Olpe/Drolshagen. Der Kreis Olpe hat eine aufsuchende Impfaktion veranlasst. Für viele Menschen ist es die Booster-Impfung. Doch es gibt auch Erstimpfungen.

Pünktlich um 8.15 Uhr am Freitag brauste das Team des Hünsborner Mediziners Stefan Spieren mit dem Impfstoff heran, um in der Sporthalle In der Wünne in Drolshagen 15 Geflüchtete zu impfen. Dort nahm Antonia Viedenz vom Drolshagener Sozialamt das Impfteam in Empfang, während die Impfkandidaten mit ihren Dokumenten auf den meist dritten Pieks warteten. Drei Impfkandidaten erhielten ihren ersten Pieks.

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Syrische Familie lässt sich zum dritten Mal impfen

Unter den Impfwilligen war unter anderem die syrische Familie Jabanza, die sich gemeinsam den Booster abholte, also Impfung Nummer drei: „Alles gut, keine Nebenwirkungen“ antwortete der 21-jährige Sohn der Familie, Wassim Jabanza, auf unsere Frage, ob alles problemlos verlaufen sei. Vor etwa vier Monaten habe er seine Erstimpfung erhalten: „Wir sind seit vier Jahren in Deutschland, wohnen in Eichenermühle“, berichtet der 21-Jährige, der gemeinsam mit seinem Vater Mohammed Jabanza und seiner Mutter Boshra al Khateb zur Sporthalle gekommen ist.

Wassim Jabanza und sein Vater Mohammed Jabanza stehen vor dem Impfbus, der am Freitagmorgen Halt an der Sporthalle In der Wünne in Drolshagen macht. Sie kommen für ihre Booster-Impfung.
Wassim Jabanza und sein Vater Mohammed Jabanza stehen vor dem Impfbus, der am Freitagmorgen Halt an der Sporthalle In der Wünne in Drolshagen macht. Sie kommen für ihre Booster-Impfung. © Josef Schmidt

Auch ein 38-jähriger Mann, der aus Myanmar stammt, ist in die Wünne gekommen, ebenfalls für den mittlerweile dritten Pieks. Er lebt seit drei Jahren in Drolshagen, erzählt er uns in einer Mischung aus Deutsch und Englisch. Seinen Namen möchte er mit Blick auf seine noch in der Heimat lebende Familie lieber für sich behalten.

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Ein Obdachloser ist an diesem Morgen nicht gekommen, obwohl die Impfaktion auch für diese Personengruppe organisiert worden war. „Wir haben in Drolshagen nur einen Obdachlosen, der ist aber nicht hier", erklärt Antonia Viedenz vom Sozialamt. Die Impfaktion sei vom Kreis Olpe angestoßen worden: „Der Kreis hat sich mit uns in Verbindung gesetzt und nachgefragt, ob es im Stadtgebiet Geflüchtete gebe, die sich impfen lassen wollten. Daraufhin haben wir bei allen Geflüchteten nachgefragt und den Termin heute vorbereitet.“ Die Mehrzahl der Geflüchteten in der Stadt sei durchgeimpft.

Impfen im Akkord: „Die Meisten haben verstanden, dass die Impfungen Sinn machen“

Wenig später machte das Impfmobil auch in der Unterkunft am Stachelauer Weg in Olpe Halt. In einem unmöblierten Raum wurde im Akkord durchgeimpft. Ein Stehtisch, auf dem der Impfpass gestempelt und unterschreiben wurde, zwei Stühle, auf denen sich die Impfwilligen niederließen und den Pieks in den Oberarm bekamen.

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Für den Großteil der gut ein Dutzend Personen war es auch hier die Booster-Impfung. Einer von ihnen: der 22-Jährige Ahmed Joynal. Fragen hatte er keine, die letzten Impfungen habe er ganz gut vertragen. „Deswegen können wir diese Aktion auch so zügig durchführen. Die Allermeisten haben verstanden, dass die Impfungen Sinn machen“, sagt Stefan Spieren.

Ob unterschriebene Einverständniserklärung oder Impfpass: Alle Patientinnen und Patienten waren gut vorbereitet, um einen schnellen Ablauf zu ermöglichen. Maßgeblich dazu beigetragen haben auch Andrea Lück, zuständig für die Planung und Koordination für Selbsthilfegruppenförderung beim Kreis Olpe, und Nadine Wittich, Leiterin des DRK im Impfzentrum in Attendorn. Schon 14 Tage vor der Aktion haben sie Aufklärungsgespräche geführt und darüber informiert, welche Dokumente mitzubringen sind.

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„Um so etwas durchzuführen, braucht man ein gut aufgestelltes Team: Zwei, die impfen; zwei, die dokumentieren und zwei, die organisieren“, so Spieren.

>>> IMPFZAHLEN SIND UNKLAR

„Wie viele Asylbewerber, Flüchtlinge und Wohnungslose im Kreis Olpe geimpft sind, ist unklar. Die Daten dürfen wegen des Datenschutzes nicht erhoben werden“, sagt Thomas Meier, Fachbereichsleiter Soziales in Lennestadt. Auch hier wurde gestern geimpft, von 12 Angemeldeten kamen allerdings nur vier. Meier geht in Lennestadt von einer ebenso hohen Quote wie in der übrigen Bürgerschaft aus. Die Betreuer hätten die Menschen von Beginn an auf die Wichtigkeit des Impfens hingewiesen, Infomaterial in verschiedenen Sprachen verteilt und Fahrten zum Impfzentrum organisiert. Zudem seien die meisten der 280 Asylbewerber und Flüchtlinge in der Stadt in regelmäßiger hausärztlicher Betreuung.

Nichtsesshafte bekamen anfangs das Vakzine von Johnson & Johnson verabreicht, weil so mit einer Spritze am schnellsten ein vollständiger Impfschutz erreicht werden konnte.