Neuenkleusheim. Nach dem verheerenden Großbrand des Sägewerks in Olpe-Neuenkleusheim investiert Schrage Holz eine Millionensumme in einen neuen Betrieb.
Die Nacht zum 15. April 2020 wird Stefan Schrage (64) so schnell nicht vergessen: Der Neuenkleusheimer Sägewerks-Unternehmer, der den Betrieb gemeinsam mit seinem Neffen Michael führt, wurde kurz nach 2 Uhr morgens aus dem Schlaf geklingelt und über das verheerende Feuer informiert, das einen Großteil des Familienunternehmens zerstörte. Der Betrieb, den sein Großvater Franz mit seinen Söhnen Rudolf und Alois seit 1945 aufgebaut hatte, wurde größtenteils ein Raub der Flammen.
Gut zehn Monate später können Stefan und Michael Schrage wieder mit der Wintersonne um die Wette strahlen. Es geht aufwärts bei den Neuenkleusheimer Sägern. Die allerdings ab Sommer umsteigen: „Wir haben uns entschieden, künftig kein Rundholz mehr zu sägen, sondern Konstruktionsvollholz für die Bauindustrie zu produzieren“, erklärt Seniorchef Stefan Schrage, „wir werden dann Kunden unserer ehemaligen Kollegen und Mitbewerber sein.“
Dort, wo früher Jahr für Jahr vorwiegend Fichten und einige Douglasien oder Lärchen passend gesägt wurden, entstehen dann auf einer funkelnagelneuen riesigen Maschinen-Anlage Balken, Sparren, Dachstühle, Leimbinder und so weiter. Es wird sozusagen gestapelt, geschnitten, aneinandergefügt und verklebt, bis das gewünschte Produkt das Betriebsgelände Richtung Kunde verlassen kann.
Neue Halle 100 Meter lang
Vor dem Brand sägte die etwa 20-köpfige Schrage-Mannschaft rund 50.000 Festmeter Rundholz pro Jahr, noch 2005 waren rund drei Millionen Euro in modernste Sägetechnik investiert worden.
„Ab Sommer werden etwa 20.000 Kubikmeter Holz jährlich verarbeitet“, klärt Michael Schrage auf, dessen Vater Rolf viele Jahre Teil der Geschäftsführung war. Bis es soweit ist, muss zunächst eine stattliche Firmenhalle von fast 40 mal 100 Metern aufgestellt werden, die momentan direkt an der L 711 in den Himmel wächst. Die Firma Brüninghoff aus dem Münsterland, erklärt der 39-jährige Holzbearbeitungs-Techniker, sei darauf spezialisiert, danach stelle das süddeutsche Unternehmen HIT Maschinenbau GmbH die Produktionsanlage auf. Größenordnung: rund 25 mal 100 Meter.
Eingespieltes Mitarbeiterteam
„Alles in allem werden wir rund acht Millionen Euro investiert haben, wenn es fertig ist“, sagt Stefan Schrage zur finanziellen Größenordnung des Neustarts. Von den ehemaligen 20 Mitarbeitern seien 16 an Bord geblieben. Im Klartext: Eine eingespielte Mannschaft stehe in den Startlöchern.
Während sich das Geschäftsführer-Duo nach der Feuersbrunst relativ schnell einig war, die Produktion umzustellen, habe es in der Belegschaft auch Skepsis gegeben. „Manche hätten natürlich gerne das weitergemacht, was sie immer schon gemacht haben“, sagt Stefan Schrage, aber die Marktsituation des Rundholzes sei nach der mehrjährigen Borkenkäferkatastrophe unsicher: „Niemand weiß genau, wie viel Rohstoff in den nächsten Jahren noch vorhanden sein wird“, womit Schrage qualitativ gute, sägefähige Stämme meint. „Deshalb haben wir uns dazu entschieden, diesen Weg jetzt zu gehen“, sagt Schage, während sein Neffe zustimmend nickt.
Statt gefällte Fichten werden ab dem Sommer also fertige Kanthölzer auf dem Schrage-Gelände angeliefert, in der Regel zwischen drei und fünf Meter lang.
„Wir hoffen, dass es im Juni, Juli losgehen kann“, ist der 39-jährige Junior optimistisch.
>>> Familienunternehmen seit 1945
1945 gründete Franz Schrage mit seinen Söhnen Rudolf und Alois das Holzunternehmen in Neuenkleusheim. Zunächst als Zimmerei mit angeschlossenem Sägewerk.
1965 konzentrierte sich Rudolf Schrage mit einem eigenen Unternehmen in der Olper Trift auf den Fertighausbau, Alois auf das Sägewerk in Neuenkleusheim, das jetzt von seinem Sohn Stefan und dessen Neffen Michael weitergeführt wird.
Große Teile des Sägewerkes wurden bei einem Großbrand in der Nacht zum 15. April 2020 zerstört, die genaue Ursache ist bis heute unbekannt.
Die Bauarbeiten für die neue Betriebshalle begannen im Dezember, im Sommer 2021 soll die neue Produktion starten. Ein Sägewerk wird das Unternehmen dann nicht mehr sein.
>>> Fotos aus der Brandnacht
Die Bilder der Brandnacht haben wir in einer Galerie zusammengestellt:
Olpe- Sägewerk in Neuenkleusheim brennt vollständig ab
