Kreis Olpe. Die Stromknappheit durch den Ukraine-Krieg rückt die Gefahr eines Black-Outs in den Fokus. Ist der Kreis Olpe für den Ernstfall gerüstet?
Als die Kreiswerke Olpe im September 2020 eine Untersuchung vorstellten, wie sich ein kreisweiter Stromausfall auf die Wasserversorgung auswirken würde, da war an den Angriff Russlands auf die Ukraine und die damit verbundenen Folgen für die Energiewirtschaft noch nicht zu denken. Es waren Naturkatastrophen wie das Sturmtief „Kyrill“, die der Kreis seinerzeit im Blick hatte, als er seine Kreiswerke prüfen ließ, was ein Ausfall der Elektrizität für die Versorgung mit dem lebenswichtigen Nass bedeuten würde. Durch die Energiekrise und die Ausfälle bei den Gaslieferungen hat die Angst vor einem „Blackout“, wie neudeutsch ein flächiger Stromausfall genannt wird, ganz neue Dimensionen gewonnen. Und umso aktueller wird die seinerzeitige Untersuchung.
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Kurzfristige Stromausfälle sind besonders im Herbst und im Winter nicht selten, zerstören doch durch Wind- oder Schneebruch umstürzende Bäume häufig Freileitungen. Diese sind aber meist rasch repariert. Bei „Kyrill“ erlebten viele erstmals, was passiert, wenn ganze Dörfer oder Siedlungen für Stunden oder gar Tage stromlos sind. Damit Landwirte ihre Melkmaschinen starten konnten, rückten Feuerwehr oder Technisches Hilfswerk mit Notstromaggregaten an. Einsam gelegene Landwirte verfügen oft sogar über eigene Generatoren. Doch was, wenn angesichts der Energiekrise irgendwann ein flächendeckender Stromausfall kommt? Ein kreisweiter „Blackout“?
Ein Aggregat muss wandern
Der Notfallplan der Kreiswerke sorgt in diesem Fall zumindest dafür, dass Wasser in die angeschlossenen Häuser kommt, und das Versorgungsgebiet ist außer der mit einem eigenen Wasserwerk arbeitenden Gemeinde Finnentrop praktisch der gesamte Kreis. Momentan werden ca. 105.000 Einwohner im Kreisgebiet direkt oder indirekt von den Kreiswerken mit Trinkwasser versorgt. Laut Kreisverwaltung erfolgt die Verteilung des Wassers im Kreis Olpe nahezu ausschließlich über die Ausnutzung der geografischen Besonderheiten des Sauerlandes, sprich über natürliches Gefälle. „Gleichwohl wird für einige neuralgische Betriebspunkte, die zur Trinkwasseraufbereitung und -versorgung notwendig sind, Strom benötigt“, so der Kreis. Im Falle eines langanhaltenden und flächigen Stromausfalles existieren Pläne, um die Notstromversorgung dieser Punkte und damit die Trinkwasserversorgung zu gewährleisten. Um darüber hinaus die Bereiche versorgen zu können, die nicht an das Netz der Kreiswerke angeschlossen sind, befinden sich die Kreiswerke im Austausch mit den Städten und Gemeinden sowie den kommunalen bzw. örtlichen Trinkwasserversorgern und Wasserbeschaffungsverbänden.
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Eine gehörige Menge Strom liefern nach der Expertise von 2020 die Lister-und-Lenne-Kraftwerke aus ihren Anlagen am Bigge- und am Listerstausee, die mit dem ablaufenden Talsperrenwasser Turbinen zur Stromerzeugung antreiben. Dieser würde genutzt, um die zentrale Wassererzeugung der Kreiswerke – das Pumpwerk im Listersee und das zugehörige Wasserwerk auf dem Erbscheidberg bei Sondern – unter Volllast laufen zu lassen.
Drei Szenarien
Der Notfallplan der Kreiswerke aus 2020 hat drei Szenarien untersucht: den Stromausfall „Großereignis West“, das „Großereignis Ost“ und ein „Großereignis Kreisgebiet“.
Alle drei setzen voraus, dass ein Stromausfall länger als 24 Stunden andauert.
Dass das Wasser im Kreis Olpe knapp werden könnte, hält der Kreis für nahezu ausgeschlossen:
„Insgesamt verfügen die Kreiswerke über Trinkwasserspeicheranlagen mit einem Fassungsvolumen von max. 37.130 Kubikmeter, zuzüglich stehen ein Leitungsinhalt von 12.500 cbm sowie weitere 4.000 cbm Trinkwasser in Wasserwerken zur Verfügung. Außerdem können die Kreiswerke auf ausreichende Rohwassermengen in der Listertalsperre zurückgreifen.“
Zwei mobile Aggregate, bei Bigge-Energie vorhanden, müssten an den Pumpwerken und Hochbehältern Imberg in Olpe und Heimicke stationiert werden. Weitere Pumpwerke im gesamten Kreis würden im Falle eines Falles von einem mobilen Aggregat des Technischen Hilfswerks (THW) versorgt.
Schwerkraft erledigt den Rest
Stationiert würde es am Pumpwerk Steppel und dann reihum und nach Bedarf die Pumpwerke Neuenkleusheim, Oberelspe, Kockmecke, Schreibershof, Drolshagen und Rappelsberg anfahren, um diese je nach Größe und Abnahme zwischen zweimal täglich und einmal wöchentlich laufen zu lassen. Das genügt, um die angeschlossenen Hochbehälter zu füllen.
Den Rest erledigt die Schwerkraft, denn durch das Prinzip der kommunizierenden Röhren fließt das Wasser aus den Hochbehältern ohne Pumpenunterstützung in die Häuser. Für das Wasserwerk Repetal wird kein Strom benötigt: Seine Quellen versorgen das gesamte Repetal.