Olpe/Siegen. Ein Duo ist im Landgericht Siegen angeklagt. Die Polizei hatte die Männer in einer Lagerhalle mit 893 Cannabis-Pflanzen in Olpe festgenommen.

Mit dem Einsatzauftrag „Entziehung von Energie“ rückte die Polizei am Nachmittag des 31. August 2021 zu einer Lagerhalle in Olpe aus. Mitarbeiter eines Stromanbieters hatten die Ordnungshüter wegen exorbitanten Stromverbrauchs alarmiert. Die Beamten stießen auf eine professionelle riesige Hanf-Plantage mit 893 Pflanzen. „Das war im vergangenen Jahr die zweitgrößte Plantage, die in Nordrhein-Westfalen aufgeflogen ist“, so ein Polizist. Der Stromzähler für die umfangreiche Beleuchtung und Beheizung der Pflanzen war durch eine Abzweigung manipuliert worden. In der Halle nahm die Polizei zwei Männer (26 und 31) fest.

Am Donnerstag saß das inhaftierte Duo auf der Anklagebank im Siegener Landgericht. Den beiden Männern wird vorgeworfen, dass sie zwischen 1. Dezember 2020 und 31. August 2021 gemeinschaftlich mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge Handel getrieben haben. „Ziel war der gewinnbringende Verkauf“, sagte Staatsanwalt Christopher Lenz. Zum Zeitpunkt des Auffliegens der Plantage hätte dies 17,4 Kilo Marihuana ergeben, bei späterer voller Ernte der ausgewachsenen Pflanzen sogar mindestens 68 Kilo.

Professionell eingerichtet

Man habe damals die Lagerhalle umstellt und Verstärkung angefordert, berichtete ein Polizist: „Ich habe die Feuerschutztür eingetreten und wir sind mit dem Diensthund rein. Zu den beiden Personen habe ich gesagt, dass sie sich nicht bewegen sollen und dass es sonst knallt.“ In der Halle habe es Unterteilungen mit Leichtbauwänden gegeben, alles sei professionell für die Cannabis-Zucht eingerichtet gewesen. Für die beiden Männer habe es zwei Schlafräume gegeben.

Vor Gericht sagten die Angeklagten, dass sie aus Albanien mit dem Zug zunächst nach Belgien gefahren seien, um dort zu arbeiten. Dann sei ihnen Arbeit in Olpe angeboten worden. Beide bestätigten, dass sie sich in der ehemaligen Lagerhalle um die Cannabis-Pflanzen gekümmert hätten. Bei der Befragung des 31-Jährigen war die Vorsitzende Richterin, Elfriede Dreisbach, jedoch wenig erfolgreich. An den Mann, der ihn nach Olpe geschickt hatte, könne er sich nicht erinnern. Er habe auch nicht gewusst, was mit den Pflanzen geschehen soll: „Ich weiß nichts mehr.“ Da redete die Richterin Klartext: „Sie müssen nichts sagen. Sie dürfen uns belügen. Denken Sie nur nicht, wir wären blöd.“

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Über Video-Telefonie habe ihn der Unbekannte nach Olpe dirigiert, sagte der 26-Jährige: „Er sagte, ich sollte da die Pflanzen begießen und das Licht müsste eingeschaltet werden. Ich habe gesehen, worum es ging. Ich wollte solche Sachen nicht machen, aber ich habe keinen Ausweg gesehen.“ Seinem Vater habe er auch nichts sagen können: „Der arbeitet in Albanien bei der Polizei.“

Hintermänner unbekannt

Den Auftraggeber würden sie nicht kennen, versicherten die beiden Angeklagten. „Er hat mir gesagt, wenn ich erwischt würde, müsste ich höchstens einen Monat ins Gefängnis“, sagte der 26-Jährige. Der Vermieter konnte nicht sagen, wer die Halle gemietet hat. Er wisse nur, dass er wohl in Frankreich lebe. Die Miete habe er ein paar Mal in Olpe in bar bezahlt. Die bei dem Vermieter angegebenen Personalien des unbekannten Mannes stellten sich später als falsch heraus.

„Das war keine Alltagssituation. Deshalb war damals auch das LKA vor Ort“, berichtete der zuständige Rauschgift-Experte bei der Olper Polizei vom Entdecken der riesigen Plantage. Den Mieter der Halle habe man nicht ermitteln können. Zur Frage der Richterin, ob es denn irgendwelche Erkenntnisse zu den Hintermännern gebe, meinte der Kripobeamte: „Leider nicht.“ Man habe aber noch ein ramponiertes Handy in einer Wassertonne gefunden: „Vielleicht ist da noch belastendes Material drauf. Die Auswertung kann aber noch dauern.“ - „Was uns aber nicht mehr hilft“, so Richterin Dreisbach.

Der Prozess wird am 18. Februar fortgesetzt.