Attendorn. Thomas Bilsing, Geschäftsführer der Burg Schnellenberg, hat das Schnaps-Familienrezept neu interpretiert. Jetzt gibt’s ihn auch im Handel.

Erst liegt er süß auf der Zunge, dann schlägt der kräftige Geschmack der Fichte durch. Das Sauerland abgefüllt in Flaschen. Das genaue Rezept ist ein Familiengeheimnis. „Mein Großvater hat diese Tradition 1928 eingeführt, als er die Burg gepachtet hat“, erzählt Thomas Bilsing, Geschäftsführer der Burg Schnellenberg.

Schon damals hieß der Schnaps „Tannenspitz“. „Ich habe ihn dann in ‘Sauerländer Tannenspitz’ umbenannt. Das war 2019, als ich den globalen Schritt mit meinem Kleingewerbe gewagt habe“, erzählt Bilsing und lacht. Seit Kurzem gibt es den Schnaps auch im lokalen Einzelhandel. Sauerland verkauft sich eben immer gut.

Bis Ostern dürfen sie reifen

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Der 50-jährige Hotelier ist mit der Herstellung des Tannenspitz aufgewachsen. Dafür werden junge Fichtentriebe im nahe gelegenen Wald gesammelt, die sich vor allem im Monat Mai ausbilden.

Diese gepflückten Triebe werden mit Korn übergossen, mit ein paar streng geheim gehaltenen Zutaten angereichert und anschließend in Steinkrügen gelagert. Dort dürfen sie dann bis Ostern im darauffolgenden Jahr reifen.

Die Steinkrüge wurden mittlerweile durch verschraubbare Kanister ersetzt. Der Prozess ist aber der Gleiche geblieben. „Wir haben den Tannenspitz immer mal wieder hier im Restaurant ausgeschenkt. Und die Gäste waren immer sehr angetan davon“, so Bilsing. Also warum nicht mal außerhalb der Burgmauern denken?

Verkaufsstellen

Der Sauerländer Tannenspitz hat einen Alkoholgehalt von 25 Prozent und kostet in der 0,5-Liter Flasche 29,99 Euro.

Verkaufsstellen: Dornseifer im Alleecenter in Attendorn, Dornseifer in der Martinstraße in Olpe, Wein- und Spirituosenfachgeschäft Nicole Kost in Attendorn, Markant-Supermärkte in Schmallenberg und Landgasthof Schanze.

Weitere Eindrücke gibt es auf der Facebook-Seite „Sauerländer Tannenspitz“.

„Ich habe mir dann 200 Liter Korn bei der Brennerei Krugmann in Meinerzhagen bestellt und losgelegt.“ Rezept und Lagermöglichkeiten sind schließlich da. Und auch genügend junge Fichtentriebe. „Die pflücke ich natürlich nicht wild. Sowas ist ja schon ein Eingriff in die Forstkultur“, erzählt Bilsing.

Bequemerweise gehört seinem Bruder ein Stück Wald im Repetal, und zwar eine Naturverjüngung. Hier kommen die Triebe für den „Sauerländer Tannenspitz“ her.

„Wenn Leute hören, dass man etwas mit Fichte macht, sind sie erstmal abgeschreckt. Die denken dann an ein Kneipp-Erkältungsbad“, sagt Bilsing. Tatsächlich entstehe mit den normalen Fichtenästen eben jener Eindruck, weil sie eben sehr holzig und harzig seien. „Bei den Jungtrieben ist das aber etwas völlig anderes. Die sind frisch und haben ein tolles Aroma.“ Wenn man sie trockne, habe man auch stimmige Botanicals für einen Gin Tonic. Ganz schön vielseitig dieses Sauerland.

Produktion soll 2021 auf 500 Liter erhöht werden

Bedingt durch den Lockdown, in dem weder das Hotel noch das Restaurant öffnen darf, hat Bilsing viel Zeit. „Klar, die Azubis sind nicht in Kurzarbeit, für die mache ich momentan ein paar Stunden Corona-Entertainment pro Tag“, räumt der Hotelier ein. Aber mit dem normalen Arbeitsalltag von Vor-Corona-Zeiten sei das natürlich nicht zu vergleichen. Also füllt er seine Freizeit mit ausgiebigen Wanderungen und eben mit seinem traditionsreichen Schnaps-Hobby auf. „Letztes Jahr habe ich mir das Markenrecht für den ‘Sauerländer Tannenspitz’ gesichert. Und dieses Jahr will ich dann die Produktion auf 500 Liter erhöhen“, so Bilsings Pläne.

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Auch wenn Thomas Bilsing hauptverantwortlich für die Produktion ist, ist der „Sauerländer Tannenspitz“ ein Familienprojekt geworden. „Meine Kinder helfen mir schon beim Sammeln oder haben auch fleißig die Flaschen etikettiert“, erzählt der 50-Jährige, der Vater von zwei Söhnen (16 und 17 Jahre) und einer Tochter (20 Jahre) ist. Sie sind also in das Rezept-Geheimnis eingeweiht.

Beim puren Trinkgenuss soll für Bilsing aber noch nicht Schluss sein. „Ich könnte mir schon vorstellen, mit Konditor Markus Harnischmacher daraus gefüllte Pralinen zu machen. Oder aus den abgeschöpften Trieben, was momentan ein Abfallprodukt ist, Marmelade bzw. Gelee herzustellen.“ Der Tannenspitz von Großvater Norbert Bilsing lebt weiter. Neu interpretiert, aber genauso süß und würzig wie damals.