Kreis Olpe. Die Kombination aus Corona und Schützenfest-Saison stellt den ein oder anderen Musikverein vor große Kraftanstrengungen, wenn Musiker ausfallen.
Was ist, wenn ein verzweifelter Dirigent 70 bis 80 Telefonate führt, um einen Tubisten zu finden? Corona natürlich – und gleichzeitig Schützenfestsaison. Diese Kombination trifft in diesen Wochen zahlreiche Musikvereine im Kreis Olpe, die große Kraftanstrengungen auf sich nehmen müssen, um ihren Schützenfestverpflichtungen nachkommen zu können. Der Pferdefuß dabei: Aushilfen spielen nicht umsonst.
Den Musikzug Oedingen erwischte es in der letzten Woche, nur zwei spielfähige Posaunen standen für das Schützenfest in Salwey am vergangenen Wochenende noch zur Verfügung und Dirigent Timo Schlüngermann wählte sich bei der Suche nach Ersatz verzweifelt die Finger wund. Zum Glück konnte er dann doch noch eine Aushilfe verpflichten.
Kreisvorsitzender kennt Problem
Auch Johannes Sondermann aus Rhode, Vorsitzender des Kreismusikverbandes Olpe, kennt das Thema: „Die Problematik ist bekannt. Auch wir haben an diesem Wochenende in Rhode unser Schützenfest gefeiert. Bei uns spielen die Iseringhauser, und noch am Donnerstag hat mich der musikalische Leiter Matthias Reißner angerufen und um Hilfe gebeten. Ich weiß es auch von anderen Vereinen. Wir versuchen, uns gegenseitig zu helfen, aber das ist nur bedingt möglich. Viele Leute können nicht spontan Urlaub nehmen oder sind mit ihrem eigenen Verein eingespannt.“
+++ Lesen Sie hier: Jubiläumsschießen in Attendorn: Was die Könige verbindet +++
Dabei spiele gar nicht mal die nackte Zahl der Ausfälle eine Rolle. Oftmals reiche es schon, wenn ein Musikregister betroffen sei: „Wenn in einem Verein mit etwa 40 Musikern zwei Tubisten vorhanden sind und nur einer ausfällt, ist die musikalische Leistung des Orchesters erheblich beeinträchtigt, da jeder der beiden eine andere Stimme spielt. Das gleiche Problem habe ich beim Schlagzeug. Wenn ich an die Marschmusik denke, wenn einer die große Trommel spielt, einer die kleine und der dritte das Becken. Wenn nur einer ausfällt, bin ich zwingend auf Aushilfe angewiesen. Sonst bin ich nicht in der Lage, Marschmusik zu spielen.“
Aushilfs-Stundenlohn von etwa 10 Euro
Zum Thema „Kosten für Aushilfen“ sagte Sondermann: „Ich hoffe sehr stark, dass die Situation, die wir in der laufenden Schützenfestsaison erleben, nicht ausgenutzt wird.“ Der Durchschnitt für den Aushilfs-Stundenlohn liege bei etwa 10 Euro, und die Forderungen sollten in dieser Notsituation nicht überstrapaziert werden. Sondermann: „Es gibt leider hier und da Ausreißer, wo es ausgenutzt wird.“
+++ Das könnte Sie interessieren: Schock in Rönkhausen: Aggressiver Pilz befällt die Schützenhalle +++
Matthias Bongers, Vorsitzender des Feuerwehr-Musikzuges Wenden, bestätigt die Problematik: „In der vergangenen Woche haben wir auf dem Schützenfest in Grevenbrück gespielt, und kurz vorher ist gefühlt die halbe Tanzmusik ausgefallen. Wir mussten kurzfristig Keyboard, Gitarre, Bass und Gesang ersetzen.“ Das sei zwar gelungen, aber: „Wir mussten ordentlich draufzahlen.“ Nicht nur die Tanzmusik sei betroffen gewesen: „Insgesamt hatten wir bei rund 45 Musikern zehn Ausfälle zu verkraften.“ Mit dem Durchschnittslohn von 10 Euro pro Stunde komme man nicht immer hin: „Das ist eher der Mindestbetrag. Es gibt Aushilfen, die nehmen deutlich mehr“, beklagt Bongers.
„Gerade in den Ferien, und wenn dann auch noch zwei Schützenfeste aufeinander folgen, ist eine verlässliche Planung aufgrund der Quarantäneregelung eigentlich nicht mehr möglich“, weiß auch Stefan Schmidt, 1. Vorsitzender des Musikzugs Bamenohl. Nur dank der Vernetzung und Loyalität untereinander finde man immer noch Aushilfen. „Nichtsdestotrotz erfordert die aktuelle Situation von alle Beteiligten ein gewisses Maß an Improvisationstalent.“ Den nächsten Auftritt haben die Bamenohler im Übrigen beim Schützenfest in Lenhausen Anfang August, vorher hilft der ein oder andere Musiker anderswo aus.
Olpe kommt glimpflich davon
Bisher glimpflich davongekommen ist einer der größten Musikzüge, der der Feuerwehr Olpe mit Dirigent Andreas Reuber: „Wir haben die Pandemie glücklicherweise bisher recht gut verkraftet.“ Für die Schützenfeste gebe es schon mal den einen oder anderen Ausfall. Kommendes Wochenende habe der Musikzug Olpe eine Verpflichtung beim Schützenfest Heggen, „und da müssen wir mal abwarten, was sich diese Woche noch tut.“ Auf dem eigenen Schützenfest in Olpe (15. bis 18. Juli), so Reuber, spiele man traditionell nicht. Der Musikzug verfüge über rund 75 Musiker bei voller Bühnenbesetzung, bei Schützenfesten sei man mit 50 bis 55 vertreten.