Attendorn. Die „Kurdische Bürgerinitiative Attendorn“ sieht in den Luftangriffen auf das Flüchtlingslager Machmur einen Völkermord. Protest vor dem Rathaus.

Ercan Yilmaz liest regelmäßig die Westfalenpost, aber auch die Süddeutsche Zeitung. Was das Mitglied der kurdischen Gemeinde Attendorn dort vermisst, sind Berichte über die jüngsten Angriffe der türkischen Luftwaffe auf die autonome kurdische Region Rojava im Nordosten von Syrien und andere Gebiete. Bei den Luftschlägen auf das Flüchtlingslager Machmur, das jesidische Siedlungsgebiet Şengal und ein Dorf bei Dêrik in Rojava sollen zahlreiche Menschen ums Leben gekommen sein. Die Türkei verteidigt die Angriffe als Selbstverteidigung gegen vermeintliche kurdische Terroristengruppen. Der Militäreinsatz richtete sich nach Angaben des türkischen Verteidigungsministeriums gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK und gegen die Kurdenmiliz YPG in Syrien.

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Rund 60 Demonstranten versammelten sich auf dem Attendorner Rathausvorplatz

Bei der von Ercan Yilmaz sowie Erengül und Orhan Atabey am Samstag mitorganisierten Demonstration vor dem Attendorner Rathaus waren die Rollen klar verteilt. Der Türkei mit Präsident Erdogan wurde von der „Kurdischen Bürgerinitiative Attendorn“, hinter der die kurdische Gemeinde der Hansestadt steht, nichts weniger als Völkermord vorgeworfen. „Stoppt die Luftangriffe auf Rojava“, skandierten die rund 60 Demonstranten auf der bei der Polizei angemeldeten Demonstration auf dem Rathausvorplatz.

Die fünf Beamten vor Ort beobachteten die Situation, mussten aber nicht eingreifen. Es blieb an diesem Nachmittag bis auf die lauten Rufe der Kurden aus dem ganzen Kreis Olpe ruhig. Die meisten Passanten, die das sonnige Wetter zu einem Bummel durch die Innenstadt nutzten, blieben kurz stehen, wussten aber nicht so recht, was die Menschenansammlung vor dem Rathaus zu bedeuten hatte. Das lag auch an den weitgehend in kurdischer Sprache gehaltenen Ansprachen.

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Auch Demonstrationen in Düsseldorf und Dortmund

„Keine militärische und wirtschaftliche Unterstützung der Türkei“, forderte Ercan Yilmaz die westlichen Staaten und damit auch Deutschland auf. In dem Aufruf zur Demo der „Kurdischen Bürgerinitiative Attendorn“ hieß es unter anderem: „Wir rufen alle, unser Volk und ihre Freunde auf (…) auf die Straßen zu gehen und zu reagieren.“ So wurde an diesem Samstag auch in Düsseldorf und Dortmund demonstriert. In Attendorn blieben die Kurden unter sich, deutsche Solidaritätsbekundungen gab es im Gegensatz zu früheren Protestaktionen in der Hansestadt nicht.