Kreis Olpe. Die FDP hat bei der Landtagswahl eine herbe Niederlage einstecken müssen – auch im Kreis Olpe verlor die Partei viele Stimmen. Was ist der Grund?
Die Wähler in Nordrhein-Westfalen haben die FDP bei der Landtagswahl am Sonntag abgestraft. Nachdem die Liberalen vor fünf Jahren, damals noch mit Top-Kandidat Christian Lindner, mehr als zwölf Prozent einfuhren, folgte nun ein Rekord-Niedrigergebnis. Die Partei sprang nur knapp über die Fünf-Prozent-Hürde und sie kam nicht mal auf die Hälfte der Wählerstimmen, die sie noch 2017 eingesammelt hatte. Und das Landesergebnis spiegelt sich auch im Kreis Olpe wider. Hier erreichte die FDP bei den Zweitstimmen 5,5 Prozent und damit sieben Prozentpunkte weniger als 2017. Der 21-jährige Medizinstudent Colin Stamm, heimischer FDP-Landtagskandidat, landete bei den Erststimmen lediglich bei 4,3 Prozent. Doch was ist der Grund für diese schmetternde Niederlage?
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Ralf Warias, FDP-Fraktionschef in Attendorn, sieht gleich mehrere Versäumnisse. Die mitunter chaotisch wirkende Schulpolitik von Yvonne Gebauer während der Corona-Pandemie sei vielen Schülern und Eltern sauer aufgestoßen – und damit auch vielen potenziellen Wählern. „Viele Menschen haben dieses Chaos persönlich gespürt, das hat Spuren hinterlassen“, erklärt Warias im Gespräch mit dieser Redaktion. Der Bankkaufmann aus der Hansestadt glaubt aber auch, dass viele Wähler, die zwischen FDP und CDU „pendeln“, dieses Mal den Christdemokraten ihre Stimme gegeben haben – „um eine rot-grüne Landesregierung zu verhindern“. Einige Wähler seien auch zu den Freien Wählern abgewandert.
Vogel: Ergebnis gemeinsam analysieren
„Viele klassische FDP-Wähler haben ein Problem mit der Ampel-Regierung in Berlin“, sieht Warias ein gewisses Frustpotenzial, das auf die Stimmabgabe Einfluss genommen habe. „Auch in persönlichen Gesprächen am Wahlstand habe ich gespürt, dass viele FDPler unserer Partei deshalb keine Stimme mehr geben, weil sie fest davon ausgehen, dass wir mit linksorientierten Parteien zusammenarbeiten.“ Das würde viele Liberale abstoßen. Warum die eigene Partei noch wählen, wenn am Ende kaum noch etwas vom eigenen Parteibuch zu erkennen sei. Auch Johannes Vogel, stellvertretender Bundesvorsitzender und Bundestagsabgeordneter für den Kreis Olpe, redet gar nicht lang um den heißen Brei herum: „Das tat richtig weh. Wir werden das Ergebnis nun gemeinsam analysieren und daran arbeiten, dass wir in fünf Jahren wieder deutlich stärker werden. Das ist unser Anspruch.“
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Eines ist für Ralf Warias nach dem Debakel vom Wochenende klar: Seine Partei muss sich nun in der Opposition neu aufstellen – inhaltlich wie personell: „CDU und Grüne haben nun die erste Pflicht, eine Regierung zu bilden. Wir als großer Verlierer dieser Landtagswahl würden doch den Wählerwillen konterkarieren, wenn wir uns jetzt Gedanken über eine Beteiligung in der Regierung machen.“ Doch bei aller berechtigter Kritik: Es sei nicht alles schlecht gewesen. „Auch unser Spitzenkandidat Joachim Stamp hat keine schlechte Politik gemacht“, verteidigt ihn Warias. Den Schritt aus dem Schatten von Christian Lindner hat Stamp im bevölkerungsstärksten Bundesland aber offensichtlich nicht geschafft. Auch er ist ein wesentlicher Bestandteil des Debakels.