Wenden. Es war am Dienstag proppenvoll auf der Tierschauwiese in Wenden. Mittags ging es im Festzelt weiter.

Es war die Liebeserklärung an eine Kuh. Jürgen Ballmann war einfach verzückt von der alten Dame mit den vier Beinen. „Top, wie sie noch drauf ist nach sieben Kälbern. Ich habe mich besonders verliebt. Wenn die auf einen zukommt, hat das sehr viel Stil“, schwärmte der Preisrichter aus Ostercappeln bei der Wendener Tierschau. Zudem meinte er: „Wie schön das Euter noch an der Kuh sitzt. Das ist eine Augenweide.“ So kürte er die neunjährige „Brendy“ von der Lange GbR aus Erndtebrück zunächst zur Siegerkuh der älteren Klasse und dann zur „Miss Wenden 2022“. Das Besondere: „Brendy“ war bereits bei der letzten Wendener Tierschau im Jahr 2019 der Champion und hat damit ihren Titel erfolgreich verteidigt.

Schon am frühen Dienstagmorgen hatten 38 Züchter ihre Vierbeiner herausgeputzt, die sich dann im Wertungsring den Preisrichtern präsentierten. 143 Kühe, Pferde, Schafe und Ziegen waren dabei. Im Glutofen auf der Tierschauwiese war es proppenvoll. „Wir haben eine komische Zeit hinter uns. Zwei Jahre keine Wendsche Tierschau. Wir wissen nicht, was vor uns liegt“, sagte Preisrichter Josef Kotthoff (Meschede). Und: „Wir wollen zügig durchs Programm kommen. Der Stern steht über uns. Das ist für uns nicht gut und für die Tiere auch nicht.“

Hohe Qualität

Einig war sich das Preisgericht über die Qualität bei der Wendener Tierschau. „Wir haben hier heute ganz tolle Kühe gesehen. Die Züchter haben einen Riesenaufwand betrieben“, lobte Jürgen Ballmann. „Das Niveau ist heute sehr hoch“, ergänzte Josef Kotthoff. Die Siegerkuh der jüngeren Klasse kommt aus dem Kreis Olpe: Es ist die zweijährige „Elsa“ der Familie Voß aus Lennestadt-Burbecke. „Sie hat das beste Euter der Schau. Da steckt noch viel Gutes in der Kuh. Die sehen wir noch wieder“, meinte Preisrichter Ballmann.

Neun Teilnehmerinnen und Teilnehmer  gab es beim Wettbewerb „Kind mit Kalb“.
Neun Teilnehmerinnen und Teilnehmer  gab es beim Wettbewerb „Kind mit Kalb“. © WP | Roland Vossel

Publikumsmagnet war wieder der Wettbewerb „Kind mit Kalb“, bei dem neun Landwirte in spe mit von der Partie waren. Die jüngste Teilnehmerin war die vierjährige Helene Heuel aus Kreuztal mit „Axel“. Stark vertreten war Markus Kaufmann aus Heid mit gleich fünf Kälbchen. Sieger waren am Ende alle Teilnehmer. Als Lohn erhielten sie von Paul Sieler, Niederlassungsleiter der Sparkasse Wenden, Medaillen und Geschenke.

Schweigeminute

Nach dem Viehauftrieb draußen ging es am Dienstagmittag im Festzelt weiter. Bürgermeister Bernd Clemens bat zunächst um Ruhe und besondere Aufmerksamkeit: „Bei aller Freude darüber, dass wir nun endlich wieder nach drei Jahren Wendsche Kärmetze und Tierschau feiern können und zwei sehr gelungene Kirmestage hatten und eine wunderbare Tierschau haben, wollen wir einen Augenblick innehalten. Wir denken an den tragischen Verkehrsunfall, bei dem zwei Menschen ums Leben kamen. Wir gedenken der Verstorbenen und trauern mit den Angehörigen.“ Dann gab es eine Schweigeminute. Wie berichtet, war in der Nacht zum Sonntag in Schönau ein Auto gegen mehrere Bäume geknallt. Der Fahrer (29) und der Beifahrer (26) starben, eine 13-Jährige auf dem Rücksitz wurde schwer verletzt. Die drei jungen Menschen hatten zuvor die Kirmes besucht.

„Kirmes und Tierschau passen wunderbar zusammen“, sagte Sebastian Leineweber, 1. Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Lokalvereins für die Gemeinde Wenden, der Veranstalter der Tierschau ist. „Es gibt kein Fest im Wendschen, das mit der Tierschau und Kirmes konkurrieren kann“, so Bernd Clemens: „Die Aussteller zeigen, dass gute Arbeit erbracht wird und die Tiere leistungsstark sind. Sie krönen mit ihrer Leistung unsere Kärmetze. Das ist nicht selbstverständlich.“

Die Stimmung ist prächtig bei Landrat Theo Melcher (vorne) und Bürgermeister Bernd Clemens (hinten).
Die Stimmung ist prächtig bei Landrat Theo Melcher (vorne) und Bürgermeister Bernd Clemens (hinten). © Roland Vossel

Und zum Schluss frohlockte der Bürgermeister: „Wir hatten so langsam Entzugserscheinungen. Nun ist sie vorbei, die kirmeslose Zeit.“ Auch Landrat Theo Melcher meinte: „Zum guten Leben im Wendschen gehört die Wendsche Kirmes. Ich bin froh, dass sie nach der Abstinenz wieder in alter Form stattfinden kann.“

Festansprache von Vikar Klur

Die traditionelle Festansprache hielt Vikar Jonas Klur aus Höxter, gebürtig aus Altenhof. „Ich kann kein Platt“, sagte er und hielt seine Rede auf Hochdeutsch. Mit Blick auf das Kirmes-Highlight „Around the World XXL“, dem 80 Meter hohen Kettenflieger, meinte er: „Es tut gut, ab und zu den Blick Around the World zu richten. Es lohnt sich, mal rauszukommen. Man merkt aber gerade in Krisenzeiten, wie schön es hier ist.“

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Der Geistliche erzählte von einer Frauengemeinschaft aus Olpe, die eine Wallfahrt machen wollte. Dörnschlade, Kohlhagen und Marienstatt – da sei man ja überall schon gewesen, hätte es geheißen. Dann habe es einen Geistesblitz gegeben: „Eine Frau meinte, dass im Radio doch immer was kommt vom Kamener Kreuz und sagte: Lass uns das doch mal ausprobieren.“