Kreis Olpe. Nicht alle Apotheken im Kreis Olpe können ab Montag das Impfzertifikat ausstellen. Kritik an kurzer Vorlaufzeit und „Ankündigungsminister Spahn“.

Ab heute können sich Bürger und Bürgerinnen den digitalen Nachweis ihres Impfschutzes in vielen Apotheken nachträglich ausstellen lassen. Der gelbe Impfpass in Papierform behält dabei weiterhin seine Gültigkeit. Die digitale Alternative soll es Geimpften lediglich ermöglichen, Informationen unkompliziert auf dem Smartphone zu speichern – und damit beispielsweise das Reisen in andere EU-Länder zu erleichtern. Doch welche Apotheken im Kreis Olpe beteiligen sich überhaupt an der Ausstellung des digitalen Impfzertifikats? Und welche Hürden bringt diese Aufgabe mit sich?

Server war zeitweise nicht erreichbar

Ulf Ullenboom, Sprecher der Apothekerschaft im Kreis Olpe, kritisiert, wie wenig Vorlaufzeit den Apothekern eingeräumt wurde. „Wir sind Kummer gewohnt, haben aber auch immer wieder gezeigt, dass wir schnell und flexibel vom einen auf den anderen Tag reagieren können“, meint Ullenboom. Erst seit Mittwoch wisse man überhaupt, über welches Portal die Zertifikate abgewickelt werden sollen. „Einige Kollegen werden nicht pünktlich starten können“, ist sich der Apotheker aus Olpe sicher. „Das liegt daran, dass einige Kollegen womöglich ihre Registrierungscodes verlegt haben, die in solchen Fällen neu generiert werden müssen. Dieser Code muss dann aber erstmal per Post verschickt werden.“ Zumal das Portal (www.mein-apothekenportal.de) im Vorfeld so überlastet war, dass die Server zeitweise nicht erreichbar waren.

+++ Lesen Sie auch: Trotz digitalem Impfausweis: Ein Problem bleibt weiterhin +++

Und so soll es funktionieren: Die Apotheker schicken die geprüften Daten des Kunden – Name, Geburtsdatum, Impfstoff, Zeitpunkt der Erst- und Zweitimpfung – an das Robert-Koch-Institut (RKI). Das schickt den Apothekern schließlich einen Nachweis samt QR-Code zu, der den Geimpften in Papierform ausgehändigt wird. Dieser Code kann in die Smartphone-Apps „CovPass“ oder auch in die „Corona-Warn-App“ eingescannt werden. Der Nachweis liegt dann digital vor.

Prinzipiell habe jede Apotheke die Möglichkeit, an der Aktion „digitaler Impfpass“ teilzunehmen. „Ob das jeder Kollege machen möchte, ist eine andere Frage“, meint Ullenboom. Er rechnet aber damit, dass sich viele Apotheken im Kreis daran beteiligen werden. Nicht zuletzt, weil 18 Euro pro ausgestelltes Zertifikat ein finanzieller Anreiz sei. Wobei auch noch nicht konkret geklärt sei, inwieweit das über das Portal abgerechnet werde.

Viele Kunden meldeten sich schon Mitte der Woche

„Wir freuen uns darauf, dass wir mit eingreifen können. Es bringt ja auch nichts immer zu jammern“, meint Dr. Gerd Franke, Leiter der Linden- und Franziskus-Apotheke in Olpe. Schon kurz nachdem Mitte der vergangenen Woche bekannt geworden war, dass ab Montag der digitale Impfpass in Apotheken erhältlich sei, hätten sich bereits viele Kunden gemeldet. „Es gab im Vorfeld schon sehr, sehr viele Anfragen, an die 70 müssen es gewesen sein“, so Dr. Franke.

Natürlich bedeute das einen Mehraufwand. „Man kann das sicherlich nicht neben dem normalen Apotheken-Geschäft nebenher machen“, meint Dr. Franke. Dementsprechend wurde auch mehr Personal für die Woche eingeplant. „Wir haben uns jetzt erstmal auf drei Fachkräfte eingestellt, die nur dafür da sind, um Impfausweise auszustellen. Ob das reicht, wird sich zeigen. Wir haben dahingehend ja noch keine Erfahrungswerte“, sagt Dr. Franke. Auch wie lange die Nachfrage so hoch sei – ob zwei Wochen oder zwei Monate – könne der Apotheker noch nicht einschätzen. Zumindest sei es aber so, dass die Nachfrage nach Schnelltests langsam zurückgehe; das dafür bereitgestellte Personal könne demnach bei der Vergabe der Impfzertifikate aushelfen.

Um möglichst viele Anfragen schnell bearbeiten zu können, wird das Team von Dr. Franke wahrscheinlich zweigleisig fahren. Heißt: „Die Kunden können sowohl ihre Unterlagen bei uns abgeben und werden dann benachrichtigt, wann sie ihren QR-Code abholen können. Oder sie können einen Termin vereinbaren, bei dem alles vor Ort erledigt wird, sodass sie ihren QR-Code im Anschluss sofort mitnehmen können.“

Auch Christian Springob und sein Team von der Nicolai-Apotheke in Attendorn möchten digitale Impfausweise ausstellen. „Die Voraussetzungen dafür haben wir geschaffen, theoretisch sollte das ab Montag klappen“, meint Springob. Bereits ab vergangenen Mittwoch habe das Telefon kaum noch still gestanden, weil viele Kunden sich vorab informieren wollten, wann es denn konkret losginge. Auch Springob kritisiert das Vorgehen der Politik: „Ankündigungsminister Spahn prescht mal wieder steil voran, ohne die, die alles umsetzen werden, vorzeitig zu informieren.“ Der Apotheker bittet die Kunden deswegen um etwas Geduld. „Zumal man den digitalen Impfpass nicht von heute auf morgen braucht.“

>>> Impfzentren und Arztpraxen kommen später hinzu

  • In Zukunft sollen auch Arztpraxen und Impfzentren elektronische Impfzertifikate ausstellen. Viele Softwarehersteller befänden sich derzeit noch in der technischen Entwicklung und Erprobung der Verfahren, schreibt die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) in einer Stellungnahme.
  • „Bevor es mit der flächendeckenden Ausstellung der Impfzertifikate losgehen kann, muss das System auf Herz und Nieren geprüft werden, um so einen möglichst reibungslosen Ablauf für alle Beteiligten zu ermöglichen“, betonen Dr. Dirk Spelmeyer, Vorstandsvorsitzender der KVWL und Dr. Volker Schrage, stellvertretender KVWL-Vorstandsvorsitzender.
  • Apotheken, die das digitale Impfzertifikat ausstellen, sind auf www.mein-apothekenmanager.de aufgelistet.