Kreis Olpe. Nach Toilettenpapier und Sonnenblumenöl zeichnet sich jetzt ein neuer Trend ab. Die Menschen haben Sorge, in kalten Wohnungen zu sitzen.

Es ist noch nicht lange her, als die Menschen wegen ihrer Hamsterkäufe Schlagzeilen machten. Plötzlich war das Toilettenpapier ausverkauft - Desinfektionsmittel sowieso. Später war es das Sonnenblumenöl. Nun zeichnet sich ein neuer Trend im Kreis Olpe ab. Ausgelöst durch die Energiekrise. Die Nachfrage nach elektrischen Heizgeräten steigt – und zwar extrem. „Wir haben eine massive Nachfrage“, bestätigt Peter Schneider von ESO Elektrotechnik Olpe. „Das ist zwar nicht unser Kerngeschäft, aber auch wir merken das.“

Herbst steht vor der Tür

Noch sind die Temperaturen sommerlich. Doch der Herbst steht bereits vor der Tür. Die Sorge der Menschen, plötzlich in kalten Häusern zu sitzen, ist offenbar groß - und damit steigt der Wunsch, sich im Zweifel autark versorgen zu können. „Noch größer ist die Nachfrage nach Generatoren“, erzählt Peter Schneider. „Da haben wir einen Wahnsinns Run drauf.“

Dominik Teschner vom Beratungsteam des Hagebau-Baumarktes in Altenhundem bestätigt das: „Ölradiatoren sind komplett ausverkauft und auch nicht mehr nachbestellbar“. Vor etwa sieben Wochen sei der Run auf diese fahrbaren Geräte, die mit Leistungen um die 2000 Watt ganze Räume mit Strom aus der Steckdose erwärmen können, losgegangen. Offenbar als Notheizung, falls mangels Gas die Heizung im Haus nicht mehr betrieben werden kann. Diese Alternative lassen sich Verbraucher 100 Euro und mehr kosten. Kleine „Heizlüfter“ mit Ventilatoren, die als Zusatzheizung vorwiegend in Bädern eingesetzt werden, gibt es dagegen noch ausreichend.

Stromnetz an Kapazitätsgrenze

Stefan Hoffmann, Energieberater der Verbraucherzentrale, gibt zu Bedenken, dass das deutsche Stromnetz an seine Kapazitätsgrenzen (Spitzenlast: etwa 90 Gigawatt) komme, sollten nur die Hälfte aller 40 Millionen deutschen Haushalte nur einen dieser Radiatoren gleichzeitig anschalten. Langfristig rechne sich der Einsatz auch finanziell nicht. Klar sei aber auch, dass der finanzielle Aspekt keine Rolle mehr spiele, wenn es in den eigenen vier Wänden mangels Heizung kalt wird.

„Wir bemerken eine gestiegene Nachfrage“, bestätigt auch Bernd Harnischmacher von Licht + Technik Harnischmacher in Olpe. Sein Unternehmen führe u. a. Infrarotstrahl-Heizkörper. Diese Heizplatten seien vielfältig einsetzbar, bewirkten Strahlwärme, wie man sie etwa von einem Kachelofen kenne.

Elektronik-Händler Expert Klein betreibt u. a. in Olpe eine seiner zahlreichen Filialen. Pressesprecherin Paula Stoye bestätigt auf unsere Anfrage: „Aktuell steigt die Nachfrage nach Ölradiatoren und Konvektoren-Heizungen signifikant an – auch bei ähnlichen Produkten wie Heizlüftern lässt sich dies beobachten. Die Hersteller reagieren aber entsprechend, so dass wir eine sichere Warenverfügbarkeit für die Monate ab September vorhersagen können. Aktuell kann es vereinzelt zu fehlenden Warenbeständen kommen, was sich auch auf den Preis auswirken kann. Unsere Empfehlung ist es daher, bei fehlenden Warenbeständen das Eintreffen der bereits von den Händlern bestellten Produkte abzuwarten, da die Hersteller ihre Produktion der Nachfrage angepasst haben.“

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Auf unsere Frage, für welchen Zweck solche elektrisch betriebenen Heizgeräte empfehlenswert seien, antwortet die Pressesprecherin: „Heizlüfter sind beispielsweise für das Heizen ganzer Räume, besonders in Alt-Bauten, weniger geeignet, da sie viel Strom verbrauchen und eine geringe Effizienz aufweisen. Ölradiatoren hingegen verbrauchen deutlich weniger Strom für eine vergleichbare Wärme-Leistung und haben daher unter den Zusatzheizungen die beste Energie-Kosten-Bilanz. Grundsätzlich empfehlen wir den Verbrauchern aber, Energie zu sparen und die Heizung etwas niedriger einzustellen - ein Grad weniger im Haus spart beispielsweise ca. sechs Prozent Heizkosten, ohne sich negativ auf das Wohnungsklima auszuwirken.“