Drolshagen. Drei Generationen Fahrlehrer, drei Generationen Fahrschüler in Drolshagen. Mit „Stahlhacken Ötte“ fing alles an.
Fahrlehrer Rainer Stahlhacke (63) kann sich noch an so manche Anekdote aus den vergangenen Jahrzehnten erinnern und schmunzelt, als er erzählt: „Als das damals mit den Sonderfahrten anfing, hat mein Vater nur den Kopf geschüttelt: ,Soll ich jetzt auch noch im Dunkeln mit den Fahrschülern ‘rumfahren.’“ Andere Zeiten, andere Regeln, aber auch andere Fahrschüler. „Die Motivation war früher doch eine andere. Als wir 18 waren, gab es nichts Wichtigeres, als endlich Auto fahren zu dürfen. Das ist heute anders“, sagt Sebastian Stahlhacke (42), der die mittlerweile 3. Generation des Familienunternehmens repräsentiert, das in diesem Jahr das 60-jährige Jubiläum feiern darf.
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Firmengründer Otto Stahlhacke, den die Drolshagener liebevoll nur ihren „Stahlhacken Ötte“ nannten, war von Beruf eigentlich Kfz-Meister und verkaufte in den 50-er und 60-er Jahren „jede Menge Goggomobile“, wie Rainer Stahlhacke zu berichten weiß. Anfang der 60-er machte Otto Stahlhacke seine Fahrlehrerprüfung, arbeitete zwei Jahre beim ortsansässigen Unternehmen Rahrbach, um sich 1962 selbstständig zu machen: „Zwei Jahre muss man praktizieren, bevor man seine eigene Fahrschule eröffnen darf“, klärt Rainer Stahlhacke auf.
Das Haus in der Hagener Straße, fast exakt gegenüber dem heutigen Standort in der Hagener Straße 15, existiert nicht mehr, war damals die erste Station in der Fahrschulhistorie: „Von dort wechselten wir in den Keller unseres Wohnhauses in die Kurkölner Straße, wo wir etwa 40 Jahre geblieben sind“, erinnert sich Seniorchef Rainer Stahlhacke an die zurückliegenden Jahrzehnte. Und weiter: „Die vierte Station war dann auch die heutige, in der Hagener Straße 15. Hier sind wir 2008 eingezogen.“
Otto Stahlhacke 2001 verstorben
Der Firmengründer Otto Stahlhacke war im Jahr 2001 im Alter von 74 Jahren verstorben. Da gehörte Sohn Rainer schon viele Jahre zum Inventar der Fahrschule: „Seit 1994 war ich Fahrlehrer, 1996 habe ich das Geschäft übernommen.“ Und so ähnlich wird es wohl weitergehen, wie Junior Sebastian nickt. Er ist von Beruf Maschinenbautechniker, wollte aber eine berufliche Neu-Orientierung und machte 2021 seine Fahrlehrerprüfung. Auch hier greift wieder die Zwei-Jahres-Frist. Erst im Oktober 2023 kann er die Firma übernehmen: „Ich habe das nicht bereut, mir macht der Beruf Spaß.“ Zumindest in den ersten Jahren wird Vater Rainer weiterhin mit ins Rad greifen: „Von heute auf morgen nichts mehr, das ist gar nicht optimal“, sagt der Seniorchef, „schlagartig will ich gar aufhören, eine Zeit lang bleibe ich noch an Bord.“ Die nächste Generation, dann die vierte, steht fast schon in den Startlöchern: Der kleine Henry, das vierjährige Söhnchen von Sebastian Stahlhacke: „Er kann zumindest schon Fahrrad fahren und ist irgendwie schon vom Fahrschulvirus infiziert“, lacht der stolze Papa.
Vieles hat sich in der Branche in sechs Jahrzehnten verändert. Nicht zuletzt in der Technik: Das erste Fahrschulauto der Stahlhackes war ein Opel Rekord. Der Jetta oder der K 70 von VW sind Typen, die nur noch ältere Jahrgänge kennen, ein Saab Turbo war dabei, die Mercedes A-Klasse bis hin zu den modernen VW Golfs. Nicht überraschend: Zur Fahrschulflotte der Stahlhackes gehört aktuell ein rein batteriebetriebenes E-Mobil, der VW Golf ID 3. „Die Fahrschüler fragen natürlich danach, aber auch wir wollten das mal kennenlernen“, sind sich die Stahlhackes einig, dass die E-Mobilität, in welcher Form auch immer, auch in der Fahrschulbranche durchsetzt.
Aber nicht nur die Technik erlebte einen rasanten Wandel, auch die Anforderungen. So wuchs die Zahl der Fahrstunden beträchtlich. Ebenso wie die Kosten für den begehrten „Lappen“, der ja nur noch ein Kärtchen ist: „Bundesweit liegt der Schnitt bei 38 Fahrstunden, bei uns auf dem Land sind es weniger“, berichtet Sebastian Stahlhacke, „der eine oder andere bringt schon Treckererfahrung mit.“
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Zwischen 25 und 40 Stunden absolvierten die Fahrschüler durchschnittlich, mit allem Drum und Dran würden etwa 2.200 Euro plus x fällig. „Anfang der 60-er waren das mitunter nur 300 Mark“, sagt Rainer Stahlhacke nach dem Blick auf alte Karteikarten: „Damals gab es aber auch Fahrschüler, die schon nach fünf oder sechs Stunden angetreten sind. Es gab ja noch keine Pflichtzahl wie heute. Und keine Sonderfahrten auf der Autobahn oder im Dunkeln. Heute sind 12 Fahrstunden das Minimum.“
Auf die Frage, ob sie denn schätzen könnten, wie viele Fahrschüler insgesamt in 60 Jahren ihren Führerschein gemacht hätten, runzeln die beiden die Stirn: „Das ist nur grob zu schätzen. Bei vielleicht 100 pro Jahr wären es etwa 6000“, sagt Junior Sebastian, sozusagen „halb Drolshagen“.
„Auf jeden Fall kommen junge Fahrschüler zu uns, die sagen, der Papa oder die Mama, ja sogar der Großvater hätte bei uns schon den Führerschein gemacht“, lacht Seniorchef Rainer Stahlhacke.