Rahrbachtal/Hofolpe/Benolpe. Kreis Olpe gibt erste Untersuchungsergebnisse bekannt. Laborportal warnt vor möglichen „schweren gesundheitlichen Komplikationen.“
Der Kreis Olpe teilte am Montagmittag auf Nachfrage unserer Redaktion mit, um welche Bakterien es sich bei der Trinkwasserverunreinigung im Rahrbachtal, in Benolpe und Hofolpe handelt. Kreispressesprecher Holger Böhler: „Weitgehend sind coliforme Bakterien gefunden worden, die laut den Leitlinien des LANUV NRW grundsätzlich keine Gefährdung für die menschliche Gesundheit darstellen. Da teilweise aber auch Enterokokken in geringer Konzentration gefunden wurden, sah sich das Gesundheitsamt zur Anordnung des Abkochgebotes veranlasst, da dies in den Leitlinien so empfohlen ist.“
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Laut Mitteilung der Gesundheitsaufsicht des Kreises Olpe stellten die Enterokokken zunächst nur einen Indikator für eventuell vorhandene Krankheitserreger dar. Böhler: „Definitiv ist damit auch nicht die unmittelbare Folge verbunden, dass jemand, der das Wasser unabgekocht trinkt, erkrankt. Eine Erkrankung würde sich in Form von Durchfall äußern.“
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Laut dem labortechnischen Portal wassertest-online.de (Ivario/GBA-Group) gehören Enterokokken zu der Gruppe der Milchsäurebakterien, die in nicht krankmachendem Zustand u. a. auf französischem Camembert vorkommen. Enterokokken könnten allerdings auch schwerwiegende, krank machende Eigenschaften besitzen. Wörtlich heißt es: „Diese ... Krankheitserreger ... können schwere Infektionen bei Personengruppen mit geschwächter Immunabwehr auslösen.“ Darüber hinaus seien sie oft resistent gegenüber Antibiotika. Da sich Enterokokken nicht im Wasser, sondern nur im menschlichen oder tierischen Körper vermehrten, könnten sie ins Trinkwasser nur durch „fäkale Verunreinigungen von außen“ gelangen.
Resistent gegen Antibiotika
Ein Nachweis von Enterokokken sei gleichzeitig ein Indiz, dass wahrscheinlich weitere Krankheitserreger im Wasser vorhanden seien. Von den bisher insgesamt 25 bekannten Enterokokken-Arten gebe es einige Stämme mit pathogener Auswirkung auf den menschlichen Körper: „Das sind unter anderem gefährliche Blutvergiftungen, Herzbeutelentzündungen und Harnwegsinfektionen. Kritisch kann dies für ältere, geschwächte Menschen, Menschen mit instabilem Immunsystem und Babys werden. Besorgniserregend ist dabei vor allem, dass einige Erreger eine natürliche Resistenz gegenüber bestimmten Antibiotika entwickelt haben. Man spricht diesbezüglich von der Enterokokkenlücke.“
Grenzwert: Null
Diese Eigenschaft billigt das Umweltbundesamt auch den coliformen Bakterien zu: „Coliforme Bakterien zeichnen sich zusätzlich häufig durch eine natürliche hohe Antibiotikaresistenz aus.“
Fazit der Experten von Ivario: „Enterokokken im Trinkwasser können … sehr schwere gesundheitliche Komplikationen für die Verbraucher nach sich ziehen.“ Aus diesem Grund liege der Grenzwert der Trinkwasserverordnung bei 0/100ml. Was bedeutet, dass In 100 Milliliter Wasser keine Enterokokken sein dürften.
Kein Fahrzeug mit Lautsprecher
Silvia Pohl, stellv. Leiterin der Gemeindewerke Kirchhundem (Bereich Verwaltung), erklärte, dass die Werke sehr schnell nach Bekanntwerden der bakteriellen Trinkwasserverunreinigung reagiert und die Öffentlichkeit informiert habe: „Wir haben nicht nur über die sozialen Medien alarmiert, sondern auch über alle Ortsvorsteher und über unseren breit gestreuten E-Mailverteiler.“ Sämtlich informierten Personen seien zudem aufgefordert worden, ihre Nachbarn ebenfalls in Kenntnis zu setzen.
Zum Vorwurf, dass ältere Menschen ohne Internetanschluss in den betroffenen Ortschaften nichts von dem Vorfall mitbekommen hätten, meinte Silvia Pohl: „Wir haben kein Fahrzeug mit Lautsprecher darauf.“ Zudem seien die Informationen auch zu detailreich, um sie so über einen Lautsprecher übermitteln zu können.
Pohl bestätigte auf Anfrage, die Gemeindewerke seien bereits mittwochs vom Gesundheitsamt über eine Wasserprobe des Trinkwassers informiert worden, die Ergebnisse von Wasserproben lägen aber frühestens zwei Tage später, also freitags vor. „Als die Ergebnisse dann am Freitag vorlagen, haben wir sofort reagiert“, so Pohl. Der Kreis Olpe versicherte auf Anfrage, die jetzt aufgetretene Verkeimung sei im Rahmen einer Routineuntersuchung festgestellt worden.