Finnentrop. Müdigkeit und Konzentrationsschwächen: Pfarrer Raimund Kinold aus Finnentrop leidet an Long-Covid. Jetzt erhält das Pastoralteam Unterstützung.

Schon zum 1. August wird der Pastoralverbund Bigge-Lenne-Fretter-Tal Verstärkung erhalten: Pastor Jürgen Wiesner wird das Team mit einem Stellenumfang von 50 Prozent unterstützen. Wiesner, der zuvor zehn Jahre als Seelsorger im Pastoralverbund Paderborn Mitte-Süd gearbeitet hat, wird außerdem als Seelsorger in der JVA Attendorn tätig sein. Hintergrund dieser neuen Personalie ist die Long-Covid-Erkrankung von Pfarrer Raimund Kinold. Der 54-Jährige hatte sich Ende 2020 mit Corona infiziert, ist seitdem eingeschränkt in seiner Arbeitsfähigkeit. „Es fühlt sich an, als ob eine Jalousie im Kopf heruntergeht. Bis heute habe ich Symptome wie Müdigkeit, Schlappsein und Konzentrationsschwächen“, so Pfarrer Kinold.

Ungeimpft zum Zeitpunkt der Corona-Infektion

Zum Zeitpunkt der Infektion, Anfang Dezember 2020, war Pfarrer Kinold nach der damals geltenden Coronaschutzverordnung noch nicht impfberechtigt. Dementsprechend unvorbereitet traf das Virus sein Immunsystem. Pfarrer Kinold möchte weder Mitleid noch übermäßige Aufmerksamkeit für seine Person oder seine Long-Covid-Erkrankung. Das ist ihm wichtig zu betonen. Er möchte lediglich ein Bewusstsein dafür schaffen, wie sehr Menschen mit diesem noch kaum erforschten medizinischen Phänomen im Alltag eingeschränkt sein können.

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Dazu gehört die Unplanbarkeit. „Morgens weiß ich noch nicht, ob ich wirklich alles erledigen kann, was an dem Tag theoretisch ansteht“, so Pfarrer Kinold. Die Erschöpfung, die plötzlich eintreten kann, die Schwierigkeit, Gesprächen zu folgen – das berichten auch andere Long-Covid-Patienten. „Ich kann mich nicht mehr auf mich selbst verlassen. Man kann mir Sachen unterstellen, die ich nicht widerlegen kann, weil ich einfach diese Gedächtnislücken habe. Das macht einen mürbe“, sagt beispielsweise Ariane Seifert (45) aus Olpe. Die 45-Jährige ist MS-Patientin und hat mittlerweile zwei Corona-Infektionen überstanden. Vor allem der starke Haarausfall nach der ersten Infektion hatte ihr mental stark zugesetzt.

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Mittlerweile ist Pfarrer Kinold vollständig geimpft und geboostert. Einige Symptome sind nach gut eineinhalb Jahren nach der Corona-Infektion schwächer geworden. Zum Beispiel verliert er nicht mehr so schnell einen Gesprächsfaden, auch die Konzentrationsfähigkeit ist wieder besser geworden. „Ich schreibe zum Beispiel wieder Predigten für Beerdigungen. Da hatte ich mich im letzten Jahr komplett herausgezogen.“ Nach einer derartig mentalen Anstrengung müsse er jedoch lange Pausen einlegen. „Man versucht, vorsichtig alles zu planen – weiß aber trotzdem nicht, ob man auch alles schafft.“

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Das Pastoralteam selbst wird von einer Coachin begleitet und unterstützt. Aber auch das Erzbistum Paderborn hatte Pfarrer Kinold relativ zeitnah über seine eingeschränkte Arbeitsfähigkeit informiert. Mit einer zusätzlichen 50-Prozent-Stelle hat das Erzbistum nun für Entlastung gesorgt – für Pfarrer Kinold, aber auch für das gesamte Team. Schon Anfang August wird Pastor Jürgen Wiesner nach Ostentrop ziehen. Voraussichtlich am 14. August wird er eine erste Sonntagsmesse halten, eine offizielle Einführung ist womöglich für Sonntag, 4. September, geplant. Raimund Kinold: „Ich bin wirklich froh über diese Entlastung.“