Iseringhausen. Alexander Scheele aus Drolshagen-Iseringhausen will bauen, darf aber nicht. Die Stadt erklärt, warum das so ist.

Alexander Scheele, 46-jähriger Familienvater aus Iseringhausen, schüttelt nur mit dem Kopf: „Ich kann nicht verstehen, warum hier nicht gebaut werden darf. Die Stadt will es nicht, ist dagegen.“ Und das, obwohl gerade in Iseringhausen der Druck aus dem Dorf nach neuen Bauplätzen riesengroß sei. Für Scheele völlig unverständlich: „Das versteht hier niemand.“

Grundstück an der Dorfgrenze

Worum geht es? Scheele, der mit seiner vierköpfigen Familie mitten im Dorf wohnt, besitzt auch noch ein großes Grundstück an der Dorfgrenze. Aus seiner Sicht aber nicht außerhalb, sondern direkt an die vorhandene Bebauung angrenzend. Auch im Flächennutzungsplan sei die Fläche als potenzielles Bauland markiert. Von der eigentlichen Erschließungsstraße „Auf der Hütte“, so zeigt er mir während eines Ortstermin, führe der vorhandene Wirtschaftsweg problemlos zu seinem rund 1.500 Quadratmeter großen Grundstück. Das, so sein Plan, wolle er teilen. Auf einem der Grundstücke solle sein Cousin sofort bauen können, er selbst später, wenn eines seiner Kinder im Dorf sesshaft werden wolle. „Für die Erschließung würden mein Cousin und ich selbst sorgen.“

Paragraf 34 Baugesetzbuch

Baugesetzbuch, § 34 Zulässigkeit von Vorhaben innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile:„Innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile ist ein Vorhaben zulässig, wenn es sich nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt und die Erschließung gesichert ist.Die Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse müssen gewahrt bleiben; das Ortsbild darf nicht beeinträchtigt werden.“

Der Cousin gehöre zu der Gruppe junger Iseringhauser, die im Dorf fest verwurzelt und vielfach ehrenamtlich tätig seien: „Der würde sofort loslegen, will unbedingt hier in seinem Heimatdorf leben.“

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Während er bei Vertretern von UCW (Windfried Behme) und UWG (Andreas Wintersohl) auf Verständnis gestoßen sei, habe CDU-Fraktionssprecher Georg Melcher die Position der Stadt Drolshagen geteilt. Scheele zeigt seinen Schriftverkehr mit Melcher, in dem der CDU-Sprecher schreibt: „Die CDU-Fraktion hat sich mit Ihrem Vorhaben beschäftigt. Dabei folgen wir mehrheitlich der Argumentation der Verwaltung.“ Vor dem Hintergrund des beschlossenen Baulandprogrammes für Iseringhausen „halten wir ein Bauen in zweiter Reihe für nicht zielgerecht, zumal dadurch auch Begehrlichkeiten anderer geweckt werden könnten.“

Gespräche mit der Fachabteilung „Planen, Bauen, Wohnen“ und mit Bürgermeister Uli Berghof seien bisher erfolglos gewesen, zuckt Scheele mit den Schultern. Die Position sei eindeutig. Gegen seinen Plan. Diese Position bestätigt Bauamtsleiter Burkhard Wintersohl, u. a. Experte für Städtebau und Baurecht, im Gespräch mit unserer Redaktion: „Der Flächennutzungsplan allein schafft hier kein Baurecht, und einen Bebauungsplan für die Fläche dort gibt es nicht.“

Wintersohl: Stadtrat muss entscheiden

Zulässig sei Bauen nach dem Paragraf 34 „Bauen im Innenbereich“. Doch für den Ort Iseringhausen gebe es eine Abrundungssatzung, und laut dieser Satzung gehöre das Scheele-Grundstück nicht zum Innenbereich. Wintersohl: „Hier Baurecht zu schaffen, ginge theoretisch nur, wenn der Stadtrat den Satzungsbereich ändern und die fraglichen Grundstücke zum Innenbereich deklarieren würde.“ Dafür könne Scheele einen Antrag stellen. Aber selbst bei einer positiven Abstimmung der Stadtpolitiker müssten etliche Hürden genommen werden: „So einfach, wie die Leute sich das vorstellen, ist es nicht.“ Die Träger öffentlicher Belange müssten beispielsweise gehört, auch Umweltfragen geklärt werden. Und auch die Nachbarn seien mit im Boot.

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Bürgermeister Uli Berghof weist im Gespräch mit unserer Redaktion daraufhin, dass es nicht nur die Wünsche der Bauwilligen in den Dörfern gebe, „bei mir kommen auch die Stimmen an, die gegen solche Vorhaben sind, sich aber in der Öffentlichkeit nicht äußern.“ Dadurch entstehe ein verfälschtes Bild in der Öffentlichkeit..

Burkhard Wintersohl erinnert daran, dass die Stadt ja aktiv dabei sei, in Iseringhausen neues Bauland zu schaffen: „Wir sind da dran. Die Verhandlungen sind auf einem guten Weg.“ Ein neues Baugebiet von über 7.000 Quadratmeter für etwa acht bis neun Bauplätze sei in Sichtweite. „Das muss, wenn der Kauf gelingt, aber erst in den Flächennutzungsplan, dann folgt der Bebauungsplan“, skizziert Wintersohl den behördlichen Gang der Dinge.

Alexander Scheele würde dann dennoch leer ausgehen. Dabei besitzt er noch ein weiteres großes Grundstück direkt hinter der Fläche, die er jetzt bebauen will: „Das ist zwar noch Wiese, wäre aber bestens für ein kleines Neubaugebiet geeignet.“ Ebenfalls rund 7.000 bis 8.000 Quadratmeter groß. Die chronischen Baugrundsorgen der jungen Iseringhauser wären mit einem Schlag erledigt. Aber das bleibt jetzt wohl Zukunftsmusik.