Kreis Olpe. Ein langfristiger Gasvertrag schützt viele Mieter der Wohnungsgenossenschaft Olpe noch bis Ende 2023. Aber es gibt Tücken.

Wenn die Gaspreis-Lawine auf den Kreis Olpe zurollt, halten auch die etwa 1900 Mieter der Wohnungsgenossenschaft für den Kreis Olpe den Atem an. Dabei ist die Situation sehr unterschiedlich, worüber der Geschäftsführer der Genossenschaft, Stefan Kriegeskotte, im Gespräch mit unserer Redaktion aufklären kann: „Fast alle unserer Wohnungen werden mit Erdgas beheizt. 80 Prozent unseres Wohnungsbestandes ist bis in die 80er-Jahre erstellt worden.“ Soll heißen: Photovoltaik und Wärmepumpen hätten damals keine Rolle gespielt und seien jetzt auch kaum nachrüstbar: „Öl wird ganz selten verwendet.“

Rahmenvertrag bis Ende 2023

Auf den Hinweis, dass die Gas-Preislawine seine Genossenschaft offenbar mit voller Wucht treffe, relativiert Kriegeskotte: „Wir haben im Rahmen einer Einkaufsgemeinschaft mit einem Dutzend weiterer Wohnungsunternehmen aus den Kreisen Siegen-Wittgenstein und HSK einen langfristigen Rahmenvertrag geschlossen, der bis Ende 2023 gilt.“ In diesem Vertrag sei ein äußerst günstiger Kilowattstunden-Preis ausgehandelt worden. Etwa 1300 Mietwohnungen könnten davon profitieren, rund 600 hätten eigene Gasanlagen in ihren Wohnungen, müssten also ihre Gasverträge selbst abschließen. Verivox und Check 24 lassen grüßen. Was fast jedem demnächst ein tiefes Loch in den Geldbeutel schlagen dürfte, da sich die Gaspreise innerhalb eines halben Jahres mehr als verdreifacht haben. Und weiter steigen. Wie aktuell gemeldet, hatten mehr als 200 Energieversorger in NRW dieser Tage angekündigt, ihre Gaspreise kräftig zu erhöhen. Der heimische Versorger Bigge Energie kündigt dementgegen an, seinen Preis bis Ende 2022 zu halten.

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Was jedoch alle zahlen müssen, ist die sogenannte Umlage, die die Bundesregierung durchgewunken hat. Geld für einen Rettungsschirm für in Not geratene Gas-Großhändler wie beispielsweise Uniper.

Das bestätigt auch Stefan Kriegeskotte für die Mieter, die unter das Dach des noch günstigen Rahmenvertrages geschlüpft sind: „Wenn da zwei, drei oder fünf Cent aufgerufen werden, müssen alle diese Umlage zusätzlich zahlen.“

Was sich auch für diese Mieter fatal auswirken könne, so Kriegeskotte, wäre eine Härtefallklausel: „Ich hoffe, dass nicht noch mehr Warnstufen ausgerufen werden, so dass der Energieversorger gezwungen wird, uns den Rahmenvertrag zu kündigen.“

9,2 Millionen kWh pro Jahr

Allein die Wohnungsgenossenschaft für den Kreis Olpe kaufe pro Jahr etwa 9,2 Millionen Kilowattstunden Gas über den Rahmenvertrag ein: „Im Moment liegt der Preis unter zwei Cent ohne Mehrwertsteuer. Allerdings kommen mehrere Kostenpunkte dazu: unter anderem CO2-Emissionsaufschlag, Erdgassteuer, Umsatzsteuer kommt oben drauf.“ Wartungskosten, Schornsteinfegerkosten und weitere Positionen müssten ebenfalls vom Mieter gezahlt werden. Der Rahmenvertrag gelte vom 1. Januar 2021 bis 31. Dezember 2023, also drei Jahre.

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Der dort aufgerufene reine Gaspreis von unter zwei Cent ist derzeit unschlagbar günstig. Die Bigge Energie, die im Wettbewerb noch gut dasteht, bietet Erdgas für ihre Bestandskunden im sogenannten Basistarif für 17,26 Cent pro Kilowattstunde an plus einem Grundpreis von 128 Euro im Jahr.

Bleibt die Frage nach der politisch erwünschten Umrüstung alter Häuser auf Photovoltaik, Wärmepumpen oder Holzpelletheizungen: „Dafür sind die meisten unserer Häuser nicht geeignet. Die überwiegend für Wärmepumpen notwendigen Fußbodenheizungen gebe es in den älteren Wohnungen nicht. Wir haben fast überall Heizkörper.“ Eine Aufrüstung mit Photovoltaikanlagen würde eine enorme Investition in Millionenhöhe voraussetzen.