Kreis Olpe. Unzugängliche Waldwege, steile Hänge - die Bekämpfung von Waldbränden im Kreis Olpe ist echt eine Herausforderung.

Der große Waldbrand oberhalb von Attendorn hat ein Thema in den Fokus gerückt, das bis vor wenigen Jahren im Kreis Olpe praktisch noch gar keines war. Denn eigentlich kamen Waldbrände im Mittelgebirge nur selten vor. Doch die Folgen der Klimakrise, die sich in der Region deutlich abzeichnet, haben die Fichtenwälder in Totholz verwandelt; auf den harzgetränkten, knochentrockenen Rodungsflächen genügt manchmal ein Funke, um einen Brand auszulösen, der sich zum Inferno entwickeln kann. Die Landesregierung hat jüngst ein 60-seitiges Papier mit einem Konzept vorgelegt, wie einerseits Waldbränden vorgebeugt werden und andererseits, wenn es doch zum Brand kommt, effizienter dagegen vorgegangen werden soll.

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Der Leiter des Forstamts Kurkölnisches Sauerland, Jürgen Messerschmidt, hält dies für den absolut richtigen Weg. „Wir müssen uns dahingehend Gedanken machen, auch wenn bis zur Umsetzung eines solchen Konzepts noch viel passieren muss.“ Er könne sich vorstellen, dass beispielsweise die Klärung von Eigentumsfragen ein dickes Brett sein könnte, das gebohrt werden muss.

Denn Teil dieses Konzepts ist, im Wald regelmäßige Schneisen zu schlagen, breit wie die zweifache Baumlänge des Bestands: zum einen, um Feuerwehrleuten den Zugang zu brennenden Wäldern zu ermöglichen, zum anderen und vorrangig, um Waldbrände auf die Zwischenräume zwischen zwei solchen Schneisen zu begrenzen. „Für uns hier ist das ja fast ein neues Thema, seit auch die höheren Lagen durch die anhaltende Trockenheit überhaupt anfällig für Waldbrände geworden sind.“ Die großen Kalamitätsflächen seien so lange eine besondere Gefahr, wie dort noch nichts Grünes nachgewachsen ist.

Das Konzept des Landes sei nun der Aufschlag, um alle Beteiligten an einen Tisch zu holen und Details abzustimmen. Auch die im Konzept genannte Verbreiterung vorhandener Waldwege, damit diese auch von schweren Löschfahrzeugen befahren werden können, sei ein sinnvoller Weg, der aber mit erheblichen Kosten verbunden sei. „Machbar ist das alles, es wird am Ende als Kostenthema enden“, so Messerschmidt. Auch bei der Feuerwehr ist das Thema angekommen. In Attendorn, wo die Wehr in der letzten Woche von Mittwoch bis Freitag im Dauer-Waldbrandeinsatz war (wir berichteten), wurde deutlich, wie schwer und aufwendig der Kampf gegen das Feuer in unzugänglichen Waldgebieten ist. Es sei gut, dass man über neue Konzepte nachdenke, sagt Thomas Hengstebeck, stellvertretender Kreisbrandmeister und Berufsfeuerwehrmann, aber mit Schneisen in den Wäldern allein sei es nicht getan.

„Feuerübersprünge über 20 bis 30 Meter sind kein Problem“, vor allem nicht an Hang- und Steilhängen wie im Sauerland. Die Thematik sei wesentlich komplexer. Es gebe auch Bodenfeuer und unterirdische Feuer. Wie in Attendorn, wo am zweiten Tag im Boden noch 300 Grad Temperatur gemessen wurde. „Ich glaube, wir brauchen ein Umdenken. Die Kommunen müssen für eine ausreichende Löschwasserversorgung nicht nur in Gewerbe-, sondern auch in Waldgebieten sorgen.“ Zum Beispiel durch den Einsatz mobiler Löschwassercontainer, die auch in Attendorn eingesetzt wurden. Solche Dinge ließen sich auch viel schneller umsetzen. „Das Thema wird uns noch die nächsten Jahre beschäftigen, da gibt es viel zu bedenken“, so Hengstebeck.

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Dass ausreichend viele und gut ausgebaute Waldwege hilfreich wären, ist unstrittig. Michael Bieke, Vorsitzender des Waldbauernverbands für den Kreis, warnte letzte Woche in einer Bürgerversammlung im Lennestädter Rathaus, wo es um ein neues Wirtschaftswegekonzept ging: „Es gibt Waldflächen von über 20 Hektar Größe im Kreis Olpe, wo kein Feuerwehrfahrzeug hinkommt.“ Beim Brand in Attendorn wüteten die Flammen auf „nur“ vier Hektar. 250 Einsatzkräfte waren dort für die Löscharbeiten rund um die Uhr im Einsatz.