentlichen zwei Solarmodule, jeweils 1,05 Meter mal 1,75 Meter groß. Zusammen können sie rund 600 Watt leisten, „man kann sie hochkant, aber auch quer installieren“, klärt Meister Halbe auf. Eher selten für Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen): „Die Solarmodule sind so ausgerüstet, dass sie an fast jedes gängige Balkongeländer passen.“ Die Unterkonstruktion werde gleich mitgeliefert, könne aber auch selbst gestellt werden.

Steigerung

Laut dem Statistischen Bundesamt (destatis.de) werden in Deutschland rund 2,2 Millionen Photovoltaikanlagen betrieben, Leistung im März 2022: 58400 Megawatt., knapp zehn Prozent mehr als im März 2021.

Im ersten Quartal 2022 konnten damit rund 8,8 Milliarden Kilowattstunden Strom aus Sonnenlicht ins Netz eingespeist werden, 34 Prozent mehr als im ersten Quartal 2021.

Der Anteil der Photovoltaik an der gesamten Stromerzeugung in Deutschland stieg auf rund 6,3 Prozent.

Die Kosten seien überschaubar: Für die Konstruktion würden rund 90 Euro fällig, für die beiden Solarmodule müssten rund 900 Euro kalkuliert werden, inklusive des sogenannten Wechselrichters, der den erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom fürs Haus verwandele. „Die meisten Anfragen kommen von Kunden, die es nicht selbst installieren möchten“, sagt Halbe. Würde bedeuten, dass noch rund sechs Arbeitsstunden für Vater und Sohn Halbe eingerechnet werden müssten.

Der Wechselrichter ist unverzichtbares Element des Balkon-Kraftwerkes. 
Der Wechselrichter ist unverzichtbares Element des Balkon-Kraftwerkes.  © WP | Josef Schmidt

In Zeiten, in denen die Kilowattstunde (kWh) Strom noch für 20 Cent auf dem freien „Verivox“-Markt zu bekommen war, interessierten sich vermutlich nur Öko- und Technik-Freaks für das originelle Balkongeländer. Doch derzeit sieht die Situation völlig anders aus. Strompreise von 80 Cent und mehr pro kWh sind nicht illusorisch, sondern bittere Verbraucher-Realität. Zumindest, wenn man nicht Stammkunde der heimischen Netzbetreiber Bigge Energie oder E-on ist. Bei geschätzten 100 Sonnentagen im Jahr und rund 10 Stunden Sonnen am Tag kann das Mini-Kraftwerk rund 600 kWh pro Jahr ins eigene Stromnetz speisen. Ersparnis also: rund 500 Euro. Amortisiert hätte sich das Balkonkraftwerk folglich schon nach rund drei Jahren.

Strom für alle Fälle

Einmal installiert, liefert das „Kraftwerk vom Balkon“ Strom für die vielen Dinge, die in allen Haushalten unverzichtbar sind: Lampen, Spülmaschine, Trockner und Waschmaschine, Fernseher, Computer oder Backofen und Elektroherd. Einziger Pferdefuß, so Halbe: „Wenn das Kraftwerk gerade mal mehr Strom erzeugt als das, was der Hausbesitzer für sich selbst benötigt, fließt der Strom ins Netz des Netzbetreibers, ohne Gegenleistung.“ Der Durchschnittsverbrauch einer vierköpfigen Familie liegt bei rund 3.000 kWh pro Jahr. Würde bedeuten, dass das Balkon-Kraftwerk mit rund 600 kWh 20 Prozent der häuslichen Stromenergie tragen könnte.

Die große Photovoltaik-Anlage auf dem Hausdach von Elektro-Meister Christian Halbe aus Hünsborn hat in sieben Monaten schon über 7.500 kWh Strom erzeugt. 
Die große Photovoltaik-Anlage auf dem Hausdach von Elektro-Meister Christian Halbe aus Hünsborn hat in sieben Monaten schon über 7.500 kWh Strom erzeugt.  © WP | Josef Schmidt

Bei den großen PV-Anlagen auf den Hausdächern ist es anders: Der von dort ins Netz eingespeiste Strom, sagt Halbe, werde derzeit mit 8,2 Cent pro kWh vom Netzbetreiber bezahlt. Halbe besitzt wie nicht anders zu erwarten, selbst eine rund 50 Quadratmeter große PV-Anlage auf seinem Hausdach. Zur Südseite, versteht sich: „Die hat eine Gesamtleistung von 10.000 Watt. In sieben Monaten dieses Jahres habe ich damit schon rund 7.700 kWh erzeugt.“ Allerdings koste eine solche Anlage auch rund 25.000 bis 30.000 Euro, je nach Speichergröße. Demnächst falle jedoch die Mehrwertsteuer weg, also 19 Prozent der Anschaffungskosten.

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Zurück zum kleinen Bruder Balkon-Kraftwerk: Bisher hat Halbe etwa 20 Anlagen verkauft, in fünf Monaten. Er ist optimistisch, dass sich das Produkt durchsetzt: „Der Strom wird so schnell nicht preiswerter.“ Rund 150 Module hat er noch auf Lager.