Olpe/Kassel. Auf dem Olper Schützenfest spielte das Heeresmusikkorps Kassel auch den Hit „Layla“. Die Kritik daran können die Schützen nicht nachvollziehen.
Selten hat ein Partyschlager für so viel Aufsehen gesorgt wie derzeit „Layla“. Der auf die mallorquinische „Ballermann“-Partyszene zugeschnittene Hit von DJ Robin & Schürze wird auf der einen Seite von ungezählten Feiernden auswendig mitgebrüllt, auf der anderen Seite diskutieren viele über dessen ohne Zweifel niveaufreien Text, in dem von der „Puffmama Layla“ die Rede ist, die „schöner, jünger, geiler“ sei und zudem ein „Luder“. Vereinzelt haben sich Festveranstalter entschieden, das Lied nicht aufführen zu lassen - die Erfahrung der vergangenen Schützenfeste im Sauerland zeigt, dass dies kaum Erfolg zeigt, singt doch die Menge auf der Tanzfläche einfach selbst, wenn die Musik das Stück nicht spielt.
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Nachdem der Heinsberger Organist Jürgen Poggel bundesweite Schlagzeilen machte, als er - Wochen vor der Verbotsdiskussion - das Stück als Teil eines Partylieder-Potpourris in der Welschen Ennester Schützenmesse a cappella auf der „Königin der Instrumente“ intonierte und damit auf der Internet-Plattform „TikTok“ inzwischen über zwei Millionen Aufrufe generierte, macht sich eine zweite Aufnahme aus dem Kreis Olpe daran, zum Internet-Hit zu werden. Es ist ein Mitschnitt vom Olper Schützenfest, bei dem das Heeresmusikkorps Kassel am Rotweintisch als Ständchen für den neuen Schützenkönig eben dieses „Layla“ anstimmt. Neben hunderten begeisterter Kommentare hat dieser Auftritt allerdings auch Kritik hervorgerufen, so bei der in Berlin erscheinenden überregionalen Tageszeitung „taz“. Laut derem Artikel sei es nicht verwunderlich, dass Gäste einschließlich Königspaar ausgelassen zur Musik tanzen, weil der Nummer-eins-Hit ja eine „eingängige Melodie“ habe, aber die Tatsache, dass das Stück live gespielt worden sei, und dann auch noch von einem Heeresmusikkorps, das mache die Szene „speziell“, weil das Lied ob seines sexistischen Textes umstritten sei.
Leiter in Programmauswahl frei
Die Pressestelle des Zentrums Militärmusik der Bundeswehr macht dazu klar: „Auftritte von Musikkorps der Bundeswehr in Olpe folgen einer langen Tradition und sind Ausdruck besonderer Verbundenheit der Bundeswehr mit der dortigen Bevölkerung.“ Die Verwendung von Chart-Hits ziele auf ein größtmögliches Miteinander aus rein musikalischer Sicht. „Selbstverständlich distanziert sich der Militärmusikdienst, wie auch die gesamte Bundeswehr, von Diskriminierung, Benachteiligung oder sexistischer Darstellung.“ Die Leiter der Musikeinheiten des Militärmusikdienstes der Bundeswehr seien allerdings in ihrer Programmauswahl grundsätzlich frei. Was die Aufführung von „Layla“ angeht, sei „der Leiter des Heeresmusikkorps Kassel hinsichtlich der hiervorliegenden Thematik sensibilisiert“ worden.
Verein hatte sich mit Tanzmusik abgestimmt
Beim Veranstalter des Fests, dem Olper St.-Sebastianus-Schützenverein, stößt die Diskussion auf keinerlei Verständnis. Peter Zeppenfeld, als Leutnant im Schützenvorstand zuständiger Musikoffizier, erklärte gegenüber unserer Zeitung, der Verein habe im Vorfeld des Fests mit der Tanzmusik über das Thema gesprochen. Und die Band habe dem Vorstand klargemacht, dass ein Verbieten eines solchen Liedes „nach hinten losgeht“. „Wenn die ganze Tanzfläche das Lied fordert und die Musik spielt es nicht, dann singen sie es eben selbst.“ Am Schützenfestmontag sei der Notensatz dann praktisch unmittelbar vor dem Ständchen in digitaler Form bei einem Mitglied des Heeresmusikkorps eingegangen. „Das war eine ganz spontane Sache, die haben die Noten per Whatsapp verteilt“, in der Tat ist auf dem Video zu sehen, dass die Musiker statt Notenblättern Smartphones in die Halteklammern ihrer Instrumente gesteckt haben und diese als Vorlage nutzen. „Die Stimmung war sensationell, alle haben sich gefreut, und beim Verein hat niemand, wirklich niemand Kritik geäußert“, so Zeppenfeld. Insbesondere der im Netz zu lesende Vorwurf, die Bundeswehr spiele umstrittene Lieder auf Steuerzahler-Kosten, ärgert Zeppenfeld: „Der Auftritt des Musikkorps ist außerdienstlich, den bezahlen wir als Verein und sonst niemand.“ Es gehe um einen Partyschlager mit zugegeben diskussionswürdigem Text, aber es gebe ungezählte Lieder mit wesentlich kritischeren Inhalten, die im Radio herauf- und heruntergespielt würden, was aber niemandem übel aufstoße, „es reicht wohl, wenn der Text auf Englisch ist“.