Bilstein. Der Kran für einen Neubau auf dem Grundstück der früheren Schneewittchen-Bar in Bilstein stand schon, doch seit einem Jahr passiert dort nichts.

Es war ein Gebäude mit Geschichte, wenn auch kein Denkmal. Fast jeder im Kreis kannte die Bilsteiner „Schneewittchen-Bar“, das Haus Birkenweg Nummer 10 in Bilstein war wohl das zweitbekannteste Bauwerk im Ort, direkt nach der historischen Jugendburg. Ursprünglich ein seriöser Gasthof mit Pension, hatte sich in den 1960er-Jahren das Tanzlokal „St. Tropez“ als eine der ersten Diskotheken der Region hier angesiedelt. Später folgte das Rotlicht: Aus dem „Bilsteiner Hof“ wurde die „Orchidee-Bar“, später hieß ihr letzter Name „Schneewittchen-Bar“.

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2015, in der Flüchtlingskrise, bereitete die Stadt Lennestadt die Anmietung eines Gebäudeteils vor, um es als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen. Die damalige Betreiberin, bemüht das Thema nicht zu groß werden zu lassen, sagte damals zu unserer Zeitung: „Ach wissen Sie, eigentlich sind wir doch nur ein ganz normaler Gastronomiebetrieb – nur mit einem kleinen Extraservice.“ Bald danach sank der Stern der Bar immer weiter, die Pächter wechselten immer schneller. Irgendwann hatte auch das letzte „Schneewittchen“ das Haus verlassen und es schäumte kein echter oder gepanschter Champagner mehr am Birkenweg Nummer 10.

Die ehemalige
Die ehemalige "Schneewittchen-Bar" kurz vor ihrem Abbruch Ende 2020. Hier soll ein Neun-Parteien-Wohnhaus neu entstehen, doch vom Investor keine Spur. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Danach folgte ein längerer Leerstand, den im vergangenen Jahr der Abbruchbagger beendete. Das Haus wurde niedergelegt und nach dem Wegräumen der Trümmer wurde auf dem Grundstück bereits ein Baukran aufgestellt. Dieser blieb einige Wochen stehen, ohne eingesetzt zu werden, wurde dann wieder abgebaut und abgeholt. Seitdem herrscht Ruhe und Schweigen. Ein Bauzaun versperrt den Zugang zum felsigen Hang, in den das Haus einst hineingebaut worden ist.

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Warum die Bauarbeiten unverhofft stockten, ist unklar. Weder Dorfgemeinschaft noch Nachbarn wissen, was der Grund für die Einstellung sämtlicher Aktivitäten auf dem Grundstück ist. Gerüchte um Probleme finanzieller Art machen im Ort die Runde, für die es aber keinerlei Bestätigung gibt.

Genehmigung für drei Jahre

Fest steht nur: Ein Investor aus dem Raum Gummersbach wollte auf dem Baugrund einen Neubau mit neun Wohneinheiten errichten. Der Bauantrag wurde gestellt und die Baugenehmigung bereits erteilt. Auch die Stadtverwaltung in Lennestadt, gleichsam Bauaufsichtsbehörde, steht vor einem Rätsel. Bereichsleiter Martin Steinberg: „Wir als Stadt haben alles Nötige getan“, der Investor lasse nichts von sich hören.

Für die Stadt gibt es derzeit keinen Grund aktiv zu werden. Denn die Landesbauordnung schreibt vor: „Die Baugenehmigung und die Teilbaugenehmigung erlöschen, wenn innerhalb von drei Jahren nach ihrer Erteilung mit der Ausführung des Bauvorhabens nicht begonnen oder die Bauausführung länger als ein Jahr unterbrochen worden ist.“ Dieser Fall würde erst in etwa zwei Jahren eintreten.