Kreis Olpe. Das E-Rezept startet Anfang September in den Apotheken im Kreis Olpe. Warum Patienten trotzdem Papier-Ausdrucke bekommen.

Ob mit einer Grippe oder einer Mandelentzündung: Wer nach einem Arztbesuch zur Apotheke läuft, trägt seit einer gefühlten Ewigkeit dieses kleine, rosafarbene Rezept mit sich, das der Arzt ausgestellt hat und der Apotheker idealerweise sofort bedienen kann, weil er das benötigte Medikament auf Lager hat. Doch Zeiten ändern sich und so wird ab dem 1. September – zunächst in einer Pilotphase in Westfalen-Lippe – das elektronische Rezept (E-Rezept) eingeführt. Die ärztliche Verordnung auf Papier steht somit vor dem Aus, zumindest langfristig, denn kurzfristig werden Patienten auch weiterhin mit einem ausgedruckten Rezept in ihre Apotheke laufen.

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Ulf Ullenboom, Sprecher der Apotheken im Kreis Olpe, sieht auf die Kunden bzw. Patienten keine allzu gravierenden Änderungen oder Hindernisse zukommen. „Nach wie vor erhalten sie in der Arztpraxis ein Rezept, das sie dann in ihrer Apotheke vor Ort einlösen können, nur eben auf digitalem Wege“, erklärt er. In der Praxis sieht das wie folgt aus: Patienten erhalten eben nicht mehr das rosafarbene Stück Papier, „sondern einen digitalen Schlüssel für die Rezeptdaten, den sie mit ihrem Smartphone empfangen können. Dieser Schlüssel kann an die Apotheke übermittelt oder dort vorgelegt werden“, so Ullenboom.

Längere Wartezeiten vermeiden

Ein Vorteil des elektronischen Rezeptes sei, dass Kunden in Zukunft längere Wartezeiten in der Apotheke vermeiden können, weil sie über den digitalen Weg ihr Medikament schon vorab bestellen können. „Wenn die Patienten dann zu uns kommen, kann das Medikament schon zur Abholung bereit liegen“, erklärt der Apothekensprecher. Oder aber die Kunden können den Rezept-Schlüssel an Angehörige übermitteln, die das Medikament dann abholen, oder man nutzt den Botendienst der Apotheken, wenn man selbst nicht zur Apotheke kommt.

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Sein Kollege Dr. Lukas Peiffer aus Attendorn (Löwen-Apotheke) freut sich einerseits über eine Entlastung seiner Mitarbeiter und darüber, „dass die Zettelwirtschaft und der administrative Prozess, gerade im Bezug auf unsere Abrechnungen, entfällt“. Andererseits sei es für den Kunden ein Vorteil, wenn er über den digitalen Wege sein Medikament bestelle, der Apotheker dann schaue, ob er dieses vorrätig habe und so beide Seiten Zeit sparen.

Wer sein (elektronisches) Rezept einlösen möchte, muss sich zunächst eine kostenlose App (E-Rezept) auf sein Handy herunterladen. Damit allein ist es jedoch nicht getan, der Nutzer muss zunächst freigeschaltet werden und benötigt laut Ullenboom dafür die elektronische Gesundheitskarte, die im Übrigen ab 2023 ebenso zur Einlösung des Rezeptes genutzten werden soll, und eine PIN der Krankenkasse. Weil viele Apotheker und Ärzte aus dem Kreis Olpe aufgrund der „hohen technischen Hürden für die Nutzung des App-Weges“ (Ullenboom) mit einem holprigen Start des E-Rezeptes rechnen, wird der digitale Schlüssel in vielen Arztpraxen zunächst weiterhin ausgedruckt und dem Patient in die Hand gedrückt.

Noch in den Kinderschuhen

So macht es auch Stefan Spieren, Hausarzt aus Hünsborn, der das elektronische Rezept schon vor Wochen eingeführt hat. In dem Wissen, dass die technische Ausgestaltung noch in den Kinderschuhen steckt. „Der Patient hat wirklich nur Vorteile. Wir sparen nicht nur Papier, sondern auch Wege“, betont er und nennt als Beispiel, dass er einem Patienten aus der Video-Sprechstunde das Rezept beispielsweise per Mail oder über die App mit Hilfe eines Codes schicken kann – und dieser sich den Weg bis in die Praxis spart. Spieren sagt daher aus Überzeugung: „Das E-Rezept ist eine riesen Chance.“ Deshalb sei es auch löblich, dass nahezu alle Apotheken und Ärzte die Sinnhaftigkeit des elektronischen Rezeptes erkannt hätten.