Finnentrop. Nach dem Umbau ist für viele Amphibien der Weg ins Oberbecken in Finnentrop versperrt. Dirk Heimes hat schon mehr als 1000 Kröten „gerettet“.
Wenn Dirk Heimes morgens die Skiroller unterschnallt, um seine Runden um das Oberbecken des Pumpspeicherkraftwerks Rönkhausen zu drehen, wird er regelmäßig sauer. Immer dann, wenn er mit ansehen muss, wie Kröten und andere Amphibien versuchen, durch die neue, dichte Betonumrandung in das Wasser zu gelangen. Was mehr als 50 Jahre funktionierte, ist nach dem Umbau des Oberbeckens nicht mehr möglich. Dabei geht es nicht um ein paar Tierchen. In den letzten zwei Jahren hat der Rentner schon 1383 Kröten, 19 Salamander und 12 Molche, die vor der Betonwand gestrandet waren, eingesammelt und in andere Biotope und Gewässer umgesiedelt.
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Für rund 25 Millionen Euro wurde das Kraftwerk in den letzten Jahre saniert und modernisiert. Im Zuge dieser Maßnahme wurde auch das Oberbecken zwischen Schönholthausen und Weuspert neu abgedichtet. Die Asphaltoberfläche des Beckens wurde abgefräst und eine neue Asphaltschicht aufgetragen. Außerdem wurde eine neue, etwa 1,20 Meter hohe Wellenschutzwand rund um das Becken gebaut.
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Und darum geht es Dirk Heimes: „Die alte Abtrennung war durchlässig und hatte unten sechs bis acht Zentimeter Luft.“ Mit dem Effekt, dass Kröten und Salamander ungehindert in das Wasser gelangen konnten - besonders zur Laichzeit im Frühjahr.
Nun ist das Oberbecken kein Biotop im eigentlichen Sinne, sondern dient der Stromerzeugung. Doch seit der Inbetriebnahme 1969 zog die 100.000 Quadratmeter große Wasseroberfläche auch Tiere an und diese wurden dort geduldet.
Mit der neuen Wellenschutzwand ist den Tieren der Weg versperrt und es sei jämmerlich anzusehen, wie die Tiere versuchen, an der Wand hochzuklettern, um irgendwie in das Wasser zu gelangen, so Heimes. Seiner Meinung nach ist bei der Genehmigung der Umbaumaßnahmen ein Fehler passiert, Umweltbehörden- und verbände hätten nicht genau hingeschaut.
Der Fehler müsse so schnell wie möglich, noch vor Beginn der neuen Laichzeit im Frühjahr, behoben werden. Dazu müsse man die Betonwand nur alle fünf bis zehn Meter unten sechs bis acht Zentimeter aufschneiden, so dass die Tiere durchschlüpfen können. „Kleine Schlitze würden reichen“, sagt Heimes. An einigen Stellen würde es schon reichen, die Dichtungsmatte unter dem Beton zu entfernen. Der Versuch, die Betreiber dazu zu bewegen, scheiterten bis jetzt, auch der NABU zeige kein großes Interesse, sich hinter seine Forderung zu stellen. „Das interessiert einfach niemanden“ sagt der 73-jährige Rentner enttäuscht. Eine Stellungnahme von Kreis und Nabu dazu steht noch aus.
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In anderen Bereichen, zum Beispiel im Straßenbau, müssen Eingriffe, die Lebensräume oder Wanderwege von Amphibien beeinträchtigen, nach dem Naturschutzrecht wieder gutgemacht werden, zum Beispiel durch Tunnel oder Leiteinrichtungen. Und es gibt genug Beispiele, wo ein paar naturgeschützte Tiere Großprojekte ins Wanken bringen.
Dirk Heimes will auf jeden Fall weiterkämpfen. Seine Familie steht dabei hinter ihm: „Meine Enkel haben mir schon ein T-Shirt mit der Aufschrift Krötenretter geschenkt“, sagt er.