Arnsberg/Olpe. Am vierten Verhandlungstag vor dem Landgericht berichtete der Olper Ex-König über sein Leben nach der Verurteilung zu einer Bewährungsstrafe.

Eigentlich sollte am Mittwoch das Urteil gegen den wegen Steuerhinterziehung am Landgericht Arnsberg angeklagten ehemaligen Olper Schützenkönig gesprochen werden. Doch wegen der Corona-Infektion eines Prozessbeteiligten sind die Erörterung der Vorstrafen des bereits mehrfach wegen Betrügereien in Erscheinung getretenen Mannes, Plädoyers und Urteil jetzt für den 28. April geplant. Dafür gab es am Mittwoch vor der Großen Strafkammer weitere interessante Einblicke in das Leben des Olpers.

Wie berichtet, hatte er die Vorwürfe gegen ihn bereits an den vorherigen Verhandlungstagen gestanden. Laut Anklage hat er den Finanzbehörden immer wieder Aufträge, Materialkäufe und damit verbundene Rechnungen vorgegaukelt und Umsatzsteuer vorangemeldet. Insgesamt 350.000 Euro soll er mit dieser Masche zwischen 2017 und 2019 kassiert haben.

Am 30. Mai 2019 hatte es eine Durchsuchung der Wohnung des Ex-Königs in Rheinland-Pfalz gegeben, bei der er festgenommen wurde. Der notorische Betrüger führte offenbar ein Leben in Saus und Braus. Zum ursprünglichen Verhandlungstermin am 14. Januar 2021 im Landgericht Arnsberg war er nicht erschienen. Stattdessen setzte er sich ins Ausland ab, wurde mit Europäischem Haftbefehl gesucht, am 6. Juni 2021 in der Schweiz festgenommen und kurz vor Weihnachten 2021 nach Deutschland ausgeliefert. Seitdem sitzt der Olper in Haft, aus der er auch am vierten Verhandlungstag in Handschellen in den Gerichtssaal geführt wurde.

Bewährungsstrafe

Zur Sprache kam ein Urteil wegen gewerbsmäßigen Betruges am Landgericht Arnsberg vom 15. Mai 2020 zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten zur Bewährung. Als Auflage sollte er 2000 Euro an den Bundesverband Kinderhospiz zahlen. „Es war keine zielführende Zusammenarbeit mit dem Klienten möglich“, so die Bewährungshelferin in ihrem schriftlichen Bericht. Der Angeklagte habe Problemlagen verneint, seine Wohnsituation sei undurchsichtig gewesen: „Er hielt sich in Olpe auf und gab an, aus beruflichen Gründen in Rheinland Pfalz zu leben.“

„Wie hat sich Ihre Situation entwickelt?“, fragte der Vorsitzende Richter Dr. Johannes Kamp. „Ich habe nach der Verurteilung angefangen, für einen großen Spirituosen-Konzern zu arbeiten. Ich habe immer gedacht, ich könnte nur mit Glas und Metall, aber ich interessiere mich seit vielen Jahren für Whisky. Ich bin in der Szene sehr gut vernetzt“, sagte der Angeklagte. Er sei für die Firma permanent unterwegs gewesen, berichtete der Olper Ex-König: „Ich war im Außendienst und habe Schulungen für Gastronomie und Hotels gemacht. Ich habe auch Brennerei-Führungen gemacht und Messen besucht. Ich war auch mit einer Reisegruppe in einer Brennerei in Schottland.“

Er sei europaweit tätig gewesen, so der Olper. Die Meldeauflagen zweimal wöchentlich bei der Polizei habe er immer erfüllt: „Einmal bin ich von Bremen nach Rheinland-Pfalz gefahren, habe mich dort bei der Polizei gemeldet und bin wieder zurückgefahren.“

Gewerbe in der Schweiz

Zur Frage von Richter Dr. Kamp, warum er denn nicht beim Verhandlungstermin am 14. Januar 2021 im Landgericht Arnsberg erschienen sei, meinte der Angeklagte: „Der Termin war mir bekannt. Ich hätte ihn wahrgenommen, aber ich hatte Corona-Symptome.“ Dann sei Haftbefehl gegen ihn erlassen worden: „Es wurde bei uns im Ort erzählt, dass der Staatsanwalt mich im Prozess festnehmen wollte. Ich war da gerade in einer Pizzeria in Olpe. Da habe ich gesagt, da gehe ich nicht hin.“ Und: „Man hat mir keine Luft zum Atmen gelassen. Das baute sich immer weiter auf. Da standen abends zwei Leute in einem Zivilfahrzeug vor der Wohnung in Olpe und warteten, dass ich komme.“

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Dann flüchtete der Ex-König: „Ich habe in der Schweiz ein Gewerbe angemeldet, war aber weiterhin als Repräsentant der Firma tätig und habe mit denen kooperiert.“ Die Firma habe gewusst, dass er Probleme mit dem Finanzamt habe. Erhalten habe er für seine Dienste Tagespauschalen von 500 Franken. Von der Schweiz aus habe er auch Kunden in Deutschland betreut: „Dazu kamen schweizerische, holländische, belgische und österreichische Kunden.“