Finnentrop. Das alte Gebäude des Wurst- und Fleischfabrikanten soll weichen für altersgerechtes Wohnen. Doch der Investor legt das Projekt vorerst auf Eis.

Viele Bauprojekte stocken. Die Energiepreise schießen in schwindelerregende Höhen, Rohstoffe sind knapp, Handwerker Mangelware, Zinsen steigen. Der Bausektor macht eine schwere Zeit durch. Und kaum jemand weiß, wie sich die Lage auf dem Bau und die Preise auf dem Energiemarkt entwickeln. Abwarten lautet daher das Credo von Projektentwickler und Betreiber, die seit Monaten hinter verschlossenen Türen an den Plänen für ein altersgerechtes Wohnen auf dem Gelände des alten Metten-Komplexes an der B 236 tüfteln. Und genau diese Pläne vorerst in der Schublade stecken.

+++ Das könnte Sie interessieren: „Olympus“: Grieche am Finnentroper Markt schließt für immer +++

Die Zeit des Wurst- und Fleischfabrikanten Metten in seiner alten Produktionsstätte am Bahnhof in Finnentrop ist endlich. Die Produktion wurde schon 2008 ins nahe gelegene Industriegebiet Frielentrop verlegt, so dass im alten Metten-Gebäude nur noch die Verwaltung sitzt, also Mitarbeiter aus Vertrieb, Marketing, Einkauf etc. Schon lange ist beschlossene Sache, dass das Unternehmen seinen alten Firmensitz komplett aufgeben und auf dem Gelände ein Investor Wohnraum für Senioren schaffen wird.

Mitarbeitern reinen Wein eingeschenkt

Doch wann, das steht völlig in den Sternen. Firmenchef Tobias Metten hätte sich natürlich gewünscht, dass der Verkauf längst abgeschlossen wäre und die Bagger anrollen könnten. Doch soweit ist es noch lange nicht. „Natürlich ärgert es uns. Wir sind ein schnelles Geschäft gewohnt, wenn wir heute unsere Wurst herstellen, geht sie morgen in den Verkauf. In der Immobilienbranche ist das anders. Wir können leider nicht die Brechstange herausholen“, erklärt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Seinen eigenen Mitarbeitern aus der Verwaltung, die noch an der B 236 sitzen, habe er reinen Wein einschenken müssen und ihnen mitgeteilt, dass die Veräußerung des alten Metten-Geländes noch auf sich warten lasse. Frühestens im Frühjahr 2023 würden Projektentwickler und Betreiber an ihren Plänen weiterarbeiten. Bis dahin geschehe nichts.

+++ Lesen Sie hier: Stadtwerke Aachen beantragen fünf Windräder in Finnentrop +++

Für die eigenen Verwaltungsmannschaft bedeutet das: sie zieht so schnell nicht ins Industriegebiet nach. Dort soll auf dem im Jahr 2018 entstandenen Sozialgebäude, in dem sich die rund 400 Produktionsmitarbeiter umziehen können, eine Büro-Etage aufgesattelt werden, in dem die Verwaltung unterkommt. Das sei, so Metten, komplett durchgeplant und genehmigt. Doch die bauliche Erweiterung und der Umzug vom Bahnhof ins Industriegebiet werden erst dann vollzogen, wenn das alte Metten-Gebäude, das zwar funktional, aber sicherlich nicht mehr sonderlich attraktiv für die dort Arbeitenden ist, veräußert wurde.

Verständnis für die unternehmerische Entscheidung, das Projekt vorerst auf Eis zu legen, hat Bürgermeister Achim Henkel (CDU), der im stetigen Kontakt mit Tobias Metten steht und auf Nachfrage unserer Redaktion sagt: „Wenn ein Silberstreif am Horizont zu sehen ist, dann werden die Planungen wieder aufgenommen und das Projekt zu einem erfolgreichen Ende gebracht.“ Davon sei er absolut überzeugt.

Investorenauswahlverfahren

Die Gemeinde Finnentrop und die dem Land NRW angeschlossene Initiative Bau.Land.Partner standen Metten bei den Überlegungen, welche Nutzung eines Tages auf dem rund 5400 Quadratmeter großen Komplex entstehen könnte, von Anfang an beratend zur Seite. Gemeinsam bereiteten sie ein zweistufiges Investorenauswahlverfahren vor und führten dieses auch durch, mit dem Ergebnis, dass am Ende ein interessierter Projektentwickler samt Betreiber übrig blieb, der in den vergangenen Monaten eifrig geplant habe, so der Firmenchef. Doch genau diese Pläne vorerst in der Schublade steckt. Um sie dann möglicherweise im Frühjahr wieder herauszuholen. Aber auch nur dann, wenn die Kosten für Energie und Co. nicht nur eine Richtung kennen: nach oben. Dann könnte das Projekt noch viel länger in der Schublade bleiben, als es Tobias Metten lieb ist.