Rahrbachtal. Am Ortseingang von Rahrbach soll ein neuer, moderner Supermarkt entstehen. Doch die Meinungen über die Plände des Investors gehen auseinander.
Das Rahrbachtal prosperiert, vor allem der Ort Welschen Ennest. Viele neue Arbeitsplätze sind entstanden, viele neue Wohnungen in Planung und nun möchte ein Investor am Rahrbacher Ortseingang einen großen, modernen Lebensmittelmarkt mit allem Drum und Dran bauen. Rahrbachtal, was willst du mehr! Doch der Beifall fiel bei der ersten Projektvorstellung am Dienstagabend in der Schützenhalle Welschen Ennest verhalten aus. Vor allem Welschen Ennester Bürger äußerten sich skeptisch, befürchten, dass der bestehende Lebensmittelmarkt der Firma Dornseifer und auch der letzte Getränkemarkt durch die neue Konkurrenz verdrängt werden könnte. Dornseifer selbst hat an dem Standort kein Interesse.
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Dass im Rahrbachtal ein unheimlicher „Riesendrive“ ist, so Stefan Baumhoff, Welschen Ennest, hat sich auch unter den Projektentwicklern rumgesprochen. Die Ratisbona Holding GmbH & Co. KG aus Regensburg mit Niederlassung in Düsseldorf, spezialisiert für die Entwicklung von Handelsimmobilien, sieht hier „Potenzial für Versorgung und auch die Fläche dafür“, so Klaus Uhrig. Der Vertreter des Unternehmens hatte den rund 50 Bürgerinnen und Bürgern erste Lagepläne für einen modernen, nachhaltig konzipierten Lebensmittelmarkt mit mehr als 1000 Quadratmeter Verkaufsfläche, 70 Parkplätzen mit E-Ladesäulen für Fahrräder und Autos, kombiniert mit einem Wochenmarkt für regionale Produkte, mitgebracht. „Beide Angebote werden sich gegenseitig ergänzen“, so Uhrig. Entstehen soll der neue Frequenzbringer auf einer 1,1 Hektar großen Wiese an der Olper Straße, im Anschluss an das Gewerbegebiet „In der Welsmicke“ direkt am Ortseingang Rahrbach. Man wolle das Projekt schnell umsetzen.
Die Wiese ist im Besitz der Familie Tillmann aus Welschen Ennest/Rahrbach, die früher in Rahrbach einen Hof betrieb, sie ist derzeit an einen Landwirt verpachtet. Bei den Grundeigentümern lief Ratisbona mit den Plänen offene Türen ein, aber nicht nur aus finanziellen Gründen, wie Kordula Kovacz, gebürtige Welschen Ennesterin und Sprecherin der Miteigentümergemeinschaft Kovac/Tillmann/Zauels, betonte. „Unsere Familie hat sich früher in Rahrbach engagiert. Wir haben das Grundstück geerbt und sind der Meinung, dass wir dem Ort etwas wiedergeben müssen.“ Deshalb wolle man der Gemeinde 500 qm des Grundstücks für den Wochenmarkt schenken. Das Wichtigste bei dem Projekt aber sei, betonte Kovacz, die seit 35 Jahren im Schwarzwald lebt, dass im Rahrbachtal eine positive Entwicklung stattfinde.
Was noch fehlt ist ein Betreiber, der den neuen Supermarkt auf der grünen Wiese für zunächst mindestens 15 Jahre pachten würde. Es gebe Interessenten, die das Potenzial sehen, so Uhrig. Vorgespräche seien bereits gelaufen. Die Firma Dornseifer, die im Welschen Ennester Ortszentrum seit vielen Jahren einen kleineren Einkaufsmarkt betreibt, gehört nicht dazu. „Dornseifer hat abgelehnt“, so Kordula Kovac.
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Und damit der Begeisterung vor allem in Welschen Ennest einen merklichen Dämpfer verpasst. „Als Welschen Ennester hätte ich Bedenken, wenn außerhalb des Ortes etwas entstehen würde und wir dadurch den Markt hier im Ort verlieren würde“, brachte Stefan Baumhoff, Vorstand der Dorf-AG Welschen Ennest, die Sorgen auf den Punkt. Auch Michael Färber befürchtet einen Verdrängungswettbewerb und erinnerte daran, dass ohne den D-Markt für viele Menschen im Ort eine fußläufig zu erreichende Einkaufsmöglichkeit wegbrechen würde.
Argumente, die bei den Rahrbachern und Benolper Bürgern nicht zogen. Andreas Eickhoff, Rahrbach: „Der D-Markt ist ein reiner Ergänzungsmarkt wie früher der Raiffeisenmarkt auch. Was ist, wenn der sich in zwei Jahren nicht mehr rechnet?“ Walter Streletz, Benolpe, sagte: „Die Benolper würden den Markt annehmen“, weil diese sowieso mit dem Auto zum Einkauf fahren müssten. Rahrbachs Ortsvorsteher Dr. Christian Jung konnte dem innovativen Vorschlag ebenfalls Gutes abgewinnen.
Das klare Stimmungsbild, das sich Bürgermeister Björn Jarosz zu Beginn der Diskussion für die Gemeinde erhofft hatte, gab es nicht. Denn sollten die Vorhabenträger einen Bauleitplanungsverfahren beantragen, muss der Gemeinderat darüber entscheiden. Kordula Kovacz kündigte bereits an, den Antrag zu stellen. Im Spätherbst soll eine weitere Bürgerversammlung stattfinden.