Finnentrop. Hunderte Tiere sind am Oberbecken gestrandet. Kreis Olpe und Mark-E sehen in der undurchlässigen Mauer einen Schutz für Kröten und Salamander.
Die Kröten und Salamander am Oberbecken des Pumpspeicherkraftwerks Rönkhausen werden auch künftig vor der undurchlässigen Betonumrandung stranden. Sowohl der Kreis Olpe als auch die Mark-E AG als Betreiber haben sich jetzt dazu geäußert.
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Vor dem Bau der Betonmauer um das Oberbecken habe 2015 ein wasserrechtliches Genehmigungsverfahren stattgefunden. Genehmigungsbehörde war die Bezirksregierung Arnsberg, Dezernat 54-Wasserwirtschaft. „Das zur Stromerzeugung nutzbare Wasservolumen sollte um 70.000 m³ vergrößert werden. In diesem Zusammenhang sollte u.a. eine 1,20 m hohe Mauer um das Oberbecken errichtet werden. Diese ist erforderlich, um den bei Wind entstehenden Wellenschlag abzuhalten. Die Untere Naturschutz-Behörde (UNB) des Kreises Olpe wurde im Rahmen des Verfahrens als Träger öffentlicher Belange um eine Stellungnahme gebeten. Ein artenschutzrechtliches Gutachten des Antragstellers kam zu dem Schluss, dass Ober- und Unterbecken technisch geprägte Stillgewässer mit wechselnden Wasserständen darstellen, die keine Eignung als Laichgewässer aufweisen. Diese Einschätzung, dass hier ein technisches Bauwerk ohne Habitateignung vorliegt, wird vom Fachdienst Umwelt des Kreises Olpe geteilt“, heißt es in der Stellungnahme des Kreises.
Ähnlich äußerte sich Mark-E: Durch die Erweiterung der Speicherkapazität erhöhe sich der Pegelstand des Oberbeckens um ca. 70 Zentimeter. Diese Kapazitätserhöhung sei nur durch die Errichtung der abgeschlossenen Wand möglich gewesen. „Zudem kommt es bei Windgeschwindigkeiten von mehr als 20 Metern/Sekunde zu einer starken Wellenbildung im Becken. Die Wellenschutzwand verhindert eine Überschwemmung und damit potenziell auch Unterspülung des Dammes und erfüllt damit eine wichtige Sicherheitsfunktion“, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. Eine Öffnung der Mauer durch kleine Schlitze als Durchlass für die Amphibien auf dem Weg ins Wasser, wie sie Naturfreund Dirk Heimes aus Deutmecke fordert (wir berichteten), wird abgelehnt.
„Nach Erkenntnissen im Kreishaus wird das Wasser des Oberbeckens fast vollständig mindestens zweimal am Tag durch die Turbine geleitet und wieder nach oben gepumpt, manchmal sogar dreimal. Wird den Kröten der Zugang in das Oberbecken ermöglicht, haben sie dort kaum Überlebenschancen, ebenso wie deren Laich. Außerhalb der Laichzeit halten sich Erdkröten im Wald auf und nicht im Gewässer. Kröten, die sich außerhalb der Laichzeiten am Oberbecken aufhalten, haben ein anderes Ziel als in das Oberbecken zu gelangen. Feuersalamander nutzen als Fortpflanzungshabitat Quellbäche und keine Stillgewässer. Außerhalb der Fortpflanzungsperiode leben sie im Wald“, heißt es aus dem Kreishaus.
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Auch für Mark-E ist die geschlossene Betonmauer „sogar nützlich, da sie die Tiere davor schützt, über den Ablaufturm in die Turbinen gesogen zu werden.“ Aufgrund dieser Umstände sieht der Betreiber derzeit auch keine Veranlassung den Lebewesen Zugang zu dem Gewässer zu gewähren.
Auch der Naturschutzbund Olpe meldete sich gestern in der Sache. Der Vorsitzende Franz-Josef Göddecke möchte zunächst noch Gespräche mit Amphibienexperten und der Genehmigungsbehörde führen, um zu erörtern, ob dieses künstliche Bauwerk (das Oberbecken, die Red.) für Amphibien in der Tat eher eine tödliche Falle als ein Lebensraum darstellt und ob es Auflagen gab, die bisher nicht umgesetzt wurden. Auch ein Gespräch mit Dirk Heimes soll nähere Erkenntnisse bringen.
Heimes hatte in den letzten zwei Jahren mehr als 1300 Kröten und etwa 20 Salamander vor der Betonwand eingesammelt und in andere Biotope gebracht.