Olpe/Siegen. Seit Montag ist das 9-Euro-Ticket erhältlich. Schon am ersten Tag war das Interesse in den Kreisen Siegen und Olpe enorm.

Karin Hellweg, Mitarbeiterin der DB-Agentur im Bahnhof Lennestadt-Altenhundem, konnte schon am frühen Nachmittag von einem regelrechten Ansturm auf die 9-Euro-Tickets berichten: „Wir öffnen um 6.30 Uhr, und bis 7 Uhr waren heute Morgen schon 20 Stück verkauft.“

Und dieser Trend lasse nicht nach. Als wir kurz vor 14 Uhr mit Karin Hellweg sprechen, versichert die DB-Angestellte: „Über 100 sind weg.“ Was sie nicht überrascht hat und gut nachvollziehen kann: „Schon in den vergangenen Tagen haben viele Leute danach gefragt. Es ist ja auch ‘ne tolle Sache. Die Leute können für 9 Euro mal eben nach Siegen oder Köln fahren.“

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Zum Vergleich: Die normale Monatskarte von Altenhundem nach Siegen koste immerhin 188 Euro. Das mache die erhebliche finanzielle Einsparung deutlich. Einziger Wermutstropfen für die DB-Agentur im Bahnhof Altenhundem: „Wir leben ja auch von den Einnahmen durch den Ticketverkauf. Und da wird uns jetzt natürlich einiges am Monatsende fehlen.“ Hintergrund: Das Einnahme-Budget für den Fahrkarten- und Reiseservice wird auch über den Fahrkartenverkauf bestritten, eine prozentuale Provision von jeder verkauften Fahrkarte fließt in die Kasse der Agentur. „Und 188 Euro für ‘ne Monatskarte ist für uns lukrativer als eine Miniprovision für ein 9-Euro-Ticket“, klärt DB-Frau Karin Hellweg auf.

10 Euro Bearbeitungsgebühr

Von einer minimalen Provision wie in der DB-Agentur ist bei den Reisebüros offenbar nicht die Rede, wie eine Anfrage unserer Redaktion ergab. Auch das Atta-Reisebüro in Attendorn verkauft die 9-Euro-Tickets, allerdings mit einer Bearbeitungsgebühr von 10 Euro: Aus dem 9-Euro-Ticket wird also ein 19-Euro-Ticket.

Erste Kunden hatten direkt am Montagmorgen im Atta-Reisebüro angerufen oder waren dort persönlich erschienen, um sich mit dem neuen 9-Euro Ticket einzudecken. Eine Kundin, die nach Hildesheim wollte, war laut Reisebüro-Chefin Monika Strauß-Schmidt genauso unter den Kunden wie vier Personen, die das Reiseziel Düsseldorf hatten. Ein weiterer Kunde habe gleich das Drei-Monats-Ticket für seine Kinder erworben. Erstes Fazit in Attendorn: „Wir machen schon eine gewisse Nachfrage aus“, so Strauß-Schmidt. Die 10 Euro Bearbeitungsgebühr schreckt die Kunden offenbar nicht ab. Strauß-Schmidt sagt: „Anders geht es leider nicht.“

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Stefan Wied, stellvertretender Geschäftsführer des ÖPNV-Zweckverbandes Westfalen-Süd, versichert auf Anfrage, die 9-Euro-Tickets des ZWS würden ausschließlich von den Busfahrern verkauft, ohne Bearbeitungsgebühr. Er habe gehört, dass die Deutsche Bahn vereinzelt mit Reisebüros zusammenarbeite und dort Bearbeitungsgebühr fällig würden. Die Größenordnung von 10 Euro überrasche ihn aber: „Das habe ich noch nicht gehört.“ Eine Spontanumfrage unserer Redaktion bestätigte, dass nur wenige Reisebüros die 9-Euro-Tickets anbieten. Auf drei Anfragen, in Olpe und Altenhundem, gab es jeweils die gleichlautende Antwort: „Wir machen das nicht.“

VWS: 11.596 Euro für 1288 Tickets

Klaus-Dieter Wern, Chef der Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd, begrüßt das neue 9-Euro-Monats-Ticket, dass am Montag erstmals zu kaufen war: „Schon am Montag Vormittag hatte ich die Rückmeldung, dass der Absatz vor allem in unserem Pavillon am Siegener Bahnhof gut angelaufen ist. Bis 16 Uhr waren schon fast 600 verkauft. Ich habe alle Mitarbeiter, vor allem die Busfahrer, angewiesen, heute Rückmeldung zu geben, damit wir einen Überblick haben, wie es läuft.“

Diesen Überblick teilte Wern unserer Redaktion dann am Dienstag Morgen gleich mit. Die VWS-Bilanz des ersten Verkaufstages: Genau 1288 9-Euro-Tickets wurden seitens der VWS verkauft. An den VWS-Vorverkaufsstellen gingen 766 über den Ladentisch, die Busfahrer verkauften 522 Tickets. Gesamteinnahme: 11.596 Euro.

Mitnahme von Fahrrädern nicht garantiert

Auch die Deutsche Bahn (DB) hat am Montag mit dem Verkauf der 9-Euro-Tickets begonnen. Die Monatskarten sind ab sofort unter anderem auf bahn.de, im DB Navigator, bei DB Agenturen, an Fahrkartenautomaten und in den Reisezentren der Bahnhöfe erhältlich. Fahrradlotsen kümmern sich um mögliche Fahrradfahrer an den Bahnhöfen. Weil die Züge sehr voll werden können, kann die Mitnahme von Fahrrädern nicht garantiert werden. Weitere Infos im Netz: www.bahn.de/
angebot/regio/9-euro-ticket

Selbst, wenn der Ansturm auf die Tickets anhalten sollte, befürchtet Wern keine Fahrzeug-Kapazitätsprobleme: „Wir werden alle, die das Angebot nutzen wollen, auch fahren können. In den Sommerferien reduzieren wir unsere Busflotte normalerweise, setzen dann nur noch die kleineren Solobusse für rund 80 Fahrgäste ein. In den diesjährigen Ferien werden wir auch unsere Gelenkbusse (120 Fahrgäste) und die großen Omnibuszüge (176 Fahrgäste) wegen des 9-Euro-Tickets durchfahren lassen.“ Mit Blick auf den Kreis Olpe fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu: „Die Wochenend-Touristen, die an die Bigge wollen, kriegen wir da schon hin. Ich fahr’ auch schon mal gern nach Sondern, trinke einen Kaffee und esse ein Stück Kuchen.“ Einziges Manko, so Wern mit dem für ihn typischen Augenzwinkern: „Leider werden mit dem neuen Ticket nicht gleich auch ein paar Busfahrer mitgeliefert. Da drückt uns der Schuh besonders.“

Werns Unternehmerkollege Stefan Heuel aus Drolshagen (Sauerlandgruss) sieht das neue Ticket als „Chance, auch wieder Neukunden in den Bus zu kriegen.“ Aus der Heuel-Flotte fahren etwa 10 Solobusse (80 Fahrgäste) im Auftrag der VWS im ÖPNV, alle im Großraum Olpe-Drolshagen-Wenden.