Olpe/Drolshagen. Ohm & Häner investieren 12 Millionen Euro in eine neue Produktionshalle. Fast 50 neue Mitarbeiter gesucht. Warum jetzt der Mega-Invest?

Während kein Tag vergeht, an dem auf allen Kanälen die nahende Wirtschaftsrezession prophezeit wird, rollen im Industriegebiet in Drolshagen-Germinghausen die Bagger. Ohm & Häner, das Metall- und Gießerei-Unternehmen mit Produktionen in Friedrichsthal und Germinghausen trotzt der anrollenden Krise und investiert in eine nagelneue Produktionshalle: „Das Investitionsvolumen des Neubaus inklusive der Maschinen beläuft sich auf rund 12 Millionen Euro“, sagt Dr. Ludger Ohm im Gespräch mit unserer Redaktion.

„Alles, was wir können“

Großbaustelle in Germinghausen. Die Bodenplatte liegt.
Großbaustelle in Germinghausen. Die Bodenplatte liegt. © WP | Josef Schmidt

Auf die Frage, was in der neuen Halle gemacht werde, bringt Bernd Häner es auf den Punkt: „An diesen Bauteilen kommt alles zum Tragen, was wir können. Gießen, wärmebehandeln, röntgen, bearbeiten, montieren, reinigen.“

Mitarbeiter gesucht

Die neue Werkshalle hat Außenmaße von 80 x 32 Meter, Höhe: 12 Meter. Investitionsvolumen inkl. Maschinen und Anlagen: rund 12 Millionen Euro.

Ausführende Unternehmen: Egon Behle (Kirchhundem), Sinner (Kreuztal), Kebben (Attendorn). Planung und Bauleitung: Ehrengruber Architekten (Olpe).

Für die neue Produktion in Germinghausen werden weitere 45 Mitarbeiter benötigt, u. a. Zerspanungsmechaniker, Gießereifachleute und Lackierer. Info: ohmundhaener.de

Gemeinsam mit Juniorchef Paul Ohm haben Ludger Ohm und Bernd Häner an diesem Freitag zwei Bauteile mitgebracht, die ein wesentlicher Grund für den Hallenneubau sind: „Sie sehen hier ein Batteriegehäuse aus Alu-Guss, das wir einbaufertig produzieren und an unseren Vertragspartner Mercedes-AMG“, erklärt Ludger Ohm. Unter anderem wegen der Crashbeständigkeit seien höchste Sicherheitsanforderungen zu erfüllen, fügt sein Partner Bernd Häner hinzu. Schließlich könne eine Batterie bei einem Unfall schnell in Brand geraten, was möglichst verhindert werden solle.

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Neben dem Batteriegehäuse HPB 80 (High Performance Battery) liegt ein weiteres, deutlich kleineres Bauteil, das ebenfalls in Germinghausen produziert wird. Ein Stromgenerator mit Anlasserfunktion, der überschüssig erzeugte Energie zur Batterie zurückführt. Nicht ohne Stolz weisen Ohm und Häner daraufhin, dass die Guss-Bauteile eine Co-Produktion der eigenen Entwicklungsabteilung und von Mercedes-AMG seien.

Batteriegehäuse und Generator für den Hybrid-Luxus-AMG aus dem Sauerland. Für Ohm & Häner der größte Auftrag der Firmengeschichte.
Batteriegehäuse und Generator für den Hybrid-Luxus-AMG aus dem Sauerland. Für Ohm & Häner der größte Auftrag der Firmengeschichte. © WP | Josef Schmidt

Das Endprodukt, für das die Bauteile aus dem Sauerland gefertigt werden, ist ein absolutes Luxusmodell von Mercedes, der AMG GT 63 SE Performance, der mit Batteriebooster und 4 Liter V 8 Benzinmotor exakt 843 PS auf die Straße bringt und in weniger als drei Sekunden auf 100 Stundenkilometer beschleunigen kann. Wenngleich Öko-Ideologen die Nase rümpfen dürften, macht Paul Ohm klar, dass genau dieser Punkt vermutlich die Hauptrolle spiele, weshalb das Modell bei Automobilfreaks weltweit gefragt sei: „Da steckt ein hoher Exportanteil drin, von Australien über die USA bis nach China.“ Die zugehörigen Modelle kommen übrigens ebenfalls aus dem Sauerland, vom Modellbau Georg Ohm aus Olpe.

Da der Sauerländer Mittelständler vertraglich verpflichtet ist, pro Jahr bis zu 30.000 Einheiten des Batteriegehäuses und des Generators zu liefern, und das für voraussichtlich mindestens fünf Jahre, blieb für die Sauerländer nur die Wahl: Verzichten oder investieren? Ludger Ohm macht deutlich, was diese Größenordnung für das Traditionsunternehmen bedeutet: „Das ist eine Umsatz-Kapazität von rund 10 bis 12 Millionen Euro pro Jahr und somit der größte Auftrag in unserer 61-jährigen Firmengeschichte.“

Auch auf der Schiene unterwegs

Paul und sein Vater Ludger Ohm sowie Bernd Häner (von links) vor der Traverse für Personenzüge auf der Schiene.
Paul und sein Vater Ludger Ohm sowie Bernd Häner (von links) vor der Traverse für Personenzüge auf der Schiene. © WP | Josef Schmidt

Doch damit nicht genug: In der neuen Produktionshalle werden nicht nur Teile für Straßen-Boliden entstehen, sondern auch Herzstücke für den Schienenverkehr: „Ein weiteres Projekt, für das wir den Neubau benötigen, sind 500 Traversen für das Schweizer Unternehmen Stadler Rail“, klärt Ludger Ohm auf. Das mächtige Alu-Bauteil wird zwischen dem Fahrwerk und der Personenkabine eingesetzt und gleicht u. a. Vibrationen aus. Wie eine Art großvolumiges Stoßdämpfersystem.

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„Die Metallbearbeitung wird zum ersten Mal hier in Germinghausen gemacht, wenn die neue Fertigung fertig ist“, sagt Bernd Häner, „erstmals werden wir auch selbst strahlen, grundieren und den Decklack aufbringen, der Einstieg in die Komplettleistung ohne fremde Partner.“ Perspektivisch verhandelt Ohm & Häner über einen weiteren Großauftrag mit Siemens in Graz für den neuen ICE 4 der Bundesbahn. Größenordnung: 225 Zugwagen. Siemens hat zudem den Auftrag für die erste Schnellzugtrasse in Ägypten erhalten, was ein Auftragspotenzial für 450 Ohm&Häner-Traversen mit sich bringen könnte.

Alles in allem wenig Grund, vor Rezessionsangst zu erstarren: „Bis jetzt können wir hier nicht klagen. Wir sind über das ganze Jahr voll ausgelastet“, so das Fazit des Sauerländer Mittelständlers.