Drolshagen. Christian Rieder (27), Junior aus dem Hotel-Restaurant Zur Alten Quelle in Drolshagen, hat seine Idee umgesetzt, eigenes Bier zu brauen.

Seniorchefin Renate Alterauge-Rieder kann den Stolz nicht verbergen auf ihren Filius Christian Rieder, als die beiden ein frisch gezapftes Pils in den Händen halten: „Die Leute sind begeistert, das ist super eingeschlagen“, freut sich der 27-Jährige über die Verwirklichung seiner ungewöhnlichen Idee. Wo von er spricht? Vom neuen Altenquell.

Der junge Mann, von Beruf Werkzeugmechaniker und Student des Wirtschaftsingenieurwesens, ist familiär natürlich Gastronomie-geprägt: Denn wir befinden uns immerhin im Traditionshaus „Zur Alten Quelle“ an der Drolshagener Ortsdurchfahrt B 55. Der seit 1886 bestehende Familienbetrieb mit 16 Hotelzimmern und Restaurant ist für Restaurantgäste, die nicht im Hotel wohnen, allerdings nur noch samstags und sonntags geöffnet: „Wir suchen Mitarbeiter, kriegen aber keine“, zieht die Chefin die Schultern hoch, mit Blick auf den bekannten Trend, der die Gastronomie im ganzen Land lähmt.

Neues Hausbier hat 4,9 Prozent Alkohol

Neben dem neuen „Altenquell“ von Christian Rieder zapft Seniorchefin Renate Alterauge-Rieder in der „Alten Quelle“ in Drolshagen auch Krombacher, Bergisches Landbier (Erzquell) und Reissdorf Kölsch.

Das Logo für das neue Hausbier ist eine Kombination aus dem Familienwappen und den Zutaten Hopfen, Wasser und Malz. Das Altenquell hat einen für Pils üblichen Alkoholgehalt von 4,9 Prozent. Das neue Bier ist nicht in Flaschen erhältlich, sondern nur in Fässern in den Größen 10 Liter (Partyfass mit Zapfhahn), 30 Liter und 50 Litern.

Das Hotel Zur Alten Quelle wird in der 5. Generation von den Alterauges geführt. Wer Lust hat, in der Gastronomie mit zu arbeiten, ist herzlich willkommen.

Doch schon die beiden Wochenend-Tage reichen, um Christians Altenquell in großen Mengen zu zapfen.

Aber wie kommt ein junger Kerl, der einen Fulltime-Job hat, eine Freundin und Fußball beim SC Drolshagen spielt, auf die etwas abgedrehte Idee, ein eigenes Bier zu brauen?: „Ich hatte als Teenager ein Praktikum bei der Krombacher gemacht und wollte damals eigentlich Brauer und Mälzer werden, habe aber keinen Ausbildungsplatz bekommen.“ Also schlug er eine andere Laufbahn ein, ebenfalls mit Erfolg. Der Bachelor im berufsbegleitenden Studium ist bereits in Sichtweite.

+++Lesen Sie auch: Raubritter Wolfgang „Charly“ Gittel Überzeugungstäter+++

Das Logo und der historisch anmutende Schriftzug auf Bierglas und Bierdeckel gehören zum Projekt dazu. 
Das Logo und der historisch anmutende Schriftzug auf Bierglas und Bierdeckel gehören zum Projekt dazu.  © WP | Josef Schmidt

Doch irgendwann juckte es den jungen Mann mit Gastronomie-Genen dann doch wieder in den Fingern, wie er sich erinnert: „Wir kamen im Urlaub 2020 auf Deutschlandtour unter anderem in die Nürnberger Region. Und in einem Brauereigasthof in Erlangen war eine Brauanlage in die Gastwirtschaft integriert.“ Brauen zum Anfassen, sozusagen. Da schoss es ihm durch den Kopf: „Warum haben wir nicht so etwas? Oder zumindest ein eigenes Bier?“

Durch die Corona-Beschränkungen konnte das Hopfen- und Malz-Projekt allerdings nicht umgehend realisiert werden, erst vor einigen Monaten machte sich der Hobby-Brauer unter tatkräftiger Mithilfe seiner Freundin Christina an die Arbeit: „Zuerst haben wir ein Selbstbrau-Set im Internet bestellt und in unserer Hotelküche in einem Testlauf fünf Liter gebraut. Beim 2. Mal waren es schon 20 Liter.“ Das Bier sei jeweils mit Freunden getestet worden - mit durchweg positiver Rückmeldung: „Alle waren begeistert. Da haben wir es mit 40 Litern versucht und das Bier in 0,5 Liter-Flaschen abgefüllt.“

+++Auch interessant: Detektiv GPS schnappt Fahrraddieb+++

Doch vor den Erfolg hat der liebe Gott bekanntlich den Schweiß gestellt: „Für die 40 Liter haben wir zu zweit fast 12 Stunden in der Küche gewerkelt. Das lohnt sich rein wirtschaftlich natürlich nicht.“ Da die Alterauges nicht sofort eine kleine Brauerei bauen wollten, blieben nur zwei Alternativen: Es entweder bei dem schicken Versuch belassen oder eine sogenannte „Lohn-Brauerei“ finden. Christian Rieder: „Wir haben dann das Internet durchstöbert, hin und her überlegt und etwas gesucht, bei dem wir das Gefühl hatten, es könnte passen.“ Die heimischen Industrie-Brauereien seien nicht in Frage gekommen, sie böten so etwas nicht an.

Letztlich entschied sich Christian für ein Brauhaus in Breitengüßbach, einem 5.000-Seelen-Dorf im oberfränkischen Landkreis Bamberg. Einer Region, die als El Dorado für Bierkenner bekannt ist. Vor allem, was vielfältige Geschmacksrichtungen angeht.

Bamberger Lohnbrauerei

Bis jetzt gibt es das Altenquell nur in Fässern: 10 Liter, 30 Liter und 50 Liter. 
Bis jetzt gibt es das Altenquell nur in Fässern: 10 Liter, 30 Liter und 50 Liter.  © WP | Josef Schmidt

Mit dem Chef der Brauerei habe dann die Chemie sofort gestimmt: „Der war von meiner Idee begeistert, mittlerweile haben wir sogar ein freundschaftliches Verhältnis“, grinst Christian. Im ersten Arbeitsgang braute er dann in der Bamberger Brauerei sein Altenquell.

15 Hektoliter wurden es, allerdings kein Bier mit bayerisch-mildem Charakter, sondern eines, das an nordische Biere erinnert, herb und dennoch würzig.

Auf jeden Fall ein Bier, das Neugier weckt: „Mein Ziel war es ja auch, unseren Gästen mal etwas ganz Neues zu bieten.“

Das ist gelungen.