Römershagen. Beim Kommersabend des Schützenvereins Römershagen, der 100 Jahre alt ist, gab es ein ganz besonderes Präsent aus der Nachbarschaft.
Wenn man zum Geburtstag eingeladen wird, dann bringt man ein Geschenk mit. Oder man bringt ein Ständchen. Die Männer und Frauen des Musikzugs der Freiwilligen Feuerwehr Bergerhof taten am Freitagabend beides gleichzeitig: Sie, die seit fast zehn Jahren die Festmusik für die Römershagener Schützen spielen, hatten auch beim Kommersabend anlässlich des 100-jährigen Vereinsbestehens und zum 100. Jahrestag des ersten Römershagener Schützenfests die musikalische Gestaltung übernommen, und als der Vorsitzende der knapp hinter der Kreisgrenze im Bergischen beheimateten Musikerinnen und Musiker eigentlich ein Grußwort sprechen sollte, hatte Frank Hochhard etwas ganz anderes vorbereitet. Er informierte die volle Schützenhalle darüber, dass ihr Geschenk ein eigener Marsch sei. Und dann spielten sie zum ersten Mal öffentlich den „Römershagener Schützenmarsch“. Da hielt es niemanden mehr auf den Stühlen und Bänken; stehender Applaus war der Lohn für die musizierenden Feuerwehrleute aus der Gemeinde Reichshof. Sichtlich gerührt nahm der Vorsitzende der Römershagener Schützen, Matthis Reichstein, den Notensatz entgegen.
Ein Schützenkönig als Schirmherr
Zuvor hatte er nach dem Einzug der Fahnenträger von Schützen und Jungschützen die Gäste begrüßt. Im Zelt saßen unter anderem die Gastvereine der „Siebener-Gemeinschaft“ aus der Gemeinde Wenden, der befreundeten Vereine aus Friesenhagen und Wildberg sowie des Schützenclubs Scheiderwald – und eine große Delegation des größten Schützenvereins im Kreis Olpe, dem St.-Sebastianus-Schützenverein Olpe, die gekommen war, um ihren amtierenden Schützenkönig zu begleiten: Wilhelm Rücker allerdings trug weder Amtskette noch Kappe, sondern Anzug und Krawatte, war er doch in seiner hauptberuflichen Funktion als Sparkassenvorstand gekommen, da er gemeinsam mit Bürgermeister Bernd Clemens die Schirmherrschaft über das Jubiläum übernommen hat.
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Clemens erinnerte daran, wie im Jahr 1921 im damaligen Gasthof Wurm 21 Männer beschlossen, einen Zusammenschluss zu bilden, um den Zusammenhalt der Männer in der damaligen Schulgemeinde Römershagen zu festigen. Obwohl einer der kleinsten, wenn nicht der kleinste Schützenverein im Kreis, sei der Jubelverein eine verlässliche Größe und in der Gemeinde Wenden der einzige mit einer eigenen Schützenhalle, die ein Begegnungszentrum für alle Bürgerinnen und Bürger sei. Rücker zitierte das Motto des Vereins, das auch Eingang in den Text des neuen Schützenmarschs gefunden hat: „Vereinte Kraft Großes schafft“.
Sänger im Schützenrock
Außer der kräftigen Blasmusik aus Reichshof gab es auch sanfte Töne aus dem Römershagener Land, im Wendschen oft scherzhaft „DDR“ genannt, bildeten doch im Wesentlichen die Ortschaften Dörnscheid, Döingen und Römershagen bis 1969 die damalige Gemeinde Römershagen, die mit der Gemeinde Wenden das Amt Wenden bildete. Der Quartettverein „Harmonie“ Dörnscheid ist aus dem Schützenverein Römershagen hervorgegangen, unter Leitung von Elisabeth Alfes-Blömer überzeugten die Sänger mit klaren Stimmen und perfekten Harmonien, wobei einige von ihnen statt des üblichen Anzugs Schützen-Uniformen trugen; die Schnittmenge zwischen Verein und Chor ist immer noch da.
Jungschützensprecher Raphael Müller erinnerte daran, dass vor 85 Jahren der Römershagener Schütze Richard Buchen der erste Jungschützenkönig des Wendener Landes geworden sei. Das Grußwort von Diakon Hermann Klement, ebenfalls Schützenbruder, wurde verlesen, da er nach einer Operation noch nicht auf den Beinen ist. Weitere Grußworte kamen von Ferdinand Reer, der Ehrenvorsitzender des Vereins ist, und Thomas Hengstebeck, der beim Kreisschützenbund die Funktion des Kreisschießmeisters innehat. Er überreichte den Römershagenern die Schiefertafel des Sauerländer Schützenbundes und die Ehrenurkunde des Kreisschützenbundes zum Jubiläum. Landrat Theo Melcher richtete ein Grußwort an den Jubiläumsverein, ebenso wie der neugewählte Bundestagsabgeordnete, Florian Müller. Landtags-Vertreter Jochen Ritter übergab Matthis Reichstein die Ehrenplakette des Landes Nordrhein-Westfalen, bevor der letzte Ehrungsblock anstand. Hier galt es, Schützenbrüder zu ehren, die sich besonders für den Verein aufgeopfert haben. Reichstein rief Markus Arns, Jürgen Duwe, Manuel Fischer, Jürgen Halbe, Reinhard Halbe, Dominik Klur, Ludger Müller, Daniel Reer, Martin Reichstein und Andreas Schumacher nach vorn, um ihnen den Dank des Vereins für ihren Einsatz auszusprechen.
Ende des Kommersabends: der Große Zapfenstreich, vom Musikzug Bergerhof und dem Spielmannszug Wenden an der Marienkirche vorgetragen, dieses alte militärische Ehrenzeremoniell, das traditionell Abschiede und Jubiläen beschließt. Die Fackelträger stammen aus den Reihen der Schützen aus Friesenhagen und Heid.
Fortgesetzt wird das Jubiläum schon am nächsten Wochenende: Dann wird Schützenfest gefeiert – und dies dann erstmals mit eigenem Marsch.