Kreis Olpe. Jan Pogunkte (38) aus Elspe hat eine nach seinen Worten „toxische Beziehung“ hinter sich. Ihm liegt vor allem das Thema Narzissmus am Herzen.
Wenn Jan Poguntke (38) seinen Plan für eine neue Selbsthilfegruppe für Opfer toxischer Beziehungen in die Tat umsetzt, wird es die 95. im Kreis Olpe sein. Gemeinsam mit Petra Weinbrenner-Dorff, die großen Anteil an der breitgefächerten Selbsthilfe-Szene im Kreis hat, lädt er für den letzten Samstag im November (10 bis 12 Uhr) zur Auftaktveranstaltung ins DRK-Mehrgenerationenhaus nach Olpe ein. Worum aber geht es dem aus Elspe stammenden jungen Mann und was ist seine Motivation?
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„Ich komme aus einer toxischen Beziehung, in der Narzissmus meiner Partnerin eine große Rolle gespielt hat“, sagt Poguntke. Vor vier Monaten habe sie sich von ihm getrennt, sei „mit Sack und Pack abgehauen“. Und in Folge der für ihn schwierigen und sehr belastenden Erfahrungen habe er beschlossen, mit ähnlich Betroffenen ins Gespräch zu kommen.
In therapeutischer Behandlung
„Aufgrund der Umstände bin ich in psychotherapeutischer Behandlung, was mir ganz gut tut. Ich habe im Internet viel recherchiert, und habe mir überlegt, ob und wie viele Betroffene es auch hier bei uns in der Region gibt.“
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Bevor er sich einer Gruppe anschließe, die sich in größerer Entfernung treffe, habe er den Kontakt zum DRK-Mehrgenerationenhaus und Petra Weinbrenner-Dorff von der Selbsthilfe-Kontaktstelle des DRK gesucht.
Der schöne Narziss
Der Begriff Narzissmus stammt aus der griechischen Mythologie vom schönen Göttersohn Narziss, der, von vielen begehrt, jede Liebe verwehrt und sich nur in sein im Wasser gesehenes eigenes Spiegelbild verliebt. Die Psychoanalyse verwehrt dem pathologischen Narzissten selbst das. Der Narzisst kann demnach weder andere noch sich selbst lieben, will aber ständig bewundert werden.js
Mit Erfolg: Obwohl einige Selbsthilfegruppen aufgrund der Corona-Problematik wieder aufgegeben hätten, sagt sie im Gespräch mit unserer Redaktion, „sind es aktuell immer noch 94, die neue ist die 95.“
Schon vor einigen Jahren habe eine junge Frau bereits den Versuch gestartet, eine solche Gruppe mit der gleichen Thematik zu gründen. Aber: „Nach einigen Treffen ist das wieder im Sande verlaufen.“
Jan Poguntke ist indes entschlossen, die neue Selbsthilfegruppe längerfristig zu etablieren: „Am Anfang werden Petra Weinbrenner-Dorff oder eine Kollegin und ich die Interessierten hier im DRK-Mehrgenerationenhaus begrüßen“, dann werde er es alleine machen, später könne vielleicht ein Psychologe dazu kommen. Ganz wichtig sei ihm zunächst der Austausch unter Betroffenen und die Möglichkeit, sich gegenseitig Tipps zu geben, mit der teilweise quälenden Situation umzugehen. Es gehe um ein Forum, in dem Menschen einfach aus ihrem Leben erzählen könnten und mitteilten, welche Erfahrungen sie gemacht hätten. Auch, um daraus Schlüsse zu ziehen, wie man sich schützen könne.
Auf den ersten Blick nicht zu erkennen
Narzissten auf den ersten Blick zu erkennen, sei schwierig. Menschen mit solch ausgeprägten Eigenschaften könnten sich sehr gut verstellen, verfügten über schauspielerische Fähigkeiten und das Potenzial, andere zu beeinflussen.
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Alles Dinge, die er selbst erlebt habe, versichert er.:„Vielleicht erleichtere ich Betroffenen, den Weg, nach draußen zu gehen, die sich bisher nicht trauen, mit ihren Problemen offen umzugehen und sich damit herumquälen.“ Denn eines sei ihm aus seinen eigenen Erfahrungen klar geworden: „Es ist nicht einfach, aber letztlich bleibt nur, solche Beziehungen zu beenden und die Beine in die Hand zu nehmen.“
Womit Jan Poguntke Partnern von pathologischen Narzissten den gleichen Rat gibt wie führende Psychoanalytiker: „Ergreifen Sie die Flucht.“