Kreis Olpe. Wenn Kinder im Kindergarten im Stühlchenkreis Stäbchen lutschen, dann können Ratsmitglieder das auch, oder? Glosse von Redakteur Josef Schmidt.

Hand aufs Herz, liebe Leserinnen, geschätzte Leser, erinnern Sie sich noch? Als die jamaikanische Sängerin mit Pieps-Stimme, Millie Small, mit dem Hit „My Boy Lollipop“ die Charts erstürmte? Wenn überhaupt, werden es nur die älteren Semester sein, denn der Hit erklang schon Mitte der 60er-Jahre. Aber so ist das nun mal mit den alten, auf den ersten Blick verstaubten Sachen: Sie kommen immer wieder und können auch Jahrzehnte danach von Nutzen sein.

Zurück in die Gegenwart: Wenn die Kleinen im Grevenbrücker St. Nikolaus-Kindergarten seit dieser Woche zum Gruppen-Lolli-Testen den Stühlchenkreis bilden, um das Stäbchen zu lutschen, erklingt passend dazu – na was? Millie Small und My Boy Lollipop.

Bravo, liebe Kindergärtner*innen. So führt man den Nachwuchs an wichtiges Kulturgut heran. Da ich ein großer Fan der Sängerin Alexandra bin, schlage ich vor, dass auch ihre Hits vielleicht mal als Begleitmusik genutzt werden könnten. Zum Beispiel, wenn Kinder einen Ausflug in den Wald machen und angesichts der vielen Borken-Brachen „Mein Freund, der Baum“ hören dürften.

Stäbchen rein, sauber sein

Egal. Es gibt auf jeden Fall noch viele andere Gelegenheiten, bereits erwähnten Lollipop zum Besten zu geben. Da die Impfungen gegenüber Omikron teilweise die Segel streichen, sollten die Kommunalpolitiker bei ihren regelmäßigen Ausschuss- und Ratssitzungen, natürlich auch im Kreistag, den Lollitest einführen. Um sicher zu gehen, dass niemand die eigene oder die andere Fraktion per Ansteckung lahm legt.

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Also wie die Kleinen: 15 Minuten vor den Sitzungen, nach Fraktionen unterteilt, den Stühlchenkreis bilden, My Boy Lollipop einspielen, Stäbchen rein, sauber sein. Oder auch nicht. Dann ab zum Labor nach Köln mit den Tests, und der Landrat und die Bürgermeister bekommen abends das Ergebnis. Das Prozedere könnte bundesweit Furore machen, als solidarisches Beispiel zwischen den Generationen. Ganz abgesehen davon, dass das politische Treiben dem eines Kindergartens mitunter nicht ganz unähnlich ist.