Kreis Olpe. Die Strompreise explodieren. Imbiss-Stuben, aber auch Bäckereien trifft das besonders. Welche Probleme die Branche noch hat.
„Wir hatten immer einen Stromabschlag von rund 750 Euro pro Monat, jetzt plötzlich 3.000 Euro. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, erst einmal die Öffnungszeiten zu reduzieren.“ Mandy Stock, seit über drei Jahren Mitarbeiterin des Olper Traditions-Imbissrestaurants Tigges an der Bruchstraße, spricht aus, was in vielen Imbiss-Stuben, in Bäckereien und Gastronomiebetrieben derzeit Thema ist. Birgit Stölben, die Pächterin des Imbiss-Restaurants, sagt: „Auf Anraten unseres Steuerberaters gehen wir offen damit um, sagen das auch unseren Kunden, damit sie es verstehen.“ Bisher war das Imbiss-Restaurant, das über ein Dutzend Sitzplätze verfügt, werktags von 11 bis 19 Uhr geöffnet, seit einigen Wochen wird montags schon um 16 Uhr zugeschlossen. Möglicherweise nur ein erster Schritt.
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Birgit Stölben: „Ob die Reduzierung der Öffnungszeit ausreichen wird, wissen wir noch nicht. Nach der schwierigen Coronazeit kommt der Strompreis jetzt noch obendrauf. Dabei hatten wir uns gerade wieder gefangen.“ Tigges bietet neben dem üblichen Imbissangebot von der Currywurst bis zum Schaschlik mit Pommes täglich auch einen Mittagstisch, der von vielen Olpern geschätzt wird. Birgit Stölben: „Wir kochen vieles selbst, machen es so, wir wir es von der Mama gelernt haben. Da steckt von uns allen viel Herzblut drin.“ Bisher bot Imbiss Tigges immer zwei Mittagsgerichte, jetzt nur noch eines. Sie selbst, so sagt Birgit Stölben, sei zwar die Pächterin, geführt werde Imbiss Tigges aber wie eine große Familie.
Personalmangel der Hauptgrund
Auch bei der Bäckerei Hesse aus Saßmicke (Inhaber Paul und Petra Breuch) war im Schaufenster in der Olper Martinstraße zu lesen, dass fortan nur noch bis 17.30 Uhr geöffnet ist. Hauptgrund, so Petra Breuch, sei aber fehlendes Personal: „Energie spielt auch eine Rolle, der Personalmangel steht aber im Vordergrund.“ Bäckermeister Paul Breuch fügt hinzu: „Wir haben einen langfristigen Großabnehmervertrag mit der Bigge Energie, unsere Stromkosten belaufen sich nur für die Backstube auf rund 3.000 Euro monatlich.“ Den Plan, sämtliche Dächer in Saßmicke mit Photovoltaik auszurüsten, habe er wieder aufgegeben: „Das hätte mich mit allem Drum und Dran 100.000 Euro gekostet. Und gefördert wird das auch nicht mehr.“ Eine solche Investition überlege man sich dreimal, zumal über die Anlage nur etwa 30 Prozent seines Stroms produziert werde. Info am Rande. In der Backstube in Saßmicke wird auch für die Filialen in Hünsborn und Hillmicke gebacken.
DEHOGA für Kurzarbeit
Hotelier und Gastronom Bernhard Schwermer, der neben seinem Hotel und der „Tenne“ in Heinsberg den Rhein-Weser-Turm in Oberhundem betreibt und Kreisvorsitzender der DEHOGA ist, spricht von rund 25-prozentigen Strompreiserhöhungen: „Wenn ich meine Preise um 25 Prozent erhöhe, zeigen mir die Leute einen Vogel.“
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Kein Wunder, dass der DEHOGA (Deutsche Hotel- und Gaststättenverband) die verstärkte Möglichkeit der Kurzarbeit fordere. Schwermer: „Es sind ja nicht nur die Energiepreise. Wir erleben gerade erneut einen Corona-Rückschlag.“ Denn viele Wander- oder Ausflugsgruppen würden buchen, dann aber kurzfristig absagen: „Die haben plötzlich wegen Coronainfektionen statt gemeldeten 30 Gästen nur noch fünf, weil angeblich alle anderen Corona hätten.“ Erst kürzlich seien mehrere fest gebuchte Planwagenfahrten deshalb ganz kurzfristig ins Wasser gefallen. „Feste Öffnungszeiten geben wir gar nicht mehr an. Wenn die letzten Gäste schon am Nachmittag gehen, schließen wir eben zu.“
Eingeschränkte Öffnungszeit das letzte Mittel der Wahl
Noch keine kürzeren Öffnungszeiten hat das Bäckerei-Unternehmen Hesse mit Zentrale in Welschen Ennest und rund 50 Filialen geplant: „Die Einschränkung bei den Öffnungszeiten wäre das letzte Mittel der Wahl, das ist bei uns derzeit nicht geplant“, sagt Geschäftsführer Thomas Hesse.
Die Backöfen in der Zentral-Produktion würden auch mit Gas betrieben, die in den Filialen mit Strom. Hesse: „Wir beobachten natürlich die Diskussion in unserer Branche aufmerksam. Derzeit versuchen wir, an vielen kleineren Stellschrauben zu drehen, wo es möglich ist, um Energie zu sparen.“