Olpe/Drolshagen. Dr. Gerd Franke kennen die meisten nur als Apotheker in der Kreisstadt. Von seiner Vorliebe für die lautlosen E-Autos wissen wohl die Wenigsten.

Dr. Gerd Franke kennen die meisten Olper als Apotheker, der gebürtige Dürener lebt aber in Drolshagen, ist also ein echter Wahl-Sauerländer. Was nur gute Bekannte wissen, ist seine Vorliebe für Elektro-Fahrzeuge, und da darf sich Franke tatsächlich als eine Art Veteran, besser gesagt Vorreiter bezeichnen: „Ich hatte diese Art des Antriebes ganz früh, so 2012 auf dem Schirm, als die ersten kleinen E-Flitzer hier zugelassen wurden.“ Regelrechte Exoten seien das gewesen. Dennoch wagte Franke den Schritt schon 2014 mit der Anschaffung eines Renault Zoe.

„Damals galt so etwas im Bekanntenkreis als verwegene Idee“, grinst Franke im Gespräch mit unserer Redaktion übers ganze Gesicht, wenn er sich zurückerinnert. Was sich heute auch in ländlichen Regionen wie dem Sauerland abzeichnet: Aus der „verwegenen Idee“ ist für zunehmend viele Autofahrer Realität geworden. Gerade momentan, bei Diesel- und Benzinpreisen um die 2 Euro das Liter, reiben sich Autofahrer nicht nur entgeistert die Augen, auch die Investition in einen elektrisch Betriebenen Untersatz rückt in realistische Reichweite.

Achillesferse Reichweite

Apropos Reichweite: Nach wie vor ist genau die die Achillesferse der lautlosen Batterie-Flitzer – ob sie nun Renault Zoe heißen, BMW i3, Kia E-Soul oder der immer beliebter werdende Nissan Leaf. Genau diese vier E-Mobil-Typen hat Gerd Franke in seiner achtjährigen Fahrpraxis bereits gefahren bzw. in seinen Apotheken-Fuhrpark integriert. Und auf die Frage, welches Fazit er nach seinen reichlichen Erfahrungen zieht, zögert er keine Sekunde: „Ich habe es nicht bereut und bleibe dabei.“

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Wobei Franke die Nachteile der E-Mobilität keineswegs beschönigt. Womit wir zurück sind beim eben erwähnten Thema „Reichweite“: „Die ersten Werksangaben lagen so bei 180 bis 200 Kilometer. In der tatsächlichen Praxis waren es dann aber kaum mehr als 120“, erinnert er sich. Für den Apotheken-Fuhrpark sei das aber nie ein Problem gewesen: „Unserer Botenautos fahren etwa 80 bis 100 Kilometer am Tag, dann kommen sie an die Tankdose, das passt für uns ideal. Wir sind täglich unterwegs in der Region Olpe-Drolshagen-Wenden, dazu noch im Rahrbachtal.“

Bei Schnee wird’s schwierig

Ein Elektrofahrzeug als einziges Auto der vierköpfigen Durchschnittsfamilie? Da wird Franke unübersehbar skeptisch: „Das ist schwierig. Ich selbst bin langjähriger und begeisterter Camper. Und ein E-Mobil als Zugwagen für einen Wohn, das halte ich für unrealistisch. Da gehen die schnell in die Knie. Vom Fahrverhalten bei Schnee ganz zu schweigen. Das ist schwierig wegen der extrem direkten Kraftübertragung.“ Auch privat habe er zwar drei Jahre lang einen batteriebetriebenen BMW i3 gefahren, für den Camping-Urlaub komme er aber an seinem Kia Sorento Diesel nicht vorbei.

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Was nicht heißen solle, dass die Stromer nur für Kurzstrecke tauglich seien: „Ich bin mit dem i3 schon problemlos zur Messe nach Düsseldorf und zurück gefahren, so 230 Kilometer, ohne laden zu müssen.“ Den Bleifuß müsse man sich allerdings abschminken: „120 km/h maximal auf der Autobahn sind Voraussetzung, Raser, die jenseits der 160 km/h oder 180 km/h unterwegs sind, kommen auf der Rücktour wahrscheinlich nur bis Lüdenscheid. Und beim Kostenvergleich für den Verbrauch schlägt der Stromer den Diesel momentan klar.“ Derzeit: 5,50 Euro Stromsprit auf 100 km gegenüber 12 Euro für den Diesel.

Auto als Stromspeicher

Kaputtgefahren, so Franke, habe er noch keinen E-Motor, allerdings habe er auch noch keinen mehr als 75.000 km gefahren, weil es sich um Leasingfahrzeuge handele. Positiv überrascht habe ihn die Batterie: Kein Leistungsverlust während der 75.000 Kilometer.

Der BMW i3 im Test

Laut ADAC-Test (Dezember 2021) der Basisversion des BMW i3 (170 PS/42 kWh/120 Ah-Batterie) schafft der Stromer eine Reichweite von rund 270 Kilometern (Ecotest).

Grundpreis laut ADAC: 39.000 Euro.

Bei einer Schnell-Ladefunktion (meist an Autobahnen) kann der i3 in 45 Minuten 80 Prozent Ladekapazität erreichen.

Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 150 km/h angegeben.

Testverbrauch: 17,9 kWh/100 Kilometer.

Den nächsten Schritt hat Franke bereits im Auge: Die Kombination seiner E-Mobilflotte mit einer Photovoltaikanlage und die Nutzung der Fahrzeuge als Energiespeicher. Im Klartext: „Wenn die Sonne richtig scheint, fließt der Strom in die Autobatterie und von dort in den eigenen Haushalt.“

Was dieser Experte denkt:

Langjährige Erfahrungen mit Elektro-Autos hat auch Dirk Löhr, Chef des gleichnamigen Autohauses in Dahl/Friedrichsthal. Der Vertragshändler für Renault und Dacia erinnert sich an die Anfänge: „Das erste Fahrzeug war der Renault Fluence ZE im Jahr 2012, ein Auto auf der Megane-Basis, das etwa 50 Kilometer mit einer Batterieladung schaffte. Angegeben war er mit rund 120 Kilometern, aber wenn ich damit zweimal zur Firma gefahren bin, musste ich ihn wieder laden.“

Später sei der Elektro-Kangoo mit Blick auf die Handwerker auf den Markt gekommen. Der Durchbruch sei dann mit dem Kleinwagen Zoe gelungen, der mit einer 40 kW-Batterie zumindest schonmal eine Reichweite jenseits der 200 Kilometer geschafft habe. Fortschritt: „Mittlerweile hat der Zoe eine 50 kW-Batterie.“ Besonderheit: „Alle Interessenten unserer Kundschaft wollen die E-Mobile leasen.“ Wer sich für ein E-Fahrzeug interessiere, könne mit einer Prämie von 10.000 Euro kalkulieren: „Vom Staat kommen 6.000 Euro, vom Hersteller 4.000 Euro.“ Löhrs Fazit: Aber auch dann seien die Anschaffungskosten zu hoch.