Olpe/Rehringhausen. Christoph Gerhard (Rehringhausen) und sein Familienunternehmen setzen auf die Modulbauweise aus Holz. Ökologie wird großgeschrieben.

Christoph Gerhard strahlt mit den paar schüchternen Sonnenstrahlen um die Wette, als er am Mittwoch Morgen auf dem Staffelgeschoss seines neuen Großprojektes in der Olper Hütte steht: „Das hier ist tatsächlich ökologisches Bauen. Das Fichtenholz stammt aus Kyrill- und Borkenkäfer-Flächen aus Thüringen und Sachsen. Die hier verbauten 320 Kubikmeter Holz wachsen in Deutschland in weniger als zwei Minuten nach“, erklärt er mir beim Baustellenbesuch auf dem riesigen, etwa 30.000 Quadratmeter großen Gelände.

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Das frühere Zuhause der Metallwerke Gustav Imhäuser kaufte der 62-jährige Rehringhauser im Jahr 2012. Seither hat der gelernte Kaufmann als Bauprojektierer einen neuen Gewerbepark geschaffen. Der erste Schritt war die Sanierung der Villa Imhäuser. Es folgte 2014, überwiegend in Holzbauweise, das Gebäude Olper Hütte 5 d: In die rund 800 Quadratmeter Nutzfläche zogen die Verkehrsfachschule und das Unternehmen Di Computer ein. 2015/2016 entstand das Firmengebäude für die Softwareschmiede Open Exchange (Olper Hütte 5 f) und der S + K Services (Gebäudemanagement). Der rund 2.200 Quadratmeter große Komplex entstand in Stahlbeton-Bauweise. Das 4. Projekt (Olper Hütte 5 g) war 2017 der erste komplette Massivholzbau, der dem jetzt entstehenden weitgehend ähnelt. Auf rund 1100 Quadratmetern fanden die Wirtschaftsfachschule ein Zuhause, der TÜV Süd, die Werkdigital GmbH (Software) sowie die Veranstaltungstechniker von Mediaton. 2018 baute Gerhard schließlich das zweite Massivholzbauprojekt (Olper Hütte 5 b), rund 550 Quadratmeter groß. Der Getränkeservice Müller und das Mietbürounternehmen Office & Friends sind dort heimisch geworden.

Ein 1100 Quadratmeter großes Haus, fast ausschließlich aus Kyrill-- und Borkenkäferholz, entsteht derzeit auf dem Gelände der ehemaligen Metallfirma Gustav Imhäuser in Olpe. Bauherr Christoph Gerhard freut sich über den zügigen Baufortschritt.
Ein 1100 Quadratmeter großes Haus, fast ausschließlich aus Kyrill-- und Borkenkäferholz, entsteht derzeit auf dem Gelände der ehemaligen Metallfirma Gustav Imhäuser in Olpe. Bauherr Christoph Gerhard freut sich über den zügigen Baufortschritt. © WP | Josef Schmidt

„Insgesamt haben wir inklusive des Grundstückskaufs 2012 einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag investiert“, sagt Gerhard, „ein kleiner Teil der Immobilien ist verkauft worden, der größere ist vermietet.“

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Bevor das Projekt in Angriff genommen wurde, das jetzt mit drei Geschossen den eingangs erwähnten Gewerbepark komplettieren wird, kam noch eine Großbaustelle im Gewerbepark Hüppcherhammer (Olpe/Drolshagen) dazwischen: „Dort haben wir in Holz- und Stahlbetonbauweise ein Firmenprojekt für die ESE GmbH, Abfallbehälterproduktion, errichtet. 850 Quadratmeter Bürofläche - wieder in Holz. Die Produktionshalle in Stahlbeton bietet etwa 2.500 Quadratmeter.“

Familienunternehmen

Im Oktober des vergangenen Jahres setzte das Familienunternehmen Gerhard, Vater Christoph, Tochter Julia und Sohn Phillip, zum vorerst letzten Coup an: „Hier entsteht jetzt ein Bürokomplex mit Penthousewohnung im Staffelgeschoss, das wir für die LANdata IT Solutions aus Olpe bauen. Alles in allem werden das rund 1100 Quadratmeter sein, die erneut in umweltfreundlicher Bauweise entstehen.“ Lediglich die Bodenplatte sei aus Beton, darauf würden dann die Holz-Elemente mit hunderten von kleinen Stahlelementen geschraubt. Eine Technik, die sich bis ins oberste Staffelgeschoss nahtlos fortsetze.

Eingespieltes Team

Gerhard erläutert, mit welchen Unternehmen er zusammenarbeitet: „Das Fichtenholz stammt wie bereits erwähnt aus Ostdeutschland und wird von einer österreichischen Firma an deren Standort in der Tschechei gesägt und zu den Fertigbauteilen zusammengefügt. Von dort tritt es seine Reise zu uns ins Sauerland an.“ Während Gerhard mir das erklärt, schwebt gerade eine weitere, rund 12 Meter lange Holzwand mit Fensteröffnung am Kran über unsere Köpfe hinweg und senkt sich passgenau ins oberste Geschoss, wo sie hingehört. Dass es sich um eine Bauweise handelt, die sehr schnell ist, braucht Gerhard gar nicht zu erwähnen. Wir fragen dennoch nach Baubeginn und Fertigstellungsdatum: „Im Oktober haben wir angefangen, und am 1. Juli diesen Jahres soll alles fertig sein“, versichert der Bauunternehmer. Danach werde das Projekt an den neuen Besitzer verkauft.

Hunderte dieser Stahlstifte mit Klemm-Mutter sorgen für Stabilität zwischen den Modulbauteilen.
Hunderte dieser Stahlstifte mit Klemm-Mutter sorgen für Stabilität zwischen den Modulbauteilen. © WP | Josef Schmidt

Grund für den zügigen Baufortschritt in Zeiten, in denen Handwerksbetriebe eher Mangelware sind, ist die grundsätzliche Gerhard-Philosophie: „Wir arbeiten überwiegend mit denselben Fachleuten zusammen.“ Zur Gerhard-Mannschaft gehören Architekt Hans Förster (Attendorn) ebenso wie Fenster Hoffmann (Olpe), Stuck Hachenberg (Rhode), Elektro Bergmoser (Lennestadt) und Kemper (Olpe), Heizung/Sanitär Gerhard (Rhode), Betonbauer Marko Becker (Oberveischede) und Tiefbauer Beck aus Olpe. „Alles Topleute aus unserer Region“, lobt Gerhard.

Modulbauweise aus Holz

Einer der wichtigsten Bausteine ist das junge Unternehmen Mighty Space (Velbert). Die Firma um Alexander Vitt, Thomas Kleine, Julia Gerhard und Jan Irrgang besteht unter anderem aus erfahrenen Zimmerern und Dachdeckern, Betriebswirten und Projektmanagern, die sich der Modulbauweise aus Holz verschrieben haben.

Wichtig ist Christoph Gerhard bei all seinen Projekten neben dem ökonomischen Gewinn die ökologische Philosophie: „Wir nutzen neben dem nachwachsenden Holz fast überall Erdwärme, Luftwärmepumpen, Photovoltaik und Solarthermie.“ Gas und Öl? Fehlanzeige, außer in der alten Villa Imhäuser. Keinen Zweifel lässt Gerhard daran, dass die von ihm favorisierte Modulbauweise mit Holz der richtige Weg sei: „Ich bin sicher: Das, was wir hier tun, ist die Zukunft.“